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Friday 29th of March 2024
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Der Regierungsauftrag Imam Alis (a.s.) an Malik al-Aschtar

Der Regierungsauftrag Imam Alis (a.s.) an Malik al-Aschtar

Dies sind die Regierungsgrundlagen, auf die Ali (a.s.) , Diener Gottes, Sohn des Abu Talib, Malik al-Aschtar, Sohn des Hareth, bei dessen Ernennung zum Gouverneur von Ägypten verpflichtet. Malik al-Aschtar wird beauftragt, Steuern einzutreiben, die Feinde zu bekämpfen, sich für die Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung Ägyptens einzusetzen und für das Gedeihen des Landes Sorge zu tragen. Ali weist Malik an, seine Frömmigkeit vor Gott zu bewahren, der Gehorsamkeit Gott gegenüber Vorrang zu geben und die Gebote und Verbote der Schrift (Koran) und ihrer Überlieferungen zu befolgen; denn diese führen allein zu Glückseligkeit, während jeder, der gegen sie verstößt, im Unheil endet. Er (Imam Ali) beauftragt Malik, Gott, dem Gepriesenen, mit Leib und Seele zu dienen, denn er - möge sein Name gepriesen sein hat versprochen, seinen Helfern beizustehen und denen, die ihm Verehrung entgegenbringen, Würde zu verleihen.

Er (Imam Ali) gibt ihm weiter den Auftrag, seine Wünsche zu mindern und zu zügeln, weil ungehöriges Verlangen ihn zum Unrecht hintreibt, es sei denn, daß der gnadenvolle Herrgott ihm zu Hilfe komme.

Und nun, oh Malik, sei auf der Hut!

Ich entsende Dich (als Gouverneur) in ein Land, in welchem zuvor schon sowohl die Gerechtigkeit, als auch die Despotie geherrscht haben. Zweifellos werden die Volksmassen über Dein Wirken genauso urteilen, wie Du über das Wirken der früheren Staatsmänner. Sie werden über Dich in gleicher Weise reden, wie Du es über die ehemals Regierenden tatest.

Den Gerechten und Aufrichtigen wird man jedoch daran erkennen, ob er nach Gottes Wort handelt.

Mögen Deine kostbarsten und liebsten Schätze im gerechten und aufrichtigen Handeln bestehen. Beherrsche Deine Leidenschaften und zügle sie im Angesicht dessen, was Dir nicht erlaubt wurde. Übe um der Gerechtigkeit willen strenge Selbstbeherrschung, ob es Dir nun genehm oder nicht genehm erscheint. Schließe das Volk in Dein Herz und empfinde ihm gegenüber aufrichtige Liebe, Zärtlichkeit und Freundschaft. Möge Gott Dich davon abhalten, wie ein Raubtier auf Beute zu lauern!

Bedenke, daß das Volk aus zweierlei Gruppen besteht: die einen sind Deine Brüder im Glauben, die anderen sind zumindest menschliche Wesen wie Du. Es kommt vor, daß sie (beide Gruppen) Verfehlungen begehen oder einer Schwäche erliegen, willentlich oder versehentlich eine Sünde begehen; dann mögest Du ihnen Deine Nachsicht und Vergebung nicht vorenthalten, genauso, wie Du Nachsicht und Vergebung von Gott erwartest, denn Du stehst über ihnen und der, der Dich zum Gouverneur ernannt hat (Imam Ali), über Dir, Gott jedoch über ihm. Er (Imam Ali) hat Dich dazu aufgefordert, die Angelegenheit des Volkes zu vertreten. Das Volk ist also ein Prüfstein für Deine Taten.

Denke nicht daran, Malik, Gott den Krieg zu erklären, denn Du kannst weder seine Strafe ertragen noch auf seine Vergebung und Gnade hoffen. Empfinde niemals Reue, wenn Du Vergebung geübt, und niemals Freude, wenn Du eine Strafe verhängt hast. Eile nicht dem Zorn entgegen, dem Du entweichen kannst. Denke niemals bei Dir: "Ich bin der Befehlshaber und gebe den Befehl, mir muß man gehorchen!" Denn solch ein Gedanke korrumpiert das Herz und den Verstand, schwächt den Glauben und führt die Regierung in den Abgrund.

Wenn Deine Macht Dich zu Arroganz und Prahlsucht verführen sollte, dann denke an das unermeßliche Reich Gottes und seine Allmacht über das, worüber Du nicht zu entscheiden hast. Solche Überlegungen werden Deine Maßlosigkeit und Deinen Jähzorn beruhigen und eindämmen und Dich wieder zur Vernunft bringen. Achte darauf, nicht mit seiner Allmacht zu wetteifern und Deine Macht der seinen entgegen zustellen, denn Gott wird jeden arroganten und gnadenlosen Tyrannen demütigen.

(Oh Malik), sei gerecht gegenüber Gott und dem Volk einerseits und Dir, Deiner nahen Verwandtschaft und Deinen Freunden andererseits. Unterdrücke die Volksmassen nicht und lasse nicht zu, daß Deine Verwandten und Freunde sie in Deinem Namen unterdrücken. Wer immer die Geschöpfe Gottes unterdrückt, wird sich die Feindschaft Gottes genauso zuziehen wie die Gegnerschaft jener, die er unterdrückt hat. Jeder Tyrann und Unterdrücker befindet sich im Krieg gegen Gott, es sei denn, daß er Reue zeigt und von der Unterdrückung abläßt.

Bedenke, Malik, daß nichts in der Welt so wirkungsvoll Gottes Segnungen in Zorn umwandelt und nichts seine Vergeltung schneller hervorruft als Unterdrückung und Tyrannei über seine Geschöpfe. Denn der barmherzige Gott hört die Schreie und Gebete jener, die unter dem Stiefel der Grausamkeit und Tyrannei zertreten werden, und lauert auf die Unterdrücker.

Du solltest Dich ausschließlich für eine Politik entscheiden, die weder zu hart noch zu milde ist, eine Politik, die auf Gerechtigkeit basiert und weit und breit geschätzt wird, eine Politik, die die Zufriedenheit des Volkes nach sich zieht. Bedenke, daß das Mißfallen der Allgemeinheit, d.h. der einfachen Menschen, der Habenichtse und Unterdrückten mehr zählt als der Beifall und die Zufriedenheit der privilegierten Schicht; das Unbehagen dieser jedoch verliert gegenüber der Zufriedenheit der Allgemeinheit seine Bedeutung.

Bedenke, Malik, daß diese privilegierte Schicht der Abschaum der menschlichen Gesellschaft ist. Ihre Sattheit und Selbstzufriedenheit macht sie unbeweglich, und in den Stunden der Not und des Leids nützen sie Dir am wenigsten. Vor allem verabscheuen sie die Gerechtigkeit. Unablässig verlangen sie mehr, empfinden jedoch niemals eine Verpflichtung aufgrund der ihnen erwiesenen Wohltaten; werden ihre Forderungen gerechterweise abgelehnt, so werden sie niemals einen vernünftigen Grund akzeptieren. Ändert sich die Zeit, wirst Du sie niemals zuverlässig, treu und loyal finden.

Dagegen sind die einfachen Menschen, die Armen, die Randgruppen unserer Gesellschaft, die Pfeiler des Islam. Sie bilden in ihrer Geschlossenheit und Solidarität die wahre Gemeinschaft der Muslime und sind die in Bereitschaft stehende Kraft gegenüber den Feinden. Sie sollen Deine Anhänger sein, während Du Dir ihr Vertrauen und ihre Sympathie erwerben sollst.

