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Neue Ableitungen sind gestattet

Neue Ableitungen sind gestattet

Idschtihad (selbständige Rechtsfindung) will ein Gebot (aus dem Qur'an und aus anderen verlässlichen Quellen) für die aktuelle Zeit ableiten und anwenden. So kann der Mudschtahid17 eine neue Schlussfolgerung ziehen, auch wenn er und andere früher anders entschieden. Dies ist im Islam gestattet, denn sie ist eine neue Folgerung, aber sie ist keine Bidat18 in der Islam-Religion. Bidat wird als eine der größten Sünden im Islam betrachtet. Hinsichtlich Bidat sagt eine Überlieferung (Hadith): "Wer einen Bidat-Mann besucht, hat wahrhaft seine (Islam-) Religion ruiniert."

Das heißt, es ist verboten, einen Mann zu Rate zu ziehen, der eine Bidat-Sache in die Islam-Religion einführt. Es gibt auch die andere

17 Mudschtahid ist derjenige, der zur selbstständigen Rechtsfindung (Idschtihad) qualifiziert ist.

18 Revision, Abänderung

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Hadith, in der das Wort "fabahituhum" für den Bidat-Denker gebraucht wurde.

Das arabische Wort "buht" hat zwei Implikationen. Die eine Implikation ist "irreführen, irremachen" (oder: verblüffen, bestürzen, in Erstaunen setzen) und so wird "buht" in der qur'anischen Diskussion zwischen Abraham und den Tyrannen seiner Zeit verwendet, und die Qur'an-Stelle besagt: "Das verwirret den Ungläubigen!", (HEILIGER Qur'an, Sure 2, Vers 258) Das heißt, er war von Abrahams Logik verwirrt und verblüfft.

Die zweite Implikation ist "Unheil, Unglück" oder "falsche Beschuldigung (Verleumdung)", was auch im Qur'an zu finden ist, worin gesagt wird: "Gelobt bist Du (O Gott), dies ist eine große Verleumdung. " (Heiliger Qur'an, Sure 24, Vers 16)

Der verstorbene Scheich Ansari behauptet ausdrücklich in einer Textstelle, dass "bahituhum" bedeutet, gegen die Ungläubigen mit starker Logik anzutreten, sie zu verblüffen und sie in der gleichen Weise schuldig zu beweisen, wie Abraham mit Nimrod debattierte und ihn verwirrte (und verblüffte). Einige andere haben es jedoch so interpretiert: Hat man mit Bidat-Männern zu tun, darf man Lügen erzählen und falsche Anschuldigungen machen, um sie zu verdammen, d.h. es könnten unheilige Mittel angewendet werden, um ein heiliges Ziel zu erreichen. Aber diese (Inerpretation) kann von Männern mit gesunder Vernunft niemals akzeptiert werden!

Die Probleme und die betrügerischen Machenschaften der menschlichen "Ideale" sind erstaunlich. Zuweilen täuscht das Unterbewusst-sein den Menschen in solch einer Weise, dass er das selber nicht erkennt. Beispielsweise, in der Nacht vor dem Geburtstag des Heiligen Propheten Mohammed (s.) kann man (angeblich!) eine Sünde oder Laster begehen, um damit den Propheten zu erfreuen19, aber der Prophet hat solch ein sündhaftes Verhalten gerügt.

19 Dies wird hier als Beispiel eines alten Aberglaubens aufgezeigt

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Es wird eine Geschichte erzählt, dass einstmals ein Mann in ein Wirtshaus ging und für einen Groschen Wein verlangte. Der Schank-mann sagte, dass ein Tropfen Wein nicht betrunken mache. Aber der Gast sagte, die Berauschung wäre die gleiche wie bei einer großen Menge Wein. Der Gast verlangte den Tropfen Wein, um Trunkenheit vorzutäuschen und um zu tun, was ihm beliebte. Das gilt auch für einige Leute heutzutage. Sie suchen nach Vorwänden, um ihre Ziele zu verwirklichen. Beispielsweise beleidigen sie und schütten Unheil über ihre Gegner, indem sie diese der Bidat (unerlaubten Neuerung) beschuldigen und unter der Meinung, dass man gegen alle Bidat-Denker mit Lügen und Verleumdung vorgehen dürfe. Was wird mit der Islam-Religion geschehen, wenn sich solch eine Haltung durchsetzt?

