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Tuesday 23rd of April 2024
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Der Qur’an und dieNaturwissenschaften

Der Qur’an und dieNaturwissenschaften

 In mehr als zehn Prozent derQur'anverse sehen wir, dass auf Naturphänomene Bezug genommen wird.Es ist ein Thema von grundlegender Bedeutung, die Art von Botschaft zuentdecken, die die sogenannten wissenschaftlichen Verse für uns bereithält,und wie wir davon profitieren können. Es gibt in dieser Sache zweiAnsichten:Die eine Ansicht besagt, dass derheilige Qur’an Wissen aller Art umfasst und daher die Grundbestandteilealler Naturwissenschaften enthält. Die zweite nimmt an, dass derQur’an lediglich ein Buch der Rechtleitung ist und es darin keinen Platzfür die Wissenschaften der Physik und Natur gibt. Zuerst werden wir diesebeiden Ansichten etwas ausführlicher erläutern und dann versuchen,unsere eigenen Ansätze zu formulieren.
Der Qur’an als Quellewissenschaftlicher Erkenntnis

In unserem Zeitalter finden wir vieleMenschen, die versuchen, einen Teil der Qur'anverse im Lichte unserergegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu interpretieren.Ihre Hauptzielsetzung besteht darin, das Wunder des Qur’an imwissenschaftlichen Bereich aufzuzeigen, um Nichtmuslime von derHerrlichkeit und Einzigartigkeit des Qur’an zu überzeugen und Muslime zuveranlassen, stolz darauf zu sein, dass sie eine solche großartigeSchrift haben. Die Sichtweise jedoch, die den Qur’an als Quelle allenWissens betrachtet, ist nicht neu, und wir finden viele großemuslimische Gelehrte der Vergangenheit, die Vertreter dieser Ansichtwaren. Einer davon ist Imam al-Ghazali. In seinem Buch Ihya‘ 'ulum ad-din(Die Wiederbelebung der religiöösen Wissenschaften) zitiert er Ibn Mas'ud „Wenn man Kenntnis vonden Wissenschaften der antiken Klassiker und der Neuzeitigen haben mööchte, sollte man über den Qur'an nachdenken.“Er fügt hinzu: „Kurz gesagt, sind alle Wissenschaften in den Werten undAttributen Allahs eingeschlossen, und der Qur'an ist die ErläuterungSeines Wesens, Seiner Attribute und Seiner Werke. Es gibt keineBegrenzung dieser Wissenschaften, und im Qur'an gibt es einen Hinweis aufihre Vereinigung."1

In seinem anderen Buch jawahiral-Qur‘an (Die Juwelen des Qur'an), das nach der Ihya‘ verfaßtwurde, hat er noch mehr zu dieser Angelegenheit zu sagen. In dem Kapitelüber „Die Abstammung der Wissenschaften der Klassiker und der Zeitgenoössischen vom Qur'an“ sagt er: „DiePrinzipien dieser Wissenschaften, die wir aufgezählt haben, undderer, die wir nicht spezifiziert haben, liegen nicht außerhalb desQur'an, denn alle diese Wissenschaften sind einem der Meere von GottesWissen entnommen - Er sei gepriesen - d. h. dem Meer Seiner Werke. Wirhaben bereits erwähnt, dass der Qur'an (wie) ein uferloses Meer ist,und ,Wenn das Meer Tinte wäre, die Worte meines Herrn(niederzuschreiben), dann wäre sicherlich das Meer erschööpft, bevor die Worte meinesHerrn ein Ende fänden.‘ zu den Werken Gottes - Er sei gepriesen -die (ihrer ungeheuren Größe wegen) als Meer Seiner Werke(bezeichnet werden köönnen), gehöören z. B. auch Heilung und Krankheit,wie Er - Er sei gepriesen - Abrahams Worte wiedergab; ‚Und wenn ich krankwerde, ist Er es, der meine Gesundheit wieder herstellt...‘ Dieseseinzelne Werk kann nur von jemandem erkannt werden, der die Wissenschaftder Medizin vollständig kennt, denn diese Wissenschaft bedeutetnichts anderes als die Kenntnis aller Aspekte der Krankheit mitsamt ihrenSymptomen und die Kenntnis ihrer Heilung und deren Mittel. Zu GottesWerken gehöört (auch) dieBestimmung des (menschlichen) Wissens von Sonne und Mond und ihrenStationen nach festgelegter Berechnung, wie Gott - Er sei gepriesen -sagte: ,Sonne und Mond bewegen sich nach einer festgelegten Berechnung.‘