Verachte und distanziere Dich von denen, die Skandale hervorrufen, Fehler nur bei anderen finden und Gerüchte über sie verbreiten; diese betrachte als Feinde des Staates. Es ist jedoch die Pflicht der Regierung, über geringe Mängel hinwegzusehen, denn jeder Mensch hat Fehler und Schwächen. Du solltest nicht nach Schwächen forschen, die vor Dir verborgen sind; überlasse das Gott! Du mußt versuchen, den Menschen, deren Schwächen Du bemerkst, zu helfen, ihre Fehler zu erkennen und zu überwinden. Versuche nicht, die Schwächen der Menschen herauszustellen, dann wird Gott Deine eigene Schwäche bedecken und abschirmen, von der Du nicht willst, daß sie der Öffentlichkeit bekannt wird.

Gib den Menschen keinen Anlaß, einander zu beneiden. Versuche, gegenseitiges Mißtrauen, Feindschaft und Haß unter dem Volk zu beseitigen. Sei unparteiisch und gerecht in Deinem Handeln gegenüber anderen; sei vorsichtig, damit nicht Deine Person, Position und die von Dir erwiesene Gunst zu Quellen der Eifersucht und Bosheit werden. Laß niemanden sich Dir nähern, der Deine Nähe und Gunst nicht verdient. Erniedrige niemals Deine Würde und Dein Ansehen.

Suche niemals einen Vorwand, um Vergeltung üben zu können, und beharre nicht auf Dingen, von deren Richtigkeit Du nicht eindeutig überzeugt bist.

Bedenke, daß Denunzianten und Menschen, die Skandale hervorrufen, eine gemeine und hinterlistige Gruppe bilden, auch wenn sie sich bemühen vorzutäuschen, sie wollten das Gute und wären aufrichtige Berater. Den Neuigkeiten, die sie verbreiten, solltest Du nicht glauben, und den Rat, den sie anbieten, solltest Du nicht annehmen, denn sie sind Verschwörer. Nimm keinen Ratschlag von einem Geizigen an, denn er versucht nur, Dich von Akten der Nächstenliebe, Selbstaufopferung und anderen guten Taten abzuhalten. Er will Dir Angst vor Armut und Verelendung einjagen. Erlaube ebenfalls den Feiglingen und Schwächlingen nicht, als Deine Berater zu fungieren, denn sie werden Dich bei der Ausführung Deiner Aufgaben entmutigen.

Meide auch gierige und begehrliche Menschen, die nach einer Stellung als Berater streben, denn sie werden die Gier zu einer Tugend ausschmücken, die Dich bewegt, die Gemeinschaft auszubeuten und die Menschen zu unterdrücken und zu tyrannisieren, um Dir ihr Hab und Gut anzueignen. Bedenke, daß Geiz, Feigheit, Gier drei Charaktereigenschaften sind, die nur aus einem Mangel an Gottvertrauen und Glauben entstehen.

Die schlimmsten und ungeeignetsten Minister würden diejenigen sein, die schon vor Deiner Zeit unter den tyrannischen Herrschern Ministerposten innehatten und an den Greueltaten und wüsten Grausamkeiten vorheriger Regierungen beteiligt waren. Solche Menschen sollten nicht Dein Vertrauen und Deine Freundschaft besitzen, denn sie sind Komplizen der Sünder und Brüder der Unterdrücker. An ihrer Stelle kannst Du leicht Menschen finden, die ebenso kompetent und gelehrt sind, jedoch keine sündigen und kriminellen Charakterzüge entwickelt haben; sie haben weder die Despoten unterstützt noch den Sündern bei ihren verbrecherischen Taten beigestanden. Solche Menschen werden Dir weniger Ärger bereiten; sie werden Dir vielmehr die größte Hilfe sein. Sie werden Dir gegenüber aufrichtig sein und nicht zum Feind hinüberschielen, wenn Du sie in Dein Vertrauen ziehst. Solche Menschen solltest Du als Vertrauenspersonen bei Deinen geheimen und öffentlichen Angelegenheiten wählen.

Schenke nur denjenigen unter diesen aufrichtigen und menschlichen Gefährten Dein volles Vertrauen, die Dir die bittere Wahrheit ohne Furcht vor Deiner Person und Stellung ungehindert sagen können und sich weigern, Dir zu helfen oder Handlungen auszuführen, die nicht mit Gottes Willen in Einklang stehen.

Als Deine Gefährten und Freunde sammle aufrichtige, wahrhaftige und fromme Menschen um Dich. Lehre sie, Dir nicht zu schmeicheln oder Dich zu loben, ohne daß Du es verdient hättest, denn Schmeichelei und falsches Lob schaffen Arroganz und Überheblichkeit und lassen den Menschen den Überblick über das tatsächliche Ich und die eigenen Pflichten verlieren.

Du solltest gute und schlechte Menschen nicht gleich behandeln, denn auf diese Weise wirst Du die guten Menschen entmutigen, während Du die schlechten ermutigst, ihre Bosheiten fortzusetzen. Du solltest jeden so behandeln, wie es seinen Taten entspricht.

Bedenke, Malik, daß ein Gouverneur nur dann Vertrauen und Wohlwollen in den Herzen des Volkes erwecken kann, wenn er diesem Volke gegenüber Güte und Gunst, Rücksicht und Milde walten läßt, seine Sorgen und Probleme verringert, es nicht grundlos verdrießt und niemals Dinge von ihm verlangt, die über seine Fähigkeit hinausgehen. Du sollst nur das tun, was im Volke Optimismus und das Vertrauen zu Dir wachruft, denn das Vertrauen des Volkes beseitigt Schwierigkeiten und erleichtert Dich um viele Sorgen und Beklemmungen. Derjenige sollte sich Deines Vertrauens und Deiner Freundschaft erfreuen, dem Dein Handeln genehm ist; Menschen, denen Dein Handeln nicht gefällt, solltest Du hingegen mißtrauen.

Laß nicht die geschätzten Traditionen außer acht und brich nicht mit jenen Regeln und Normen, weiche von den Oberhäuptern dieser Glaubensgemeinschaft stammen und Einheit und Freundschaft unter den verschiedenen Gesellschaftsschichten gestiftet sowie sich als Wohltat für das Volk erwiesen haben. Verletze diese bewährten Regeln und Traditionen nicht, und führe nicht an ihre Stelle Neuerungen ein, welche sie beeinträchtigen. Die Belohnung (für jene Traditionen) werden die bekommen, die sie eingeführt haben, und die Bestrafung für einen Bruch mit ihnen würde Dein Los sein.

Bemühe Dich verstärkt um konstruktiven Gedankenaustausch und Auseinandersetzung mit den Gelehrten, Wissenschaftlern und Weisen, um die Ordnung in Deinem Einflußbereich herzustellen, für das Wohl aller Sorge zu tragen und das, was zuvor dem Zusammenhalt des Volkes diente, weiterzupflegen. Bedenke, Malik, daß das Volk aus einigen Gruppen besteht. Die einen können ohne die anderen ihre Aufgaben nicht sinnvoll erfüllen; sie sind einander unentbehrlich.

Diese Gruppen sind: Die Soldaten der Armee Gottes und die öffentlichen und privaten Sekretäre. Die dritte Gruppe besteht aus den Richtern, die das Gerichtswesen verwalten und für die Gerechtigkeit Sorge tragen. Die gerechten Beamten und Verwalter gehören der vierten Gruppe an. Eine weitere Gruppe bilden die Muslime, die ihre Steuern zahlen, welche zuvor von der Verwaltung festgelegt wurden, während die Nicht-Muslime dem Staat anstelle der Steuern Tribut leisten. Die nächste Gruppe setzt sich aus denjenigen zusammen, die Handel und Handwerk betreiben. Die letzte, jedoch nicht die kleinste Gruppe, sind die Armen und Habenichtse (die als die niedrigste Schicht der Gesellschaft gelten). Der barmherzige Gott hat für jede Gruppe Rechte und Pflichten festgesetzt, die entweder in seinem Buch (dem Koran) niedergeschrieben oder durch die Überlieferungen des Propheten erklärt worden sind. Sie bilden ein vollständiges Gesetzeswerk, das uns gegeben worden ist.