Als Abu Huraira Statthalter Muawiyas in Medina war, brachte eines Tages ein Mann Zwiebeln auf den Markt, aber niemand wollte sie kaufen. Der Händler traf Abu Huraira und bat ihn, ein gutes Werk zu tun, damit er eine Vergütung für die unverkauften Zwiebeln erhalte. Der Händler sagte, er sei ein Muslim, und er hätte erfahren, Zwiebeln seien in Medina knapp, und so habe er all seine Habe verkauft, habe dafür Zwiebeln erworben und sie nach Medina gebracht; aber nun seien die Zwiebeln am Verderben, weil die Medinenser sie nicht kauften. Abu Huraira bat ihn, die Zwiebeln zu einer gewissen Stelle zur Zeit des Freitags-Gottesdienstes zu bringen. Abu Huraira wandte sich an die Leute und sagte: "O Leute ! Ich hörte den geliebten Gottesgesandten sagen: ,Wer immer Zwiebeln aus Akka in Medina isst, wird dadurch eindeutig ins Paradies eintreten.' " Als die Leute diese (falsche) Überlieferung (Hadith) hörten, kauften sie innerhalb einer Stunde all diese Zwiebeln und Abu Hurairas Gewissen war befriedigt, dass er einen muslimischen Gläubigen vor dem Ruin gerettet habe.

Falsche Hadithe dieser Art sind zahlreich. Vielleicht fünfundneunzig Prozent der Hadithe werden über die Vorzüglichkeiten von bestimmten Städten (Siedlungen) und anderen Örtlichkeiten erzählt. Sie wur-

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den tatsächlich fabriziert, um einigen Leuten Profit zu bringen. Beispielsweise soll der Prophet angeblich gesagt haben: "Die beste aller Städte ist Baihag." Es ist ganz klar, dass einige Einwohner von Baihag diese Hadith erfanden, um daraus zu profitieren. Wie konnte denn der Heilige Prophet Mohammed (s.) über eine solch weit entfernte Stadt im Iran nachdenken? Diese falschen Hadithe haben die Islam-Religion besudelt.

Die Eigenschaften und echten Hadithe der Propheten erlauben niemals, mit falschen Mitteln zur Wahrheit zu gelangen. Warum folgte Ali einer starren Politik und lehnte Einflüsterungen von Ibn Abbas, Mughairah Ibn Schubah und dergleichen ab, wiewohl seine Ziele zweifelsohne heilig waren? Es wird berichtet, daß Mughairah dem Imam und Kalif Ali vorschlug, zu Beginn dessen Kalifats (658) indifferent zu Muawiya zu sein und ihm seine Position (als Gouverneur von Syrien) zu belassen und ihn erst abzusetzen, wenn sich das Kalifat gefestigt habe. Imam Ali (a.) lehnte diesen Vorschlag ab und sagte, falls er Muawiya als Gouverneur (in Syrien) belasse, selbst nur für eine kurze Zeitspanne, würde es bedeuten, dass er ihn als korrekten Mann akzeptiere, wenigstens für diese Zeitspanne. Er fügte hinzu, er wisse, Muawiya sei boshaft, und er möchte nicht das Volk belügen und ihn dem Volke vorsetzen. Mughairah sah, dass sein Vorschlag Imam Ali (a.) nicht beeinflusste, und er versicherte, Ali verhalte sich richtig, und er widmete sich wieder den eigenen Geschäften. Ibn Abbas sagte später, dass Mughairahs Vorschlag tatsächlich dessen Meinung war, aber weil sich dieser (später) Muawiya anschloss, bezweifelte er, Mughairah meine es ernst mit der Aussage, Imam Ali verhalte sich korrekt.

Imam Alis Standhaftigkeit in solchen Angelegenheiten war wegen der Tatsache, dass er den Wegen und Manieren der Propheten folgte und eine Politik des Betruges für falsch hielt. Die Vorgänger Alis (nämlich Abu Bakr, Omar und Osman) werden Genies genannt, weil sie jegliche Mittel benutzen, um ihre Ziele zu erreichen, und Alis Politik wurde von einigen abgelehnt, weil er zur Verwirklichung seines Zieles nur zu wahren und legitimen Mitteln griff.