Wenn wir weiterhin Einzelheiten gööttlicher Werke aufzählen würden,auf die die Verse des Qur'an hinweisen, dann würde es viel Zeitbeanspruchen. Nur ein Hinweis auf ihr Zusammenströömen ist (hier) mööglich, und wir haben einen solchenerbracht, wo wir davon sprachen, dass die Kenntnis der gööttlichen Werke zur Gesamtsumme desWissens Gottes - Er sei gepriesen - gehöört. Jene Gesamtsumme schließt die Einzelheiten mit ein.Gleichermaßen wird sich jedes Teilgebiet, das wir kurz beschriebenhaben, in viele Einzelheiten verzweigen, wenn es weiter unterteilt wird.

Denkt darum über den Qur'an nach undsucht seine wunderbaren Bedeutungen, so dass ihr vielleicht in ihm dasZusammenströömen der Wissenschaftender Klassiker und der Neuzeitigen und die Gesamtsumme ihrer Anfängeerfahrt. Das Nachdenken über den Qur'an soll nur von der kurzenBeschreibung dieser Wissenschaften bis zu ihrer detaillierten Kenntnisreichen und ist (wie) ein uferloses Meer.“2

Auch As-Sayuti (gest. 911/1505)vertritt dieselbe Ansicht.3 In seinem Buch al-Itqan fi 'ulumal-Qur‘an versucht er, die Behauptung zu vertreten, dass der Qur'an alleWissenschaften enthält, mit Versen wie den folgenden: „Nichts habenWir in dem Buche ausgelassen...“ (Sure 6:38).

„Und Wir haben dir das Buch herabgesandt,das alles deutlich erklärt...“ (Sure 16:89) und prophetischen Überlieferungenwie der folgenden: „Der Prophet sagte: ,Es wird übelgeben.‘ Er wurde gefragt: ,Was kann uns davor retten?‘ Er antwortete:,Allahs Buch; darin gibt es die Nachricht von dem, was vor euch geschehenist und die Nachricht von dem, was nach euch geschehen wird...‘“argumentiert er, dass der Qur'an die Wissenschaften der Klassiker und derNeuzeitigen enthält. Darüber hinaus sagt er: „Allahs Buch enthält alles. Esgibt keinen grundlegenden Teilbereich und kein Problem irgendeinerWissenschaft, für die es im Qur'an keine Hinweise gäbe. Im Qur'anfindet man die wundersamen Aspekte der Geschööpfe, die spirituellen Dimensionen der Himmel und der Erde, was sichan den erhabensten Punkten des Horizonts befindet und was unter derErdscholle liegt, den Anbeginn der Schööpfung...“4 Diese Anschauung finden wir auch beimuslimischen Gelehrten neuerer Zeit. Beispielsweise sagt 'Abd ar-Rahmanal-Kawakibi (gest. 1902) in seinem Buch „Tab` al-Istibdad“ (Die Natur desDespotismus): „In den vergangenen Jahrhunderten hatdie Wissenschaft zahlreiche Fakten enthüllt, und diese werden ihrenEntdeckern zugeschrieben, die Europäer oder Amerikaner waren. Aberdiejenigen, die den Qur'an sorgfältig untersuchen, finden, dass diemeisten dieser Fakten explizit oder implizit vor dreizehn Jahrhundertenim Qur'an erwähnt wurden; und diese sollten nicht verborgen bleiben,sondern bei ihrer Entdeckung ein Wunder des Qur'an zeigen und daraufhinweisen, dass es das Wort des Herrn ist, der allein das Verborgenekennt.“5