Die Aufgabe der Soldaten besteht nach Anweisung Gottes darin, wie eine starke Festung die Volksmassen zu schützen; sie sind der Schmuck der Staatsmänner, sie verteidigen die Ehre der Religion und sichern die Wege des Landes. Sie sind die Stütze der Bevölkerung. Die Armee wird durch die Steuern finanziert, die der Staat eintreibt. Ein Teil dieser Steuern wurde von Gott als Sold für die Soldaten bestimmt. Mit diesem Betrag sorgen sie für ihre Ausrüstung und ihren Lebensunterhalt, um für die Sache der Gerechtigkeit zu kämpfen.

Die Verbesserung der Lebensverhältnisse dieser beiden Gruppen (Soldaten und Zivilbevölkerung) hängt von der dritten Gruppe der Gesellschaft ab. Diese wird gebildet von * den Richtern: bei juristischen Fragen und gesellschaftlichen Vereinbarungen obliegt ihnen die Funktion des Urteilens und der Koordination; * den Bediensteten der Regierungsbehörden: sie sind verantwortlich für die Sicherung der Volksinteressen; * den Sekretären: sie sind in öffentlichen und privaten Angelegenheiten die Vertrauensperson des Volkes.

Das Funktionieren dieses ganzen Bereiches hängt von den Handwerkern ab. Sie richten sich nach den Bedürfnissen der Gesellschaft und bemühen sich darum, gute Waren herzustellen. Sie eröffnen Geschäfte, Märkte und Handelszentren, sie beliefern die Konsumenten mit den lebensnotwendigen Gütern, wozu kein anderer fähig ist.

Wenden wir uns der letzten Gruppe, den Armen und Habenichtsen und den arbeitsunfähigen Menschen, zu: eine Unterstützung für diese Menschen ist unerläßlich. Man sollte ihnen, soweit möglich, helfen und sie versorgen.

Sie erfreuen sich der unbegrenzten Gnade Gottes und haben ein Recht auf die vollständige Zufriedenstellung ihrer Bedürfnisse. Die Verpflichtung hierzu obliegt den Regierenden.

Denke daran, Malik, daß der allmächtige Gott keinen Regierenden von der ihm auferlegten Verpflichtung entbinden wird, solange er nicht sein Bestes versucht hat, ihr nachzukommen und (nach möglichen Fehlschlägen bei der Erfüllung seiner Aufgaben) zu Gott betet, daß Er ihm dabei helfen möge, solange dieser Mensch nicht standhaft und geduldig dem Pfad der Wahrheit und Gerechtigkeit folgt und die ihm auferlegten Verpflichtungen trägt, ganz gleich, ob ihm die Erfüllung nun leicht- oder schwerfällt.

Wohltätigkeit, Aufrichtigkeit und Gottergebenheit sollten den Befehlshaber einer Armee auszeichnen. Ein solcher Mann sollte dem Propheten und Deinem Imam (Imam Ali) treu ergeben sein, er sollte überaus fromm und aufrichtig sein, und sein Ruhm sollte auf seiner Nachsicht, Milde und Güte beruhen. Er sollte weder ein zu träges noch ein zu heftiges Temperament besitzen; er sollte aufrichtige Entschuldigungen mitfühlend entgegennehmen und die Entschuldigung akzeptieren. Dem Schwachen gegenüber sollte er freundlich und mitfühlend, dem Starken und Mächtigen gegenüber indes streng sein. Seine Machtposition sollte ihn nicht zum Aufbrausen und zu Gewalttätigkeiten verleiten. Einen solchen Mann lassen eine Niederlage und Schwäche nicht hilflos und niedergeschlagen zurück.

Du solltest mit Persönlichkeiten, denen Edelmut und Menschlichkeit innewohnen, Umgang pflegen ebenso wie mit gerechten Familien, die hohen Idealen nacheifern und sich ihrer Vergangenheit nicht schämen müssen, sowie anderen, die von Tapferkeit, Mut, Großzügigkeit und Großherzigkeit ausgezeichnet sind; diese Menschen können als Quellen des Edelmuts, der Erhabenheit des Charakters und als Urquell der Frömmigkeit und der guten Taten betrachtet werden. Wenn Du solche Menschen gefunden und ausgewählt hast, dann kümmere Dich um sie wie Eltern um ihre Kinder. Sei nicht stolz auf das, was Du ihnen gegeben hast; vernachlässige nicht Deine wohltätigen Verpflichtungen ihnen gegenüber, auch wenn diese Verpflichtungen nur unbedeutend sind. Dies führt dazu, daß auch sie Dir Vertrauen entgegenbringen und Dir Wohltätigkeiten erweisen werden. Bist Du auch der Meinung, ihren bedeutenden und grundlegenden Problemen genügend Aufmerksamkeit gezollt zu haben, so versäume dennoch nicht, Deine Augen auch für ihre feineren Bedürfnisse und Nöte zu öffnen, denn kleine Gunsterweise tragen oft bessere Früchte, obgleich sorgfältige Aufmerksamkeit für die größeren Lebensbedürfnisse sehr wichtig ist. Unter den Offizieren sollten diejenigen Deinen höchsten Respekt und Deine Beachtung genießen, die den Bedürfnissen der Soldaten, die unter ihrem Befehl stehen, die größte Aufmerksamkeit schenken und ihr Leben in der gleichen Art wie diese gestalten; Offiziere, die die Soldaten nach besten Möglichkeiten unterstützen, damit sie und ihre Familien, die zu Hause zurückgeblieben sind, ein glückliches und zufriedenes Leben führen können. Sehen die Soldaten ihre Bedürfnisse auf diese Weise zufriedengestellt, so werden sie frei von Kummer und Sorgen tapfer und hingebungsvoll in den Kampf ziehen. Deine fortwährende Sorge für die Soldaten wird sie Dich immer mehr lieben lassen.

Das Herz des Herrschers sollte vor allem erfreuen, wenn sein Staat gemäß den Prinzipien der Gerechtigkeit regiert wird und das Volk ihn liebt. Diese Liebe wird es dem Herrscher jedoch nur dann entgegenbringen, wenn die Herzen des Volkes frei von Haß und Bosheit sind, wenn es auf den Schutz und die Unterstützung der Staatsmänner zählen kann und ihre Amtsausübung nicht als Last auf den Schultern des Volkes empfunden wird und das Volk nicht beständig in dem Wunsche lebt, Deine Regierung möge ein Ende nehmen. Lasse es daher so viele gerechtfertigte Hoffnungen in Dich setzen, wie es nur kann, und erfülle so viele davon, wie Dir vernünftigerweise gerechtfertigt erscheinen. Sprich gut von denen, die Dein Lob verdienen. Bringe ihren guten Taten die gebührende Wertschätzung entgegen und mache diese guten Handlungen öffentlich bekannt. Die genaue und unverzügliche Bekanntgabe edler und goldener Taten erzeugt mehr Eifer in den Herzen der Tüchtigen und ermutigt - so Gott will - auch die Ehrgeizlosen. Mögest Du die guten Taten, die von jedem einzelnen vollbracht werden, erkennen und dafür dankbar sein. Und lasse nicht einem anderen als dem, der die Arbeit verrichtete, den Verdienst zukommen. Weder sollte die Persönlichkeit eines Menschen Dich dazu verleiten, kleine Leistungen überzubewerten, noch sollte die Bescheidenheit eines anderen Dir Anlaß dafür sein, seine große Tat unterzubewerten. Laß ihre Position und ihr Prestige nicht Maßstab für die Bewertung ihrer Leistung sein.

