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ÜBEREINSTIMMUNG (AL-EJMA')

Traditionell ist eine der Quellen für das Verständnis des Islam die Übereinstimmunge (Al-Ejma') genannt. Nach  schiitische Denken ist das Al-Ejma' oder die Überein-

stimmung aller Menschen oder einer bestimmten Gruppe, z.B. islamischer Gelehrter, alleine als Beweis nicht ausreichend. So wie eine Person Fehler machen kann, können auch einige Personen oder tausende Personen oder sogar die ganze Menschheit, Fehler machen. Aber wenn alle Muslime oder muslimischen Gelehrten auf eine Weise übereinstimmen, daß diese Übereinstimmung auf der Tradition beruht, kann man diese als Beweis anerkennen, und damit das Gebot Gottes verstehen. Zum Beispiel, wenn wir durch Nachforschungen erkennen, daß alle Muslime zur Zeit des Propheten auf die gleiche Weise ihre Gebete verrichteten, können wir daraus schließen, daß ihre Art und Weise entsprechend der des Propheten war, d.h. sie es so vom Propheten gelernt haben. Sonst gäbe es keinen Grund fur ihr gleichartiges Verhalten. Es ist nicht vorstellbar, daß sie alle zufällig und blind so handelten, oder sie alle entgegen dem wahren Gebot des Islam handelten und der Prophet es ihnen nicht verwehrt hat. Denn wenn der Prophet es ihnen verwehrt hätte, gäbe es bestimmt mindestens eine kleine Gruppe, die der Meinung des Propheten folgten und den anderen widersprächen.

So also gilt nach schiitischer Ansicht das Ejma' alleine nicht als ein Beweis. Es ist nur dann gültig, wenn es mit der Tradition übereinstimmt. Also immer, wenn es eine Übereinstimmung unter den Muslimen gibt, aber diese in der Tradition des Propheten oder im Koran keine Bestätigung findet, ist diese Übereinstimmung nicht rechtmäßig. Zum Beispiel, wenn in unserer heutigen Zeit die Muslime in einer Frage übereinstimmen, diese aber nicht im Koran oder der Tradition ihre Entsprechung findet, so kann der islamische Rechtsgelehrte nicht, nur weil alle es so sagen, auch auf diese Weise urteilen.

In der Geschichte finden sich viele Fälle, sowohl auf religiösen als auch nichtreligiösen Gebieten, in denen die Menschen an etwas glaubten, was sich später aber als falsch herausstellte (wie z.B. das die Erde flach ist, oder das sich die Sonne um die Erde dreht.)

Es sind nur der Koran und die Tradition, die ohne Zweifel richtig und vor jedem Irrtum und Fehler bewahrt sind.

Diese Methode dynamisierte das schiitische Denken, sodaß jede Generation schiitischer Gelehrter oder jeder Einzelne von ihnen fähig ist, und in Wahrheit dazu verpflichtet ist, sich an die wichtigen Quellen, d.h. den Koran und die Tradition zu wenden, und mit Hilfe der Vemunft und der richtigen Methoden der Beweisfuhrung und Schlußfolgerung wissenschaftlich und unabhängig forschen und eine selbstständige Entscheidung (Al-Ejtehad) über eine Rechtsfrage treffen kann. Die Ejtehad, d.h. die selbstständige Entscheidung ist aus diesem Grund bei den Schiiten nie verworfen worden. Die Schiiten sind aber der Ansicht, daß die Meinung (Fetwa) eines islamischen Rechtsgelehrten, auch wenn er einen hohen Rang besitzt, nicht vor der wissenschaftlichen Diskussion geschützt ist. D.h., jede Fetwa kann auf wissenschaftlichem Wege kritisiert werden. Natürlich kann sich der Forscher auf dem Gebiet der islamischen Rechtslehre, wie in jedem anderen wissenschaftlichen Fachgebiet, vor einer Entscheidung sowohl an die wichtigen Quellen, als auch an die Werke und Meinungen früherer und jetziger Wissenshaftler auf diesem Gebiet wenden und diese beachten.

3. KAPITEL: DIE GLAUBENSLEHRE DES ISLAM

Im Laufe der Geschichte des Islam stimmten die Muslime in aller Welt, trotz einiger Unterschiede und Verschiedenheiten in den wesentlichen Glaubensfragen, in vielen sekundären praktischen Fragen überein. Einerseits haben der Koran und der hohe Charakter des geehrten Propheten und andererseits die herzliche Zuneigung und Ergebenheit für beide, die Muslime vereinigt und sie zu einer Einheit mit eigener Identität, eigenem Schicksal, Ziel und Erbe gemacht. Die Gegner des Islam, die bestrebt sind, den Islam zu vernichten sowie auch die Probleme der jeweiligen Zeit, hatten für das Erwachen und die Intensivierung der Einheit und Bruderschaft unter den Muslimen eine große Bedeutung. Die Einladung des Korans und des Propheten zu Einheit und Bruderschaft wurde schon immer von den großen Gelehrten der verschiedenen islamischen Glaubensrichtungen betont.