Und unter den Vertretern dieserAnsicht befindet sich Mustafa Sadiq ar-Rafi'i. Im Qur'an - so sagt er -finden sich viele Hinweise auf wissenschaftliche Fakten, und die moderneWissenschaft trägt dazu bei, die Bedeutungen einiger Qur’anverse zuinterpretieren und ihre Fakten zu entdecken.6 Auch ShaykhMuhammad Bakhit sagt: „Wer meint, der Qur'an sei ein Buch zur Darlegungder (islamischen) Gesetze und zur Gesetzgebung, der geht der Wahrheit ausdem Weg. Der Qur'an ist die Quelle aller Wissenschaften und dermenschlichen Zivilisation. Mit seinen Aussagen und Hinweisen hat derQur'an Beweismaterial für Wesen und Eigenschaften aller Dinge und ihrerquantitativen und qualitativen Vernderungen und enthält alleWissenschaften, die sich mit den äußeren Realitätenbefassen, seien sie himmlisch oder irdisch.“7

An dieser Stelle ist es notwendig, zuerwähnen, dass das Motiv der frühen 'Ulama‘, den Qur'an als Quellealler Wissenschaften zu betrachten, aus ihrer Überzeugung stammt,dass der Qur'an allumfassend ist, aber die neueren Gelehrten betonen, währendsie daran glauben, mehr den Beweis des Wunderbaren des Qur’an imwissenschaftlichen Bereich. Darum versuchen sie, den Qur'an denErkenntnissen der zeitgenoössischenWissenschaft anzupassen.

Einige von ihnen glauben, dass es inden neuen Erkenntnissen der Wissenschaft nichts gäbe, was nicht imQur'an vorausgesagt worden wäre. Beispielsweise versucht ax-Xanxawiin seinem Qur'ankommentar die Ergebnisse der Physik und derNaturwissenschaften aus dem Qur'an herauszulesen, und befürchtet, nichtlange genug zu leben, um alle Erkenntnisse der Wissenschaft undTechnologie im Qur'an zu finden. Dennoch ist er froh, dass dieEntdeckungen bis heute auf die prophetische Kraft des Qur'an hinweisen.8

Er versucht sogar, unbewiesenewissenschaftliche Theorien mit dem Qur'an zu vereinbaren. In unserer Zeitfinden wir eine enorme Zunahme an Aktivitäten dieser Art, und einigemuslimische Gelehrte wollen alle Erkenntnisse der zeitgenoössischen Wissenschaft aus dem Qur’anherauslesen und damit die wunderbare Natur des Qur’an und seine Überlebensfähigkeitbeweisen. Beispielsweise sagt 'Abd ar-Razzaq Nawfal in seinem Buch DerQur’an und die moderne Wissenschaft:

„Wenn wir also den Nicht-Arabernbeweisen, dass der Qur'an die Grundsätze der modernen Wissenschaftenthält und jedes neue wissenschaftliche Phänomen bereits erwähnthat, ist dann diese Art Wunder des Qur'an nicht genug, ihreAufmerksamkeit auf den Qur'an zu lenken? ... Ist nicht daswissenschaftliche Wunder des Qur'an der Weg, Nicht-Araber, zum Islam zuziehen? ...An dem Tag, da wir die Übertragung dessen, was der Qur'anvorausgesagt hat, in verschiedenen Sprachen vervollständigt haben,ist unser Auftrag abgeschlossen und unsere Botschaft übermittelt, und dieWundernatur des Qur'an wäre Nicht-Arabern deutlich.“ 9