Wenn Du Dich Problemen gegenübersiehst, die Du nicht bewältigen kannst, wenn Du Dich mit Situationen konfrontiert siehst, die so schwierig sind, daß Du keinen Ausweg aus ihnen findest, wenn unsichere und zweifelhafte Umstände Dich verwirren und bestürzen, dann wende Dich an Gott und den Propheten, denn Gott hat jenen, die er leiten will, befohlen: "Ihr Gläubigen! Gehorcht den Befehlen Gottes, seines Propheten und jener, die zuständig sind!"

Der Weg, sich Gott zuzuwenden, ist das sorgfältige Handeln nach den klaren und eindeutigen Versen, die in Seinem Buch (dem Koran) dargelegt sind. Hinwendung zum Propheten bedeutet, jenen seiner Traditionen zu folgen, welche die Einigkeit und Geschlossenheit, nicht aber die Zwietracht und Spaltung beinhalten (jenen Traditionen, die über jeden Zweifel und jede Zweideutigkeit erhaben und im allgemeinen als korrekt aufgezeichnet akzeptiert worden sind).

Was die Ausübung des Richteramtes betrifft, solltest Du bei der Auswahl der Beamten sehr sorgfältig sein. Wähle Menschen von vorzüglichem Charakter, die sich auch schwierigen Aufgaben gewachsen sehen, sich nicht durch Wortwechsel aus der Fassung bringen lassen und die Ruhe nicht verlieren. Wenn sie bemerken, daß ihnen bei der Urteilssprechung ein Fehler unterlaufen ist, sollten sie nicht darauf beharren und ihn zu rechtfertigen versuchen. Wenn ihnen die Wahrheit klar wird oder sich ihnen der richtige Pfad eröffnet, sollte es nicht unter ihrer Würde sein, den Fehler zuzugeben und zu korrigieren. Sie sollten nicht korrupt, habsüchtig und begierig sein. Sie sollten sich nicht damit zufriedengeben, einen Fall oberflächlich zu durchforschen und zu untersuchen, sondern sollten jedes Für und Wider abwägen und jeden Aspekt des Problems einer sorgfältigen Prüfung unterziehen; wann immer und wo immer sie zweideutige Punkte finden, müssen sie weiteren Einzelheiten nachgehen, Streitfragen klären und erst dann ihre Entscheidung treffen. Den Argumenten und der Beweisführung sollen sie besondere Bedeutung beimessen. Sie sollten bei langen Erörterungen und Argumenten nicht die Geduld verlieren. Mit Ausdauer und Geduld sollen sie Details und die Punkte, die als wahr hingestellt worden sind, überprüfen und mit Sorgfalt eine Trennung von Wahrheit und Unwahrheit vornehmen. Wenn sich ihnen die Wahrheit offenbart, sollen sie ohne Furcht, Begünstigung oder Vorurteil ihre Urteile fällen. Sie sollten sich nicht zu Prahlerei und Überheblichkeit hinreißen lassen, wenn ihnen Komplimente und Lobpreisungen ausgesprochen werden. Sie sollten sich durch Schmeichelei nicht irreführen lassen. Es gibt jedoch nur wenige Menschen, die all diese Merkmale auf sich vereinen können. Wenn Du solche Männer als Deine Richter ausgewählt hast, sollte Dir daran gelegen sein, die Art ihrer Amtsführung zu überwachen. Zahle ihnen einen angemessenen Lohn, damit sie weder auf andere angewiesen sind, noch sich zu Bestechung verleiten lassen. Verleihe ihnen ein angemessenes Ansehen und eine Stellung in Deinem Staat, so daß keine der Dir nahestehenden Personen auf das Amt versessen ist und die Richter vor den Verschwörungen und Machenschaften der Staatsmänner geschützt sind. Dieser Aspekt fordert Dein besonderes Augenmerk, denn vor Dir wurde diese Religion von korrupten und habgierigen Opportunisten bestimmt, die unzüchtig, begierig und lasterhaft waren und in der Religion nichts anderes sahen als ein geeignetes Mittel zur Anhäufung des eigenen Reichtums, um sich ihrer Vergnügungssucht hingeben zu können.

Was die Staatsbediensteten betrifft, so sollst Du ihre Arbeit überwachen. Sie dürfen erst nach sorgfältiger Oberprüfung ihrer Fähigkeiten und Charaktereigenschaften und nicht ohne vorherige Beratung oder aus Eigenmächtigkeit ernannt werden. Diese Ernennung muß zuerst auf Bewährung erfolgen, ohne daß irgendeine Art von Begünstigung gezeigt oder Beeinflussung gestattet wird, denn die Beeinflussung und der Verzicht auf Beratung sind die Quellen für jede Art Unterdrückung und Verrat. Achte bei der Auswahl Deiner Staatsbediensteten darauf, Dich für erfahrene und ehrenwerte Personen zu entscheiden, also für Mitglieder gerechter Familien oder von Familien, die dem Islam schon in seinen frühen Tagen gedient haben und zur Vorhut des Islam zählten, denn diese Menschen haben gewöhnlich den edelsten Charakter und die edelste Ethik und sind frommer. Sie sind nicht gierig, lassen sich nicht bestechen und führen ihre Arbeit mit Weitblick aus. Bezahle sie immer angemessen, damit sie zu ihrer Selbsterziehung befähigt werden, nicht in die Versuchung geraten, sich an Staatsgeldern, die sie verwalten, zu bereichern und damit ihnen bei einer Nichterfüllung Deiner Anweisungen keine Entschuldigung in die Hand gegeben wird und sie nicht das ihnen anvertraute Gut mißbrauchen. Beobachte selbst ihre Handlungsweisen, ernenne aber auch vertrauenswürdige und aufrichtige Männer, die die Aktivitäten dieser Staatsbediensteten beaufsichtigen. Das Bewußtsein, heimlich überwacht zu werden, motiviert sie, von Unehrlichkeit, Mißherrschaft, üblen Praktiken und Tyrannei abzulassen. Dies gilt auch für Deine Gehilfen. Erscheint Dir einer von ihnen unehrlich und hat Dir Dein Geheimdienst ausreichende und übereinstimmende Beweise für seine Unehrlichkeit und seinen Verrat vorgelegt, dann sollst Du ihn bestrafen. Die Bestrafung kann in körperlicher Züchtigung, Entlassung aus dem Dienst und Zurücknahme all dessen, was der Täter sich unehrlich angeeignet hat, bestehen. Er muß gedemütigt werden, um ihm die Infamie seiner unehrlichen, schlechten Taten und seinen Verrat zu Bewußtsein zu bringen. Er muß gedemütigt und bestraft werden, damit dies als Lektion und abschreckendes Beispiel für andere gilt.

Beim Eintreiben von Staatseinkünften und Steuern sollst Du immer das Wohlergehen der Steuerzahler im Auge behalten, das von größerer Bedeutung als die Steuern selbst ist, denn diese Steuern und die Steuerzahler sind die erste Quelle, von der die Wohlfahrt des Staates und der Volksmassen abhängt; ein Staat lebt von den Einkünften, die er den Steuerzahlern abverlangt. Der Fruchtbarkeit eines Landes und den aufgrund dieser Fruchtbarkeit zu erzielenden Erträgen sollte daher mehr Bedeutung beigemessen werden als dem Eintreiben der Steuern, denn die tatsächliche Besteuerbarkeit eines Volkes ist abhängig von den Erträgen, die in der Landwirtschaft erzielt werden konnten. Eine Regierung, die auf den Wohlstand des Volkes und die Fruchtbarkeit des Landes keinen Wert legt, sondern sich nur auf das Eintreiben der Steuern konzentriert, verwüstet das Land, bringt den Geschöpfen Gottes Zerstörung und führt sie zum Abgrund. Folglich ist sie nicht von langer Dauer.