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Eines Tages kam ein Vertreter eines arabischen Stammes zum Heiligen Propheten Mohammed (s.) und behauptete, die Stammesleute würden den Islam unter drei Bedingungen annehmen:

1.) Wenn es ihnen erlaubt wäre, ihre Götzen noch für ein Jahr zu verehren und anzubeten.

2.) Wenn sie das tägliche rituelle Gebet nicht zu machen bräuchten, denn das wäre zu hart für sie.

3.) Wenn sie davon befreit wären, ihre großen Götzen mit ihren eigenen Händen zu zerstören.

Der Heilige Prophet erwiderte, die ersten beiden Bedingungen müsse er ablehnen, aber die dritte Bedingung würde er annehmen. Wiewohl der Prophet nicht gern auf den Stamm verzichtete, der zum Islam konvertieren wollte und so die Schar der Muslime verstärken würde, machte er ihnen nicht das Zugeständnis, noch für ein Jahr ihre Götzen zu verehren. Hätte er die erste Bedingung akzeptiert, hätte er tatsächlich den Götzenkult bestätigt und dem konnte er nicht einmal für vierundzwanzig Stunden zustimmen. Gleicherweise, hätten sie den Propheten gebeten, ihnen nur für vierundzwanzig Stunden das rituelle Gebet zu erlassen, so hätte er das sofort abgelehnt.

Noch erstaunlicher ist: Einige Leute gebrauchen nicht allein unheilige und illegitime Mittel, sondern sie beuten der anderen Unwissenheit und Nachlässigkeit aus, um damit die Wahrheit und Religion zu stützen und zu stärken. Beispielsweise gibt es eine erdichtete Geschichte, die hochedle Mutter des vierten schiitischen Imams20 Zain-ul-Abideen sei bei der Tragödie zu Kerbela dabeigewesen. Einige Leute glauben diese Geschichte, während Geschichtsbücher und Ü-berlieferungen erzählen, sie wäre schon bei der Geburt des Babies gestorben. Kein einziges Buch über die Kerbela-Tragödie erwähnt, sie wäre dabei gewesen. Aber einige Volksprediger meinen, weil das

20 Zain-ul-Abideen bedeutet „Zierde der Gottesdiener"; er wird auch „Sadschad" genannt (der sich Niederwerfende).

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Volk die Geschichte gerne höre und glaube, solle sie wiederholt und betont werden, unabhängig davon ob sie echt sei oder nicht. So eine Auffassung ist nicht korrekt. Wir (die Gelehrten und die Prediger) sind verantwortlich, das Volk aus seinem tiefen Schlaf der Unwissenheit aufzuwecken und dies ist eine der Eigenschaften des Heiligen Propheten Mohammed (s.). Imam Ali (a.) deutet darauf mit den folgenden Worten hin:

Der Prophet war wie ein wandernder Arzt, der seine Salben zubereitet hatte und seine Instrumente erhitzt hatte. Er gebrauchte sie, wo immer das Bedürfnis entstand, blinde Herzen, taube Ohren und stumme Zungen zu heilen. Er folgte mit seinen Medizinen den Flecken der Nachlässigkeit und den Stätten der Verwirrung. Die Leute nahmen nicht Licht von den Lichtern seiner Weisheit, noch schufen sie eine Flamme von dem Feuerstein seines funkensprühenden Wissens. In dieser Sache sind sie wie grasendes Rindvieh und wie harte

Steine. (Quelle: Nahdsch-ul-Balagha, Rede Nr. 108 Seite 156, Ausgabe Abhi Saleh)

Der Heilige Prophet gebrauchte heftige Gewalt in einigen Situationen und benutzte Salben (für geistige Wunden) in anderen Situationen, d.h., er verhielt sich sehr streng mit fester Entschlossenheit, und er war auch ganz milde, wenn es zu anderen Situationen passte; und beide Verhaltensweisen zielten darauf ab, das Volk aufzuwecken. In der Tat, er wandte moralische Prinzipien an, wo sie als Mittel dienen konnten, die Leute wach zu machen, und er gebrauchte das Schwert (Gewalt und Autorität), wo es helfen konnte, die Leute voranzubringen.

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