Und Maurice Bucaille sagt: „Der Qur'anfolgt den beiden Offenbarungen, die ihm vorausgingen, und ist nicht nurfrei von Widersprüchen in seinen Erzählungen, dem Anzeichen verschiedenermenschlicher Manipulationen, wie sie in den Evangelien zu finden sind,sondern liefert eine ganz eigene Qualität für diejenigen, die ihnobjektiv und im Lichte der Wissenschaft betrachten, nämlich seinevollständigeÜbereinstimmung mit modernen wissenschaftlichenDaten. Darüber hinaus sind darin (wie bereits aufgezeigt wurde) Aussagenzu finden, die mit der Wissenschaft verbunden sind; und dennoch wärees unvorstellbar, dass ein Mensch in Muhammads Zeit ihr Autor sein köönnte. Moderne wissenschaftlicheErkenntnis ermööglicht uns daher,gewisse Verse des Qur'an zu verstehen, die bisher unmööglich zu interpretieren waren."10

Einige Autoren haben sich großeMühe gegeben, jeden wichtigen Gedanken der zeitgenöossischen Wissenschaft aus dem Qur’an herauszuziehen, und haben beidiesen Bemühungen den normalen Gebrauch der arabischen Sprache überdehnt.Beispielsweise behaupten einige, die Idee des Atoms und der subatomarenTeilchen sei im Qur’an erwähnt; um dies zu beweisen, beziehen siesich auf folgende Verse:11 „Und auch nicht eines StäubchensGewicht ist auf Erden oder im Himmel verborgen vor deinem Herrn. Und esgibt nichts, ob noch ein kleineres als dies oder ein gröößeres, das nicht in einemdeutlichen Buche stünde.“ (Sure 10:61).

„Nicht einmal das Gewicht eines Stäubchensist vor Ihm verborgen in den Himmeln oder auf Erden; noch gibt es etwasKleineres oder Gröößeresals dieses, das nicht in einem deutlichen Buche stünde.“ (Sure 34:3) Hieridentifizieren sie das arabische Wort Darra mit Atom, während dieübliche Bedeutung „kleine Ameise“ oder „winziges Stäubchen“ 12war, und es gibt keinen überzeugenden Grund, anzunehmen, Allah habe eineTerminologie gebraucht, die die Zeitgenossen unseres Propheten nichtverstehen konnten.

Die Bemühungen, eine heilige Schriftmit der zeitgenoössischen Wissenschaftin Einklang zu bringen, sind nicht auf Muslime beschränkt. AuchChristen versuchen, moderne Wissenschaft aus der Bibel herauszulesen, undJuden haben dasselbe mit dem Alten Testament getan. Auch sie betrachtenes als Zeichen für die Gültigkeit ihres Buches.
 
Der Qur'an als Buch derRechtleitung

Die zuvor erwähnte Anschauungüber die wissenschaftliche Dimension des Qur’an liegt bereits seit alterZeit unter Beschuss. Abu Ishaq ap-Paxibi (gest. 790/1388), einer derfrühen Gegner dieser Ansicht, argumentiert, dass unsere tugendhaftenVorfahren mehr Wissen über den Qur’an hatten als wir und doch nicht überdiese Art von Wissenschaften sprachen, und dies ist ein Hinweis dafür,dass sie nicht annahmen, der Qur’an enthalte solche Angelegenheiten. 13Ap-Paxibi bezieht den Qur'an-vers „Wir haben nichts in dem Buchausgelassen...“ (Sure 6:38) auf die Pflichten, für die wir verantwortlichsind und gottesdienstliche Handlungen und identifiziert das Wort Buch indiesem Vers mit der „wohlbewahrten Tafel“ (wie in Sure 85:22 erwähnt).

Die zuvor erwähnte Ansicht wurdeauch in neuerer Zeit von einigen bekannten Gelehrten kritisiert. IhreArgumente köönnenfolgendermaßen zusammengefasst werden:

1. Es ist richtig, qur'anische Wortein einer Art und Weise zu interpretieren, die den Arabern zur Zeit desPropheten nicht bekannt war.