Alle Muslime glauben an den einen einzigen Gott, alle bisher gesandten Propheten und im Speziellen an die Mission des Propheten Mohammad (s.a.a.s), welcher der letzte gottgesandte Prophet ist, an den Tag der Auferstehung und das Jüngste Gericht für alle Menschen. Dieses sind die wichtigsten Glaubensgrundsätze des Islam, an die alle Muslime glauben. Die Ansicht eines nichtmuslimischen Beobachters über die Einheit zwischen den Sunniten und Schiiten, wird in dem folgenden Satz zum Ausdruck gebracht:

Seit der Islamischen Revolution in Iran, wissen alle, daß die Schiiten Muslime sind und wie die Sunniten an einen einzigen Gott, den Koran, den Propheten

Mohammad (s.a.a.s.), den Tag der Auferstehung und das Jüngste Gericht glauben, sowie gleiche Pflichten haben, wie die täglichen Gebete, das Fasten, die Pilgerfahrt nach Mekka, die Almosensteuer und den Jihad (den Kampf auf dem Wege Gottes). Diese Gemeinsamkeiten sind wichtiger als die Verschiedenheiten. Z.B. gibt es heute aus theologischer Sicht kein Problem, wenn ein Schiite an einem sunnitischen Gemeinschaftsgebet teilnimmt oder umgekehrt, obwohl es viele Schwierigkeiten in der Vergangenheit gab und auch heute noch gibt.[25]

Nun wollen wir zunächst die Grundsätze des Islam untersuchen und danach einige Glaubensansichten der Schiiten betrachten.

DIE GLAUBENSGRUNDSATZE

 1. DIE EINHEIT GOTTES / TAWĤID

Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammad ist sein Prophet - La illaha illallah Mohammad rasulullah-. Jeder, der diese beiden Sätze sagt, wird als Muslim bezeichnet. Alle Muslime glauben daran, daß Gott einzig und allein ist; er hat keinen Partner, kein Kind und keine Frau. Er ist der Erste, der Letzte und der Immerwährende. Er ist allwissend, allmächtig und allgegenwärtig. Dem Koran zufolge ist Gott dem Menschen näher als des Menschen Halsschlagader. Er ist mit den Augen nicht sichtbar, und der menschliche Verstand kann ihn nicht begreifen. Imam Ali (a.s.) sagt zu Gott in einem seiner Gebete:

"0 Gott ! Ich bitte Dich bei Deinen Namen Allah, der Barmherzige, der Gnädige. O Du, der Gewaltige, der über sich selbst stehende und Du der Ewige, es gibt keinen Gott außer Dir."

Die göttliche Gerechtigkeit

Neben   der   Einheit   Gottes,   legen   die   Schiiten   bei   den Eigenschaften Gottes besonderen Nachdruck auf die göttlich Gerechtigkeit. Natürlich glauben alle

Muslime daran, daß Gott gerecht ist und keinem seiner Geschöpfe Unrecht zufugt. Diese Wahrheit wurde deutlich im Heiligen Koran erwähnt, wie z.B.

"daß Gott nicht gewohnt ist, den Menschen Unrecht zu tun." (3:182,8:51,22:10)

"Gott ist nicht gewohnt, den Menschen Unrecht zu tun." (41:46)

"Gott tut (bei der Vergeltung im Jenseits) nicht im Gewicht eines Stäubchens (den Menschen) Unrecht." (4:40)

"Gott begeht keinen Frevel gegen die Menschen. Diese begehen Frevel vielmehr gegen sich selbst" (10:44)

Außer der Bedeutung des Wesens Gottes, ist fiir die Betonung der göttlichen Gerechtigkeit durch die Schiiten auch folgendes wichtig,: eine Gruppe der sunnitischen Theoretiker glauben daran, daß es keine objektiven und unabhängigen Prinzipien für die guten oder schlechten moralischen Handlungen gibt. Nach ihrer Ansicht gilt das als gut, was Gott tut oder befieht. Nach dieser Meinung ist alles, was Gott tut oder befiehlt, gut und gerecht. Sie glauben daran, daß wenn Gott von uns verlangt zu lügen, dann ist Lügen gut. Und wenn Gott Fromme und Gläubige in die Hölle schickt, dann ist das gerecht. Natürlich glauben sie daran, daß uns Gott zur Wahrhaftigkeit einlädt und die Frommen nicht in die Hölle schickt. Und zwar aus dem Grund, daß es so Gottes Entscheidung ist und wenn er auch anders entscheidet, auch das gerecht ist.

Diese Gruppe sunnitischer Theoretiker nennt man "Aschae're". Sie glauben daran, daß die Menschen nicht frei sind und, daß alles, was sie tun, in Wirklichkeit Gott tut und sie keine Rolle dabei spielen. Sie sind nur das Mittel, mit Hilfe dessen Gott seine Handlungen ausführt.

Die Schiiten und einige andere Gruppen sunnitischer Theoretiker, wie z.B. die "Mo'tazeleh", glauben daran, daß gut oder schlecht und gerecht oder ungerecht, objektiv sind und es vernünftige Prinzipien für das moralische Urteil gibt. Mit anderen Worten glauben sie an das wirklich Gute und Schlechte. Sie glauben daran, daß in Wirklichkeit ein Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit besteht und Gott uns nicht unbegründet befiehlt gut zu sein und von uns auch nicht fordert, unseren Feinden Unrecht zuzufügen. Sie glauben im Gegensatz zu den "Aschae'reh" daran, daß die Menschen frei und für ihre Handlungen verantwortlich sind. Natürlich glauben die "Mo'tazeleh" an "Tafwid'", d.h., sie glauben daran, daß Gott den Menschen, trotz seiner Herrschaft und Macht erlaubt, daß sie selbst über ihre Handlungen frei entscheiden, aber ihre Freiheit und Macht beschränkt ist. Ihre Handlungen und Freiheiten stehen immer unter der Herrschaft und Macht Gottes. Dies wird deutlich in der bekannten Aussage von Imam Sadeq (a.s.):

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