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Islam und Umwelt

Islam und Umwelt

Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen

"Verderbnis ist gekommen über Land und Meer um dessentwillen, was die Hände der Menschen gewirkt, auf das Er sie kosten lasse die Früchte so mancher ihrer Taten, damit sie umkehren." (Qur'an 30/42)

Das Leben auf unserer Erde ist bedroht: Waldsterben, Verseuchung des Wassers, Vergiftung der Luft, Zerstörung der Atmosphäre, Schädigung der Erbanlagen durch nukleare Einwirkungen, Verwüstung des Bodens, Aussterben von Tier- und Pflanzenarten usw. verlangen eine Umkehr, um die bevorstehende Umweltkatastrophe abzuwenden, ehe es zu spät dafür ist. Doch weder die kapitalistische noch die kommunistische Ideologie sind dazu in der Lage den, denn beide basieren auf einer materialistischen Grundhaltung, die ohne Rücksicht auf die natürlichen Bedürfnisse von Pflanzen, Tieren und Menschen unsere Erde ungehemmt ausbeutet. Obwohl sich Weltweit eine Umweltkatastrophe ankündigt, verfolgen die Mächtigen dieser Erde ihre profitorientierten Ziele mit allen ihren schädlichen Nebenwirkungen weiter.

Dialog für die Umwelt

Wie viele andersgläubige Menschen fühlt sich auch eine ständig wachsende Zahl von Muslimen über diese Entwicklung zutiefst betroffen. Obwohl zwischen den Anhängern verschiedener Religionen, aber auch innerhalb einer Konfession verschiedene Ansichten über die Aufgabe des Menschen im Kosmos bestehen, wird die heutige Bedrohung der Umwelt von allen als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit begriffen. Das Globale Ausmaß der Bedrohung macht den Dialog zwischen den gläubigen Menschen unumgänglich. Nur ein besseres gegenseitiges Verständnis wird die Hilfen, die die religiösen Traditionen zur Bewahrung der Umwelt anbieten, zum tragen kommen lassen. Dazu sind Rückgriffe auf die jeweiligen religiösen Kernaussagen notwendig.

Sinn des Daseins

`Gott gehört, was im Himmel und was auf Erden ist`, heißt es im Qur'an. Nicht der Mensch mache sich die Erde untertan, sondern Gott ist der eigentliche Besitzer des Kosmos. Jene Realität jenseits aller menschlichen Vorstellungen lässt alle Dinge entstehen und sich entfalten und nach einer bestimmten Zeit vergehen, wenn sie ihren Daseins Zweck erfüllt haben. Prismenartig reflektieren die Erscheinungen der Natur göttliches Licht und verkünden in ihrer schier unbegrenzten Vielfalt die ewigen Manifestationen Seiner Herrlichkeit. Diese Aufgabe können sie aber nur dann erfüllen, wenn die Lebensformen in einer für sie geeigneten Umwelt und in wechselseitigen Beziehungen ihre schönsten und besten Wesenszüge zeigen können. Der Sinn des Daseins bedeutet die Schaffung jener Voraussetzungen, die eine harmonische und aufeinander abgestimmte Existenz aller Lebewesen ermöglichen.

Verantwortung für die Schöpfung

Während Pflanzen und Tiere instinktiv den auf Harmonie gerichteten göttlichen Gesetzmäßigkeiten folgen, spielt der Mensch hierbei eine widersprüchliche Rolle: Einerseits ist er vernunftbegabt und fähig, die Gesetzmäßigkeiten, die überall in der Schöpfung wirksam sind, zu begreifen und sinnvoll zum Wohle des ganzen einzusetzen. Andererseits wird er von egoistischen Interessen, Begierden und destruktiven Impulsen getrieben, wodurch er die Harmonie zerstört und dabei sogar seinen eigenen Fortbestand gefährdet. Als "Statthalter Gottes auf Erden" trägt er jedoch die Verantwortung für Pflege und Erhalt aller Lebensformen. Alles was er tut oder was er unterlässt, kann für den Fortbestand der Welt von Bedeutung sein. Die irdischen Dinge wurden den Menschen für eine bestimmte Frist überlassen: "Habt ihr nicht gesehen, daß Allah euch alles dienstbar gemacht hat, was in den Himmeln und was auf der Erde ist, und das er seine Wohltaten so reichlich über euch ergossen hat, äußerlich wie innerlich? Und doch gibt es unter den Menschen so manchen, der über Allah streitet, ohne Kenntnis und ohne Führung und ohne ein erleuchtendes Buch." (Sure 31/20)

Der Mensch soll laut Imam Ali für das Diesseits leben, als ob er für immer auf dieser Erde bliebe, und für das Jenseits, als ob er sie schon morgen verlassen müsste. Obwohl der Mensch die Verantwortung zum Erhalt der Schöpfung auf sich nahm, ist er dennoch oft zu ungerecht und zu unwissend, um dieser Aufgabe gerecht zu werden: "Wir boten das Vollkommene Vertrauenspfand den Himmeln und der Erde und der Berge an, doch sie weigerten sich, es zu tragen. Aber der Mensch nahm es auf sich. Wahrlich, er ist sehr ungerecht und unwissend!" (Sure 33/72). Seine Egoistische Haltung bewirkt "Verderbnis über Land und Meer", durch deren Folgen er oft erst zur schmerzlichen Einsicht über sein Fehlverhalten gelangt.