Sollten sich die Steuerzahler einmal bei Dir über den Umfang der Besteuerung, die Vernichtung der Ernte bedingt durch z. B. Unwetter, Überschwemmungen, Dürreperioden usw. beklagen, dann ermäßige ihre Steuern, bis Du hoffen kannst, daß ihre Lage sich verbessert hat. Eine solche Ermäßigung sollte ihnen Gelegenheit bieten, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und ihre Not lindern. Daß daraus eine Verringerung der staatlichen Einkünfte entsteht, sollte Dich nicht bekümmern, denn das beste Kapital einer Regierung besteht darin, dem Volk in Zeiten der Not und wirtschaftlicher Schwierigkeiten zu helfen. Der wirkliche Reichtum eines Landes sind die Menschen; jede ihnen gewährte Unterstützung, auch in Form einer Steuerermäßigung, wird dem Staat durch das Gedeihen seiner Städte und die breit angelegte Verbesserung des Landes zugute kommen. Zugleich wirst Du aufgrund der Gerechtigkeit, die Du im ganzen Land walten läßt, in die Lage versetzt, die Liebe, Achtung und das Lob des Volkes hervorzurufen und zu sichern. Ist dies nicht eine beständigere Glückseligkeit? Und nicht nur dies allein, auch die wohltuende Art, mit der Du regierst, und Deine Menschlichkeit werden so auf die Menschen einwirken, daß sie Dir in Zeiten Deiner Schwierigkeiten zu Hilfe eilen und Du Dich jederzeit auf ihre Unterstützung verlassen kannst. Deine Freundlichkeit, Milde und Gerechtigkeit werden für sie eine Art moralische Schulung sein, und das zufriedene, glückliche und gedeihliche Leben, für das sie Dir dankbar sein werden, wird die beste Unterstützung, der stärkste Schutz und der größte Schatz für Dich sein. Später wird eine Entwicklung eintreten, die es Dir ermöglicht, dem Volk selbst manche Aufgaben, Tätigkeiten und Verantwortungen zu übertragen; es wird Dir ohne Einschränkung seine Unterstützung und Hilfe, sein Vertrauen und seine Stärke gewähren und bereit sein, jede schwere Last auf sich zu nehmen.

Es besteht kein Zweifel daran, daß der wirkliche Grund für die Verwüstung und den Ruin eines Landes in der Armut des Volkes zu suchen ist. Die Hauptursachen für die Armut eines Volkes liegen in der Gier seiner Herrscher und Staatsmänner, die ausschließlich darauf bedacht sind, auf legale oder illegale Art und Weise zum eigenen Nutzen Reichtum und Besitztümer anzuhäufen. Da sie der Dauerhaftigkeit ihrer Positionen und Stellungen und ihrer Macht und Herrschaft mißtrauen, trachten sie in der kurzen Zeit ihrer Verfügungsgewalt einzig danach, den größtmöglichen Gewinn für sich selbst herauszuschlagen. Sie haben nichts aus der Geschichte der Nationen (und den Lektionen der Zeit) gelernt.

Auch die Tätigkeit Deiner Sekretäre mußt Du einer sorgfältigen Überprüfung unterziehen. Du solltest Deine Arbeit nur jenen anvertrauen, die als die besten unter ihnen gelten. Insbesondere vertrauliche Angelegenheiten und Angelegenheiten, die mit Staatsgeheimnissen oder der Staatssicherheit verknüpft sind, solltest Du Männern anvertrauen, die durch ethische Grundsätze, beispielhaften Charakter und große Aufrichtigkeit ausgezeichnet sind, denen die Position, die Du ihnen übertragen hast, nicht den Kopf verdreht, so daß sie sich Dir öffentlich widersetzen oder sich so wichtig dünken, daß sie glauben, Deine Anordnungen mißachten zu können, Dir notwendige Dokumente vorenthalten oder Dich nicht auf Berichte und wichtige Korrespondenz hinweisen, die sie in Deinem Namen geführt haben. Besondere Sorgfalt sollte walten, wenn sie im Namen der Regierung aus einer Position der Schwäche Verträge abschließen oder Abkommen unterzeichnen, damit dem Staat daraus kein Schaden und keine Ungerechtigkeit entsteht. Wenn sie Abkommen oder Bündnisse beraten oder behandeln, sollten sie die Interessen des Staates nicht außer acht lassen; steilen sie fest, daß ein Abkommen gegen die Interessen des Staates gerichtet ist, dann sollten sie in der Lage sein, es zu annullieren. Achte darauf, daß sie ihre Position erkennen und die ihnen übertragenen Aufgaben erfüllen, denn wer seine eigene Position nicht kennt, wird auch die der anderen ignorieren und sie nicht richtig einschätzen können.

Ein weiteres Wort zu den Staatsbediensteten: Für den Posten eines Staatsbediensteten sollte nicht Auswahlkriterium sein, daß er Dir persönlich vertrauenswürdig erscheint und Du Dir eine positive Meinung über ihn gebildet hast, denn es gibt Menschen, die sich anbiedern und, wenn es ihren Interessen dienlich ist, Fleiß und Treue vortäuschen und den Mantel der Frömmigkeit und Tugend anlegen und auf diese Weise den Weg in die Herzen der Regierenden finden, obwohl sie im Innersten ihres Herzens weder aufrichtig und vertrauenswürdig noch weise, scharfsinnig und wohltätig sind. Daher überprüfe, bevor Du Dich für einen Mann entscheidest, seine Handlungen und die Dienste, die er Deinen Vorgängern erwiesen hat. Du solltest diejenigen, die sich im Volke einen Namen gemacht und sich als vertrauenswürdig erwiesen haben, in Erwägung ziehen. Diese Art der Auswahl wird ein Beweis dafür sein, daß Du Gott ergeben bist und das Wohlergehen Deines Imam im Auge hast. Dann mußt Du für jede Abteilung Deiner staatlichen Verwaltung einen Leiter des Sekretariats ernennen. Er sollte über genügend Weisheit und Wissen verfügen, um mit allen verworrenen, schwierigen Problemen seiner Regierungsabteilung fertig zu werden; außerdem sollte er genügend Eifer besitzen, um auch eine große Menge Arbeit bewältigen zu können.

Über eines mußt Du Dir im klaren sein: auch wenn diese Staatsbediensteten nur mit einem einzigen Mangel behaftet sind und Du ihn übersiehst, bist nur Du allein verantwortlich für all das Übel, das daraus entsteht.

(Ich möchte Dir auch einiges zu den Geschäftsleuten und Handwerkern sagen:) Behandle sie gut und weise in diesem Sinne auch Deine Staatsbeamten an, damit sie gegenüber den Geschäftsleuten, unter denen es einmal an den Ort gebundene Händler und auf der anderen Seite Händler, die ihre Waren von einem Ort zum anderen schicken, gibt, und gegenüber den Handwerkern, die durch ihren eigenen Arbeitseinsatz ihren Lebensunterhalt bestreiten, der gleichen Politik wie Du folgen. Händler und Handwerker verdienen Sympathie und gute Behandlung. Sie tragen maßgeblich zum Wohlstand des Landes bei. Sie liefern die notwendigen Güter. Die meisten von ihnen transportieren ihre Waren über Meere, durch Wüsten, über weite Ebenen und Gebirge; ihre Frachten bringen sie oft aus entfernten Ländern, die für den Verkehr noch nicht ausreichend erschlossen sind und wohin im allgemeinen kaum ein Mensch gereist ist und dies auch nicht wagen würde. Die Geschäftsleute sind normalerweise friedliebend, so daß von ihrer Seite unheilvolle Unruhen und aufrührerische Gärungen nicht zu erwarten sind. Um ihre Anliegen mußt Du Dich kümmern, und zwar ganz gleich, ob sie nun in Deinen Städten und Dörfern Handel treiben oder im Lande umher reisen.