2. Der Qur’an wurde nicht offenbart,um uns Wissenschaft und Technologie zu lehren, vielmehr ist er ein Buchder Rechtleitung. Darum liegt es außerhalb seiner Zielsetzung, vonPhysik und Naturwissenschaften zu sprechen. Der Sinn der zuvor erwähntenVerse (d. h. Suren 6:35 und 16:82) ist der, dass der Qur'an alles enthält,was für unsere Rechtleitung und Glückseligkeit notwendig ist (sowohl indieser Welt wie im Jenseits).

3. Die Wissenschaft hat noch nicht dasletzte Stadium ihres Fortschrittes erreicht. Darum ist es nicht richtig,den Qur’an nach veränderlichen Theorien zu interpretieren. Einebestimmte Theorie ist zu einer Zeit sehr verbreitet, wird dann aber durcheine andere abgelööst. DasPtolemäische System war lange Zeit verbreitet und wurde dannaufgegeben. Es ist falsch, anzunehmen, der Heilige Qur’an stützewidersprüchliche Theorien. Hervorragende muslimische Wissenschaftler derVergangenheit wie Ibn Sina, al-Biruni, ax-Xusi, Ibn al-Haytam usw.suchten auch keine wissenschaftlichen Formeln im Qur’an, obwohl sievollkommen davon überzeugt waren und über sehr viel Wissen darüberverfügten. Darüber hinaus hätten wir, wenn wir die Spur allerwissenschaftlichen Theorien und Formeln im Qur'an finden köönnten, nichts weiter als einewissenschaftliche Enzyklopädie wie andere verfügbare Enzyklopädien.Die Anpassung des Qur’an an instabile Theorien der Wissenschaftbeinhaltet auch die Gefahr, dass sie die Stabilität qur'anischerFaktoren bedroht und unakzeptablen Interpretationen Tür und Tor ööffnet.

4. Es ist Allahs Wille, dass Menschendie Geheimnisse der Natur durch den Gebrauch ihrer Sinne und ihresIntellekts entdecken. Würde der Heilige Qur’an alle Wissenschaften derNatur enthalten, dann würde der menschliche Intellekt träge werden,und die menschliche Freiheit würde sinnlos. Wie Scheich Muhammad 'Abduhsagte: „Wenn es Aufgabe des Propheten wäre, die Wissenschaften derNatur und Astronomie zu erklären, dann wäre dies das Endeder Aktivitäten der menschlichenSinne und des Intellekts, und das würde die menschliche Freiheitverderben... Ja, der Prophet riet den Leuten kurz, von ihren Sinnen undihrem Intellekt Gebrauch zu machen in Bezug auf alles, was ihrWohlergehen vergrößert, ihr Wissen erweitert und ihre Seelenschließlich weiterbringt.... Darum sind die Zugänge zu diesenWissenschaften der Intellekt und das Experiment, nicht Überlieferungund religiööseWissenschaften.“ 14
 
Unsere Ansicht

Wir glauben, dass der Heilige Qur’anein Buch der Rechtleitung für die menschliche Entwicklung ist und allesenthält, was Menschen im Bereich des Glaubens und Handelns brauchen.Wir betrachten ihn weder als wissenschaftliche Enzyklopädie nochglauben wir, dass es rechtens ist, den Heiligen Qur’an veränderlichenwissenschaftlichen Theorien anzupassen. Andererseits kann man nichtleugnen, dass der Qur’an Bezugnahmen auf einige Naturphänomene enthält.Aber diese haben nicht den Zweck, Wissenschaft zu lehren, sondern werdenvielmehr als Hilfsmittel benutzt, um die Aufmerksamkeit der Menschen aufAllahs Herrlichkeit zu lenken und sie Ihm damit näher zu bringen.