Die Zeichen in der Natur

Der Qur'an wendet sich immer wieder an "die Verständigen" (vgl. u.a. Sure 3/191 u. 13/3) mit der Aufforderung, ihre Umwelt zu erforschen und zu begreifen: Regen, Wachstum, Reife, Jahreszeiten, Bewegung der Gestirne, Pflanzen, Tiere, Bodenschätze - nicht als unser Eigentum, sondern als "Zeichen" durch die sich unser Schöpfer mitteilt und aus denen wir nutzen ziehen können. Aber auch über die Ursachen und Folgen destruktiver Einwirkung sollen sich die Menschen bewusst werden: ""Reiset auf Erden und seht, wie das Ende derer war, die vor euch lebten. Die meisten von ihnen waren Götzendiener.", sagt der Qur'an (30/43) über diejenigen, deren Kulturen untergegangen sind aus deren historischen Beispiel wir lernen sollen.

Die Götzen unserer Zeit

Heute heißen die modernen Götzen Gewinnmaximierung, Konsum, Vergnügen, Prestige usw., die den Menschen die innere Harmonie und Eintracht mit der Schöpfung vergessen machen. Hin- und hergerissen zwischen vergänglichen Flüchtigkeiten ist der Mensch unfähig, zu seiner eigentlichen, von Gott gegebenen Identität vorzustoßen. Er ist nicht länger zur Gesamtschau der Wirklichkeit in der Lage. Die Erkenntnis der gegenseitigen Abhängigkeit aller Geschöpfe und die daraus resultierende Verantwortung für sich und seine Umwelt bleiben verbaut.

Zurück zur Einheit

Doch um seelische Ausgeglichenheit und Harmonie mit der Natur wiederherzustellen, benötigt der Mensch einen neuen ganzheitlichen Ansatz, der imstande ist, Natur und Mensch, Geist und Materie, Wirtschaft und Ökologie zu versöhnen. Darin liegt die aktuelle Botschaft des zentralen islamischen Glaubensmoments der Einheit (tauhid) begründet. Durch das Bekenntnis zu jener e i n e n Wirklichkeit könnte die Spaltung zwischen den kurzlebigen ökonomischen Interessen und den bleibenden geistigen und religiösen Werten überwunden werden. Doch damit nicht genug: Auch die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen könnten beseitigt werden, da sie Symptome ein- und derselben materialistischen Grundeinstellung sind.

Moral und Politik

Eine weitere Voraussetzung für die Lösung der Umweltkrise wäre, die politische Verantwortung nur jenen zu übertragen, die in ethischer und fachlicher Hinsicht auch ihrer würdig sind. Nur solchen Politikern und Parteien dürfte Unterstützung zuteil werden, die eine echte ökologische Verantwortung übernehmen und auch praktische Lösungen anbieten. Eine Trennung zwischen moralischen, d.h. naturerhaltenden Werten und wirtschaftlichen, d.h. naturzerstörerischen Erwägungen müsste ausgeschlossen sein. Da die Erhaltung unserer Umwelt uns alle angeht, können wir die Verantwortung nicht einer kleinen Gruppe von Experten überlassen. Wir müssen zu den alten religiösen Tugenden wie Genügsamkeit, Verzicht auf Luxus und verschwenderische Eitelkeit, Mitgefühl mit der Kreatur zurückkehren, die angesichts der heutigen Situation immer mehr an Aktualität gewinnen. Schließlich muss ethisch-moralisches Handeln wieder Vorrang vor einem rein zweck-profitorientierten ökonomischen Denken bekommen.

Widerstand gegen Umweltsünder

Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm), der letzte der vielen Gesandten Gottes, hat den Menschen ans Herz gelegt, Missstände und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft zu beseitigen. Religiöses Gebot steht über weltlicher Machtandrohung. Die Menschen haben das Recht, der Obrigkeit ihre Zusammenarbeit zu versagen, wenn sie sich am göttlichen Gesetz schuldig macht und sich an der Umwelt versündigt. Unter den heutigen muslimischen Völkern wächst das Gefühl, daß eine dauerhafte Lösung für alle Probleme - darunter auch die ökologische Zeitbombe in der sogenannten Dritten Welt - nur eine repräsentative politische Ordnung bieten kann, die alle Betroffenen vor dem Expansionswillen der Großmächte bewahrt.

Ausstieg aus der Kernenergie

Angesichts der ungeheueren Risiken, die mit der Kernenergie verbunden sind, wächst unter den islamischen Gelehrten die Ansicht, daß unter allen Umständen auf diese gefahrenreiche Energiequelle verzichtet werden muss und vielmehr alternative Energiequellen gefördert werden sollten. Auch der sinnlosen Verheizung kostbarer fossiler Brennstoffe durch den hohen Energieverbrauch der industrialisierten Ländern soll Einhalt geboten werden. Es ist ein islamischer Konsens, daß durch ausbeuterisches Verhalten das natürliche Gleichgewicht auf der ganzen Erde und sogar im Kosmos stark gefährdet ist. Deshalb ist es höchste Zeit, daß sowohl alle gläubigen als auch alle einsichtigen Menschen, die keiner bestimmten Religion folgen, sich zusammenschließen, um der Vernichtung unserer Erde Einhalt zu gebieten.

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