Zu den Händlern und Unternehmern möchte ich Dir noch folgendes sagen: Während Du nach Möglichkeit auf ihre Anliegen eingehst, mußt Du andererseits ihre Aktivitäten im Auge behalten. Es ist Dir bekannt, daß die meisten von ihnen im allgemeinen geizig und selbstsüchtig und der Sucht nach Geld und dem Anhäufen von Reichtum verfallen sind. So halten sie häufig für die Allgemeinheit bestimmte Güter zurück, um auf diese Weise durch künstliche Verknappung und die Schaffung eines Schwarzmarktes die Preise eigenmächtig in die Höhe zu treiben und mehr Profit herauszuschlagen. Eine derartige Handlungsweise schadet einerseits der Bevölkerungsmehrheit und gereicht andererseits den Regierenden zur Schande. Du mußt solchen Praktiken Einhalt gebieten, denn der Prophet - Gottes Segen möge mit ihm und seinen Nachkommen sein - hat sie ausdrücklich verboten. Denke daran, daß ein Handel mit Nachsicht, Edelmut und Menschlichkeit abgeschlossen werden soll, gewogen mit den Waagschalen der Gerechtigkeit und zu gerechten Preisen, so daß keiner der Handelspartner ausgebeutet wird. Wenn aber trotz aller freundlichen Behandlung und aller Erleichterungen - und ungeachtet Deiner Ermahnungen - die Händler und Unternehmer weiterhin Waren horten und Schwarzmarktgeschäfte und Spekulationen betreiben, dann mußt Du sie gleichsam exemplarisch bestrafen, jedoch ohne das Strafmaß zu übertreiben.

Um Gottes Willen, Malik, um Gottes Willen, ich warne Dich hinsichtlich der Armen. Fürchte Gott angesichts ihrer Lebensbedingungen und Deiner Haltung ihnen gegenüber. Sie haben keine Stütze, keine Reserven und keine Chancen. Sie sind mittellos, haben keinen Rückhalt und sehen keinen Ausweg. Viele von ihnen sind verkrüppelt, arbeitsunfähig und an den Boden gefesselt. Einige betteln, andere tun es nicht, um nicht die Achtung vor sich selbst zu verlieren; doch ihre Not, Verlassenheit und der Mangel, den sie leiden, schreien zum Himmel. Um Gottes Willen, Malik, schütze sie und ihre Rechte. Diese Verantwortung ist Dir von Gott auferlegt worden. Setze für sie einen Anteil aus dem Staatsschatz fest; stelle außerdem einen Anteil aus dem Erlös der in allen islamischen Gebieten hergestellten Güter zu ihrer Verfügung; denn jeder hat das gleiche Recht auf einen Anteil, unabhängig davon, wo er sich befindet, sei es nah oder fern.

Ich möchte Dich nochmals daran erinnern, daß Du die Verantwortung dafür trägst, daß die Rechte der Armen gewahrt werden, und Du Dich um ihr Wohlergehen zu kümmern hast. Hüte Dich vor Amtsanmaßung, um nicht den Blick für sie und für diese schwere und wichtige Verantwortung zu verlieren. Du hast einen so wichtigen Posten, daß Du keine Befreiung von der Verantwortung selbst für kleinste Irrtümer, Unterlassungen oder Fehler beanspruchen kannst mit der Entschuldigung, Du wärest voll und ganz mit den größeren Problemen des Staates beschäftigt gewesen, denen Du Dich mit aller Sorgfalt gewidmet hättest. Daher achte sehr genau auf die Mittellosen und setze Dich persönlich für sie ein. Vermeide ihnen gegenüber jegliche Arroganz und Eitelkeit. Denke daran, daß Deine besondere Sorgfalt und Dein Mitgefühl denen gehören muß, die Dich aus eigener Initiative nicht erreichen können und auf die andere herabsehen, sie sogar voller Ekel, Abscheu und Verachtung betrachten. Setze für ihre Belange Persönlichkeiten ein, die vertrauenswürdig, gerecht, gottesfürchtig und bescheiden sind und Dich ständig über das Schicksal der Armen auf dem laufenden halten. Behandle die Dir Anvertrauten dann so, daß Du am Tage des Gerichtes Deine Sache auch erfolgreich vor Gott vertreten kannst, denn von allen Schichten der Gesellschaft verdienen sie vor allem Deine Aufmerksamkeit, Gerechtigkeit und Deine Sympathie. Wenn auch diese armen Menschen Deine besondere Sympathie und Gerechtigkeit verdienen, sollst Du, um vor Gott bestehen zu können, Dich darüber hinaus besonders den Waisenkindern und den Greisen widmen; nicht nur, daß ihnen keine Unterstützung gewährt wird, manche von ihnen wollen (aus Gründen der Selbstachtung) auch niemanden um etwas bitten. Sie können Dich nicht erreichen - also mußt Du Dich ihnen nähern.

Denke daran, daß die Erfüllung dieser Pflicht zwar von den meisten Herrschern als lästiges Übel betrachtet wird, Gott aber denen, die sich seine Gnade wünschen, in sein Reich eingehen wollen und sich daher zwingen, diese Last mit Geduld und Ausdauer zu tragen, diese Arbeit erleichtert und sogar angenehm macht. Sie finden Wohlgefallen daran und glauben an das Versprechen, das ihnen Gott gegeben hat.

Halte in Deinem Arbeitsprogramm bestimmte Zeiten für diejenigen frei, die Dir ihre Kümmernisse vortragen möchten. Während dieser Zeit sollst Du keine andere Arbeit verrichten, sondern ihnen genau zuhören und ihren Problemen und Beschwerden Deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Du mußt deshalb eine öffentliche Audienz nur für sie anordnen - und behandle sie während dieser Audienzen um Gottes Willen höflich, freundlich und mit Respekt. Laß auch Deine Ordnungshüter die Halle verlassen, damit jene, die etwa Beschwerden vorbringen wollen, frei zu Dir sprechen können und sich nicht aus Furcht zurückhalten.

Den Propheten - der Friede und der Segen Gottes seien mit ihm und mit seiner Familie - hörte ich oft sagen: "Eine Nation kann nicht das Heil erreichen, wenn die Rechte der Unterdrückten und Verlassenen nicht garantiert sind und wenn sie nicht direkt und ohne Hemmungen gegen die Mächtigen und Einflußreichen erkämpft werden." Du mußt auch daran denken, daß sich zu diesen Audienzen meist einfache Menschen einfinden. Auch wenn Dir ihr Benehmen mißfällt, sie schimpfen oder sich langatmig und kaum verständlich ausdrücken, toleriere es. Sei nicht roh und beleidigend, damit Dein Gott auch zu Dir freundlich und barmherzig sein möge und Dich dafür belohne, daß Du seine Befehle befolgt hast. Wenn Du ihnen etwas gibst, tu es großzügig, offenherzig und mit leichter Hand; bist Du aber gezwungen, ihnen etwas abzuschlagen, dann tu es so, daß ihnen Dein Ablehnen ebenso gefällt wie Dein Gewähren.

Bestimmte Pflichten mußt Du persönlich erfüllen. Dazu gehört das Beantworten der Briefe Deiner Beauftragten und Staatsbediensteten, was nicht von Deinen Sekretären erledigt werden kann. Wenn Du glaubst, daß Deine Staatsbediensteten den Beschwerden und Klagen der Öffentlichkeit nicht gewachsen sind, dann solltest Du Dich persönlich darum kümmern.

Du mußt die Arbeit eines Tages noch am selben Tage beenden, denn jeder Tag bringt Dir seine besondere, neue Arbeit. Reserviere aber Deine beste Zeit für die Gebete zu Gott - obgleich jede Arbeit für den Staat eine Arbeit ist, die Du für Gott leistest, vorausgesetzt jedoch, daß Du sie ehrlich und zielbewußt verrichtest und das Volk damit glücklich und zufrieden machst.