Wir glauben auch, dass der Fortschrittder Wissenschaft es leichter macht, gewisse Abschnitte des Qur’an zuverstehen. Folgender Vers beispielsweise: „Haben die Ungläubigennicht gesehen, dass die Himmel und die Erde in einem einzigen Stückwaren, dann zerteilten Wir sie? Und Wir machten aus Wasser allesLebendige.“ (Sure 21:30) bezieht sich auf die Evolution des Sonnensystemsund die Rolle des Wassers im Leben, und der Vers „Und von allem haben wirPaare erschaffen, damit ihr euch besinnt.“ (Sure 51:49) setzt uns überdie Polarität in Kenntnis, die überall in der Schööpfung deutlich wird. Die moderneWissenschaft macht es viel leichter, diese Art von Versen zu verstehen.Kurz gesagt ist unsere Ansicht über die wissenschaftliche Interpretationdieselbe wie die von Scheich Musxafa al-Marage'i, dem verstorbenen Rektorder Al-Azhar-Universität, wie sie in seiner Einführung zu Isma‘ilPapas Islam und die moderne Medizin zum Ausdruck kommt.

„Es ist nicht meine Absicht zu sagen,dass dieses heilige Buch, in Einzelheiten oder zusammengefasst, alleWissenschaften in der Art eines Lehrbuches enthält; ich mööchte vielmehr sagen, dass esallgemeine Grundsätze enthält, mit deren Hilfe wir allesherleiten köönnen, das für diephysische und spirituelle Entwicklung der Menschen zu wissen notwendigist. In der Tat ist es die Pflicht der Forscher, die mit verschiedenenWissenschaften befasst sind, den Leuten die Einzelheiten zu erklären,die bis zu ihrer Zeit bekannt sind...

Es ist wesentlich, (die Bedeutung)eines Verses nicht so weit zu überdehnen, dass uns dadurch ermööglicht wird, ihn im Licht derWissenschaft zu interpretieren. Man sollte auch (die Interpretation)wissenschaftlicher Fakten nicht so weit dehnen, dass man sie an einenQur'anvers anpassen kann. Wenn jedoch die offenkundige Bedeutung einesVerses mit einer bewiesenen wissenschaftlichen Tatsache übereinstimmt,interpretieren wir diesen Vers mit Hilfe dieser Tatsache.“ 15 Wenn wir den Qur’an denphilosophischen Schulen der Wissenschaften einer Zeit anpassen, gelangenwir zu dem Punkt, wo wir in einer Zeit des vorherrschenden Positivismuseinen muslimischen Gelehrten finden, der versucht, seine Philosophie ausdem Qur’an herzuleiten, indem er sie als die Grundlage qur'anischerWeisheit betrachtet16 und die Tatsache übersieht, dass seineAnsicht keinen Platz für Metaphysik oder ein transzendentes Wesen mehr lässt.

Dennoch würden wir sagen, dass es,obwohl der Qur’an keine wissenschaftliche Enzyklopädie ist, es inden Versen, die Naturphänomene betreffen, eine wichtige Botschaftgibt, und muslimische Wissenschaftler sollten ihre Aufmerksamkeit lieberauf diese Botschaft konzentrieren als sich mit den Wunderaspekten desQur’an im wissenschaftlichen Bereich oder seiner Übereinstimmung mit der zeitgenoössischen Wissenschaft zufrieden zugeben.
 
Die Botschaft des Qur'an fürmuslimische Wissenschaftler

Wie sehr wohl bekannt ist, gibt esmehr als 750 Qur'anverse, die sich mit Naturphänomenen befassen. Wirdenken, dass diese Verse eine wichtige Botschaft für muslimischeWissenschaftler beinhalten. Unserer Ansicht nach sind folgendes diewesentlichen Punkte dieser Botschaft:
**

A) In diesen Versen wird das Studiumaller Aspekte der Natur und die Entdeckung der Schööpfungsgeheimnisse empfohlen.

„Und in eurer Erschaffung und darin,was Er an Tieren verstreut, sind Zeichen für Leute, die Gewissheithaben.“ (Sure 54:4).

„Sprich: ,Betrachtet, was in denHimmeln und auf Erden ist...‘“ (Sure 10:101).

„Sprich: ,Reist doch auf Erden umherund seht, wie er die erste Schööpfung hervorbrachte.‘“ (Sure 29:20).