Zu den Pflichten, die Du sorgfältig erfüllen mußt, gehören also auch Deine täglichen Gebete. Sie sollen aufrichtig und regelmäßig verrichtet werden. Setze dafür eine Zeit am Tage und in der Nacht fest. Du wirst Deine physische Kraft für diese Pflicht schon belasten müssen - auch wenn Dich das ermüden mag. Verrichte Deine Gebete aufrichtig und korrekt, aber bete nicht zu lange, damit die, die mit Dir beten, nicht über Gebühr ermüdet werden; bete jedoch auch nicht zu kurz, damit Deine Gebete nicht unvollkommen und damit ungültig werden. Denke auch daran, daß unter denen, die hinter Dir stehen, Kranke oder Menschen, die wichtige Pflichten erledigen müssen, sein können. Als der Prophet - der Friede und der Segen Gottes seien mit ihm und mit seiner Familie - mich in den Jemen sandte, fragte ich ihn, wie ich die Gebete verrichten sollte. Er antwortete: "Bete so wie die schwächste Person, die sich unter Euch befindet und sei freundlich zu den Gläubigen."

Hüte Dich davor, Dich lange Zeit nicht in der Öffentlichkeit blicken zu lassen, denn wenn die Regierenden sich zurückziehen, ist dies ein Zeichen dafür, daß der Staat zur Repression neigt. Es ist Anmaßung, und das Ergebnis einer solchen Haltung ist, daß Du über die Geschehnisse im Staat unwissend bleibst und ihre Bedeutung und Hintergründe nicht erkennst; Du wirst kleineren Ereignissen große Bedeutung beimessen und wichtige Tatsachen übersehen. Und, was noch wichtiger ist, Du verlierst die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht unterscheiden zu können, wirst das eine für das andere nehmen oder beide hoffnungslos miteinander vermischen.

Alles in allem ist ein Regierender ein Mensch wie jeder andere. Er bleibt über Tatsachen in Unkenntnis, über die man ihn auch im unklaren lassen will die Öffentlichkeit könnte schon das rechte Licht darauf werfen doch so wird das Wahre mit dem Falschen vermischt und kann nicht mehr unterschieden werden, denn auf der Stirn der Wahrheit gibt es keine Geburtsmale, durch die man sie von der Unwahrheit unterscheiden könnte: man hat sich an Tatsachen zu orientieren und das Reale vom Irrealen zu unterscheiden. Nur so kann man zur Wahrheit gelangen. Denk daran, daß es nur zwei Arten von Gouverneuren gibt, und zu einer von beiden wirst Du gehören. Du wirst entweder ein gottesfürchtiger, aufrichtiger und sorgfältiger Sachwalter der Gesellschaft sein, im richtigen Augenblick das Richtige tun und stets den Prinzipien der Gerechtigkeit folgen, die Rechte der anderen schützen und Dein Bestes geben, Deine Verpflichtungen gewissenhaft erfüllen und im Sinne Gottes edelmütig und freigebig handeln. Warum solltest Du dann die Öffentlichkeit fliehen? Fürchtest Du die Erfüllung des Rechtes, wozu Du doch verpflichtet bist oder drückst Du Dich vor einer Gunst, die Du zu erweisen hast? Du kannst ein Geizhals sein, jemand, der sich drückt, wo er großzügig sein sollte. Dann werden natürlich die Leute, sobald sie Deinen Charakter durchschaut haben, aufhören, Dich um Wohltaten zu bitten.

Eines solltest Du nicht übersehen: Die meisten Forderungen, die das Volk Dir vorträgt, kosten Dich persönlich gar nichts, da sie die Durchsetzung von Rechten, Verpflichtungen des Staates, Beschwerden über staatliche Unterdrückung und Rufe nach Gerechtigkeit betreffen. Du solltest auch die Tatsache nicht übersehen, daß sich normalerweise besonders bevorzugte und vertraute Personen um den Gouverneur sammeln; sie könnten versuchen, Vorteile aus ihren Positionen zu ziehen und zu Selbstsucht, Betrug, Korruption und Unterdrückung neigen. Wenn Du in Deiner Umgebung solche Leute entdeckst, dann treibe ihnen solche Motive und Wünsche aus. Laß sie fallen, so eng sie auch mit Dir verbunden sein mögen. Beende diesen Skandal umgehend und säubere Deine Umgebung von solch moralischem und geistigem Unrat.

Ländereien darfst Du niemals an Deine Freunde und Verwandten verpachten. Erlaube ihnen ebenfalls nicht, die Wasserversorgung oder Ländereien, die einen besonderen Wert für die Gemeinschaft haben, in ihren Besitz zu bringen. Wenn sie dies nämlich erreichen, werden sie andere unterdrücken, um daraus ungerechtfertigten Profit für sich selbst zu ziehen. Die Früchte werden sie für sich sammeln - Dir aber bleibt nur ein schlechter Ruf in dieser und Bestrafung in der nächsten Welt. Setze das Recht gegenüber allen, die es verdient haben, durch, seien es nun Dir Nahestehende oder Fremde, und auch, wenn es mit Schwierigkeiten verbunden ist. Trage diesen Kummer mit Geduld, laß ihnen das zuteil werden, was sie verdient haben, und hoffe auf die himmlische Belohnung. Ich versichere Dir, es wird Dir gute Früchte einbringen.

Wenn Dir die Leute wegen bestimmter strenger Maßnahmen vorwerfen, Du würdest Dich wie ein Tyrann und Unterdrücker aufführen, dann tritt ihnen offen entgegen, beseitige ihr Mißtrauen, konfrontiere sie mit den Tatsachen und laß sie so die Wahrheit erkennen. Das wird Deinen Gerechtigkeitssinn schulen; dem Volk gegenüber ist es ein Akt des Entgegenkommens, und das Vertrauen, das Du ihm entgegenbringst, wird es veranlassen, Dein Bemühen um Wahrheit und Gerechtigkeit zu unterstützen; und wenn Du in der Sache der Wahrheit seine Unterstützung erhalten hast, wirst Du auch das Ziel erreichen, das Du anstrebst.

Wenn Dein Feind Dir ein Friedensabkommen anbietet, dem Gott zustimmen könnte, so verweigere Dich einem solchen Angebot nicht. Denn der Frieden wird Deinen Armeen angenehm sein und Dich aller Sorgen um die Sicherheit des Landes entheben. Hüte Dich aber selbst nach einem solchen Abkommen vor den Feinden und schenke ihren Versprechungen nicht uneingeschränkten Glauben, denn oft schließen sie Friedensverträge und Abkommen nur, um Dich zu täuschen und zu betrügen und Vorteile aus Deiner Leichtgläubigkeit und Vertrauensseligkeit zu ziehen. Sei vorsichtig und weitsichtig zugleich, und brich niemals das dem Feind gegebene Versprechen; nimm ihm niemals die Sicherheit, die Du ihm gewährt hast, halte Dein Wort, und verstoße niemals gegen die Bestimmungen des Abkommens, das Du mit ihm getroffen hast. Sei bereit, Dein eigenes Leben auf`´s Spiel zu setzen, um einmal gegebene Versprechen zu erfüllen und nicht gegen die getroffenen Übereinkünfte zu verstoßen; denn von allen Verpflichtungen, die Gott dem Menschen gegenüber seinem Mitmenschen auferlegt hat, ist keine wichtiger als die Einhaltung eines Versprechens. Wenn sich auch die Menschen in ihren Ansichten und Denkweisen unterscheiden mögen, so stimmen sie doch darin überein, daß ein Versprechen gehalten werden muß. Selbst die Polytheisten, die ein ganz anderes Wertsystem besitzen als die Muslime, achten darauf, Versprechen, die sie einander gegeben haben, zu halten, denn auch sie kennen die bösen Konsequenzen gebrochener Versprechen. Sei nicht hinterhältig, wenn Du Sicherheit versprichst, und brich niemals Dein Wort. Greife auch niemals an oder bereite einen Angriff vor, bevor Du nicht den Krieg erklärt oder ein Ultimatum gestellt hast. Täuschung und Betrug selbst Deinen Feinden gegenüber ist Betrug gegen Gott; nur ein unverbesserlicher Sünder würde so etwas wagen.