Nach dem Qur’an sollen wir unsereSinne und den Intellekt zum Verständnis der Natur nutzen, und dieswird uns dazu führen, die Herrlichkeit und Erhabenheit Allahs zu schätzen.Wie es 'Allamah Xabaxaba‘i formuliert: „Der Qur'an lädt ein zumNachdenken über himmlische Zeichen, die strahlenden Sterne und dieVerschiedenheiten ihrer Zustände und die systematische Ordnung, diesie regiert. Er ermutigt zur Betrachtung über die Schööpfung der Erde, der Meere, derGebirge, die Schööpfung von Pflanzenund Tieren, der Menschen und ihrer inneren Welt. Auf diese Weise lädter dazu ein, die Wissenschaften der Natur und Mathematik und alleranderen Gebiete zu studieren, deren Kenntnis im Interesse der Menschheitliegen und der menschlichen Gesellschaft Glückseligkeit bringen. DerQur'an lädt unter der Voraussetzung zu diesen Wissenszweigen ein,dass die Menschen durch diese Kenntnisse zur Wahrheit geleitet werden.Andernfalls ist ein Wissen, das der Unterhaltung dient und die ErkenntnisGottes und der Wahrheit behindert, im Vokabular des Qur'angleichbedeutend mit Unwissenheit.“ 17

Wenn der Heilige Qur’an nahe legt,dass wir uns auf der Erde umsehen, um den Ursprung der Schööpfung herauszufinden, bedeutet dies,dass wir durch unsere Bemühungen wissenschaftliche Fakten erarbeitenmüssen. Es widerspricht dem Geist des Qur’an, dass Muslime trägebleiben, während andere Zugang zu den Geheimnissen der Natur erlangen, und dass wir dann ihre Ergebnisse benutzen und von ihnen abhängig sind.

Nach dem Heiligen Qur’an köönnen wir Zugang zur Naturerkenntniserhalten, indem wir unsere Sinne und unseren Intellekt benutzen. In derTat liegt der Hauptgrund dafür, dass unsere großen Gelehrten in derBlütezeit der islamischen Kultur ihre Aufmerksamkeit fremden (z. B. griechischen)Wissenschaften zuwandten, darin, dass der Qur’an das Studium der Naturbetont.

Sie studierten die Natur, um dieGeheimnisse der Schööpfung zuentdecken und der Weisheit und Macht Allahs bewusst zu werden. Al-Birunihat ausdrücklich gesagt, dass die Motivation hinter seiner Forschung aufdem Gebiet der Wissenschaft Allahs Worte im Qur’an waren, „...undnachdenken über die Schööpfungder Himmel und der Erde: Unser Herr, Du hast dies nicht umsonsterschaffen...“ (Sure 3:191) womit die Menschen von der Notwendigkeitüberzeugt werden, über die Schööpfung der Himmel und der Erde nachzudenken, eine Schööpfung, die sinnvoll und nichtnutzlos ist.

Das Studium der sogenannten wissenschaftlichenVerse im Qur’an sollte Muslime motivieren, sich mit der Physik und denNaturwissenschaften auseinander zu setzen und sich nicht mit denAndeutungen zufrieden zu geben, die da gemacht werden.

B) Die zuvor erwähnten Versebesagen, dass alles in der Welt Ordnung und Ziel hat, und dass es inAllahs Werken keinen Mangel gibt.: „...und Er erschuf alles, dann ordneteEr es gründlich.“ (Sure 25:2).

„Und Wir haben den Himmel und die Erdeund was zwischen ihnen ist nicht zum Scherz erschaffen.“ (Sure 21:16).

„Du siehst keinen Mangel in der Schööpfung des Erbarmers. Schau nocheinmal: siehst du irgendwelche Unordnung? Dann lass deine Augenzurückkehren, immer wieder, und dein Blick kehrt zu dir zurück, verwirrtund erschööpft.“ (Sure67:3-4).

C) Der Qur’an lädt uns ein, dieNaturgesetze (d. h. Allahs Muster im Universum) zu erkennen und sie fürdas Wohlergehen der Menschen zu nutzen, ohne die Grenzen der Pari'a zuüberschreiten: „Sonne und Mond folgen einem berechneten Kurs. Und derHimmel - wir haben ihn erhoben und den Maßstab aufgestellt. Darumüberschreitet nicht das Maß.“ (Sure 55:5-8).

Selbstverständlich soll dieNutzung materieller Mittel zur spirituellen Entwicklung der Menschenführen und nicht zu ihrem Verfall.

D) In der qur'anischen Sichtweise sindalle Wissenschaften verschiedene Manifestationen einer Welt, die von Gottgeschaffen wurde und beherrscht wird. Darum sollte ihre Zusammenfassungein winziges Bild von der Welt ergeben.

E) Schließlich ist eines derwichtigsten Dinge, die wir aus dem Qur’an in Bezug auf die Wissenschaftlernen, seine einzigartige Weltsicht und Erkenntnistheorie. Der gröößte Teil des Übels,das aus dem Wachstum der Wissenschaften entstanden ist, hat seinenUrsprung in der materialistischen Betrachtungsweise, die die moderneWissenschaft begleitet. Der Qur’an warnt uns vor solchen Fußangelnund informiert uns über die Hindernisse für eine korrekteNaturerkenntnis. Er lehrt uns, welche Werkzeuge wir zur Erkenntnis derNatur benutzen sollen und was uns daran hindert, diese Werkzeugeangemessen zu benutzen.18 Kurz gesagt, wir glauben, dassfolgende die wichtigsten Lehren aus den sogenannten wissenschaftlichenVersen des Qur’an sind:

1. Der Entdeckung der Natur durchmenschliche Sinne und Intellekt sollte Priorität eingeräumtwerden.

2. Der Heilige Qur’an gibt uns diekorrekte Weltsicht.

3. Abu Hamid al-Gazali, “Ihya‘ 'ulum ad-din”. (Dar al-Ma'rifa), Bd.l, S. 289.

4. Abu Hamid al-Gazali „The Juwels of the Qur'an“, Übers. v.Muhammad 'Abd al-Qasim (Routledge&Kegan Paul, 1983) S. 45-48

5. M. H. al-Dahabi, „al-Tafsir wal mufassirun (Dar al-Kutubal-Hadit), Bd. 2, S. 420.

6. Ebd., S. 477-484.

7. 'Abd ar-Rahman al-Kawakibi, „Tab‘ al-'istibdad (Dar al-Qur'anal-Karim, 1373), S. 42.

8. Mustafa Sadiq ar-Rafi'i, „I'Jaz al-Qur'an wa al-balagaal-Nabawiyya (Dar al-Kitab al-'Arabi) S. 127-129.

9. Shaykh Muhammad Bakhit, „Tanbih al-Uqul al-Insani“ (Maktabat A.Ra-bi') S. 9-10.

10. Anm. 3, S. 505.

11. 'Abd ar-Razzaq Nawfal, „al-Qur'an wa-l-'ilm al-hadit“, (Daral-Kitab al-'Arabi), S. 26.

12. Maurice Bucaille, „The Bible, the Qur'an, and Science",Crescent Publishing Co. (1978), S. 251.

13. Yusuf Muruwwa, al-'ulum al-tabi'iyya fi al-Qur'an“n (Muruwwaal-'ilmiyya), S. 161-165.

14. M. J. Mugniyya, „Al-Tafsir al-kashif“. (Dar al-ilm lil-Malayin),Bd. 4, S. 173.

15. Anm. 3, S. 519.

16. Muhammad Ammara, „al-Islam wa qadaya al-asr“, (Dar al-Wahda), S.75.

17. Anm. 3, S. 519.

18. A. Tabara, „Ruh ad-din al-‘Islami“, (Dar al-ilm lil Malayin), S.270.

19. M. H. Tabataba’i, „The Qur'an in Islam“, (Islamic PropagationOrganization), S. 96.

20. M. Golshani, „The Holy Qur'an and the Sciences of Nature“ (IslamicPropagation Organization), S. 171-200.


source : Mehdi Golschani
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