All dies hat Gott, der Allmächtige, in seiner grenzenlosen Liebe und Güte zur Grundlage des friedlichen Zusammenlebens aller Menschen erklärt. Daher sollte es - auch nicht zwischen den Zeilen - weder Betrug noch Verrat und Täuschung geben, wenn Du ein Versprechen abgibst oder ein Abkommen triffst. Verwende also niemals Worte und Redewendungen, die verschiedene Deutungen und Interpretationen zulassen. Laß keine Zweideutigkeiten aufkommen und drücke Dich klar, genau und sachbezogen aus. Versuche niemals, nach Abschluß eines Abkommens aus einer zweideutigen Redewendung oder einem Wort einen Vorteil für Dich herauszuschlagen. Befindest Du selbst Dich aufgrund einer Übereinkunft, die in der Sache Gottes getroffen worden ist, in einer schwierigen Lage, dann bemühe Dich, Dich der Situation zu stellen und die Schwierigkeiten zu meistern; versuche aber nicht, die Bestimmungen zu mißachten, denn es ist besser, sich solchen Schwierigkeiten und komplizierten Situationen zu stellen und Gottes Belohnung und Segen zu gewinnen, als deswegen ein Versprechen zu brechen. Sonst hast Du - weder im Diesseits noch im Jenseits - keine Möglichkeit, dem Zorn Gottes zu entrinnen.

Hüte Dich vor der Sünde, unrechtmäßig Blut zu vergießen, denn nichts führt den Zorn Gottes schneller herbei, nimmt schneller seine Gnade von Dir, läßt Dich seine Strafe eher verdienen und verkürzt die Spanne Deines Lebens mehr, als wenn Du unschuldiges Blut vergießt. Am Tage des Gerichtes wird sich Gott zuallererst den Sünden des Blutvergießens zuwenden, die der Mensch gegen den Menschen begangen hat. Versuche daher niemals, Deine Macht, Position und Dein Prestige dadurch zu vermehren, daß Du unschuldiges Blut vergießt. Deine Position wird durch solche Morde nicht gestärkt, vielmehr können sie Deine Macht vollständig brechen, sie Dir entreißen und dazu führen, daß sie einem anderen zufällt. Wenn Du mit Absicht einen Menschen getötet hast, so werden weder Gott noch ich Deine Entschuldigung annehmen, denn vorsätzlicher Mord wird ausnahmslos gesühnt. Hast Du einen Menschen unbeabsichtigt getötet oder haben bei der Durchführung rechtmäßiger Strafen Deine Peitsche, Dein Schwert oder auch Deine Hand unabsichtlich und unachtsam den tödlichen Schlag verursacht - denn auch ein kräftiger Schlag oder ein Stoß auf das Ohr können schon den Tod zur Folge haben -, dann weigere Dich nicht aus Überschätzung Deiner Amtsvollmachten, den Erben die ihnen zukommende Entschädigung zu zahlen.

Hüte Dich, Malik, davor, Eitelkeit und Selbstüberschätzung zu entwickeln, bilde Dir nichts auf die guten Anlagen, die Du in Deinem Charakter entdeckt zu haben glaubst, oder auf Deine guten Taten ein. Laß Dich auch nicht durch Schmeicheleien und Komplimente zu Eitelkeit und Egoismus verführen. Denke daran, daß unter all den Listen und Kniffen, mit denen er die guten Taten der Frommen zunichte machen und ihre Frömmigkeit zerstören will, der Teufel vor allem auf Schmeichelei und Lob baut.

Prahle daher nicht mit Gunstbezeugungen und Freundlichkeiten, die Du dem Volk erwiesen hast, und versuche, Dir Deine Freude darüber nicht anmerken zu lassen. Denke nicht zu sehr an das Gute, das das Volk von Dir empfangen hat, und brich kein Versprechen, das Du einmal gegeben hast, denn diese drei Gewohnheiten sind sehr häßliche Charakterzüge: die Gewohnheit, mit Güte und Wohltaten zu prahlen, löscht Deine Tugenden aus; die Gewohnheit, zu übertreiben, verschleiert die Wahrheit, und die Gewohnheit, Versprechen zu brechen, mißfällt Gott und den Menschen. Gott verabscheut es, wenn man nicht tut, was man sagt.

Überstürze Deine Entscheidungen und Taten nicht. Wenn aber die Zeit für eine Tat oder Entscheidung reif ist, dann sei auch nicht träge, verschwende keine Zeit und zeige keine Schwäche. Wenn Du keinen ordentlichen Weg findest, um eine Sache sofort auszuführen, dann bestehe nicht auf dem falschen Weg, und wenn Du eine gute Lösung findest, dann sei auch nicht zu phlegmatisch, sie anzunehmen. Kurz, tu alles zu seiner Zeit und in der richtigen Weise und gib jeder Sache ihren richtigen Platz.

Gib acht, Malik, daß Du nicht größere Ansprüche auf etwas anmeldest, auf das andere dieselben Anrechte haben. Verschließe Deine Augen nicht vor Fehlurteilen und Übergriffen Deiner Administration, denn letztendlich wirst Du für das Böse verantwortlich gemacht, das auf diese Weise anderen zugefügt worden ist. In naher Zukunft werden schlechte Taten aufgedeckt werden, und Du wirst für das Böse bestraft, das Hilflosen und Unterdrückten angetan worden ist. Achte also darauf und halte auch Dein Temperament unter Kontrolle. Zügle Deinen Zorn ebenso wie das Verlangen nach Arroganz und Eitelkeit. Achte auf Deine Hände, wenn sie bestrafen müssen, und auf die Schärfe Deiner Zunge, wenn sie harte Dinge sagen muß. Der beste Weg hierfür ist der, keine voreiligen Äußerungen zu machen und eine Bestrafung aufzuschieben, bis Deine Erregung abgeklungen ist und Du wieder die vollständige Kontrolle über Dich gewonnen hast. Dies kannst Du nur erreichen, wenn Du Dir ständig bewußt machst, daß Du zu Gott zurückkehren mußt, und Deine Furcht größer ist als jedes andere Gefühl.

Versuche, die guten und nützlichen Dinge, die in der Vergangenheit vollbracht worden sind, jederzeit im Auge zu behalten: die Aktivitäten einer gerechten und wohltuenden Staatsverwaltung, das Erbe und die Überlieferung des Propheten, die Gebote Gottes, die durch Sein Buch gegeben wurden, und Dinge, die Du mich tun sahst oder sagen hörtest. Folge all dem, was ich Dir gesagt habe, und halte Dich an diese Richtlinien. Ich habe damit versucht, Dich all das zu lehren, was Du über eine gute Regierung wissen mußt. Ich habe meine Pflicht Dir gegenüber erfüllt, damit Du in den Momenten, in denen Dich Deine Begierden in Versuchung führen, keinen Vorwand hast; wenn Du aber der Versuchung erliegst, dann wirst Du vor Gott keine Entschuldigung haben.

Ich flehe zu Gott, daß er in seiner grenzenlosen Gnade und seiner höchsten Macht unsere Gebete erhören möge und uns beide zu seiner göttlichen Leitung hinführe, damit wir sein Wohlgefallen erringen, unsere Sache erfolgreich vor ihm vertreten, vor seinen Geschöpfen einen guten Ruf gewinnen, gute Ergebnisse aus wohltätigem und gerechtem Handeln erzielen und zur Entwicklung und zum Wohlergehen des Staates beitragen, damit wir unser Ende als Märtyrer und fromme Menschen erreichen.

Mögen Gottes Frieden und Segen mit dem Propheten und seinem Hause sein. Zu Gott werden wir alle zurückkehren.

 

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