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Thursday 25th of April 2024
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Universale Gerechtigkeit

Morteza Motahari

Verheißen hat Gott denen unter euch, die glauben und gute Werke tun,

daß Er sie gewißlich zu Nachfolgern auf Erden machen wird,

wie Er jene, die vor ihnen waren, zu Nachfolgern machte,

daß Er gewißlich ihre Religion, die Er für sie als gut befand,

festigen wird. Und ihnen gewißlich, nachdem sie in Angst

zubrachten, Frieden und Sicherheit geben wird.

Sie werden Mich anbeten und Mir

nichts zur Seite stellen.[1]..

Zunächst:

Alle Propheten, die Gott den Menschen sandte, kamen zweier wesentlicher Zielsetzungen wegen. Zum einen, um für eine gesunde, gute Beziehung zwischen dem Geschöpf und seinem Schöpfer zu sorgen. Das heißt, um dem Menschen zu verwehren, anderes als Gott anzubeten. Etwas, das in dem

wunderschönen Gotteswort "La ilāha ilallāh" - Kein Gott ist außer dem Einzigen! - zusammengefaßt wird.

Zudem aber schickte Gott die Propheten deswegen, damit daß sie für gesunde, gute zwischenmenschliche Beziehungen sorgten. Und zwar auf der Grundlage Gerechtigkeit, Frieden, Freundschaft, Zusammenarbeit, Wohlwollen und Hilfe füreinander ...

Ganz konkret nennt der Koran diese beiden fundamentalen Zielsetzungen, die wichtiges Anliegen der Propheten zu sein haben. Was das erstgenannte Bestreben anbelangt, heißt es im Koran, gerichtet an den letzten der göttlichen Gesandten:

ﻴﺍ أﻴﻬﺍ اﻟَّﻧﺑﻱ اﻧّﺍ آرْﺴَﻟْﻧﺍکٴَ شاھِﺪﺍً وَ ﻣُﺑَﺸَّﺭاً و ﻧَذیراً٬ و داعیاً اﻟََﻱ اﷲ بِٳِﺫْنَه و سِراجاً مُنیراً

ِٕ1 Sure 24, Nur, Vers 55

 

"O Prophet - Wir haben dich als Zeugen entsandt, als Verkünder froher Botschaft und als Warner. Und damit du die Menschheit zu Gott rufest und ihnen ein wegweisendes Licht seiest"2

Und bezüglich des zweiten:

لَقَدْ آرسَلْنا رُسُلَنا بِالْبَیَّنات وَ ٲَنْزْلْنا مَعَهُم الْکِتابَ وَ الْمیزانَ لِیَقوم النّاسَ بِالْقِسْطِ

"Wahrlich - Wir schickten Unseren Gesandten mit klaren Beweisen. Und schickten mit ihm das Buch und das Maß, auf daß Gerechtigkeit sei unter den Menschen."3

Sehen wir doch nur, wie klar und konkret der Koran Aufgabe und Mission der Propheten nennt. Damit Gerechtigkeit sei unter den Menschen.

Und auch heißt es in dem letztgenannten Koranvers: Wir schickten unsere Gesandten mit klaren Beweisen und Argumenten. Und mit ihnen das Buch, also Unsere Schrift, Unsere Weisungen - als Maß.

Wozu?

Damit Gerechtigkeit sei unter den Menschen. Das heißt, damit sie untereinander in Gerechtigkeit verfahren.

Das aber besagt, daß das Sorge-Tragen für Gerechtigkeit - und dies gemäß dem Menschen von Gott gegebenen Maß - eigentliches und allgemeines Anliegen und Ziel aller Propheten war.

Mit anderen Worten, die Propheten hatten eine einheitliche Mission, eine einheitliche Aufgabe, einen einheitlichen Auftrag, eine einheitliche Mission. Und zwar ging es, wie der Heilige Koran unmißverständlich kundtut, um Gerechtigkeit, für die sie zu sorgen hatten.

2 Sure 33, Vers 45

3 Sure 57, Vers 26

Eine Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist diese:           

Wird es eines Tages zu einer solchen allgemeinen Gerechtigkeit auf Erden kommen? Das heißt, wird der Tag kommen, da universale Gerechtigkeit allüberall - nicht lediglich eine relative in kleinem Rahmen -gegeben sein wird? Das heißt also allgemeine Gerechtigkeit überall auf Erden, so daß weder Unrecht noch Gewalt, weder Diskreminierung noch Kriege, noch Feindseligkeiten, noch Haß, noch Blutvergießen, noch Unterdrückung und Ausbeutung und all das, was damit zusammenhängt wie Lüge, Betrug, List und Tücke, Heuchelei und Spaltung sein werden? Und folglich auch nicht all das Elend und Unheil, von dem die Menschheit heute heimgesucht ist? Wird es jemals soweit kommen? Zu einer solchen universalen Gerechtigkeit? Wird jemals ein solcher Tag, eine solche Zeit für die Menschheit anbrechen?

Oder aber ist das nur ein schöner, aber sich nie verwirklichender Traum? Ein irrealer Wunsch?

Ist es vielleicht so wie jene sagen, die zwar religiös eingestellt sind und an Gott glauben, aber dennoch in dieser Weise sprechen:

'Wir leugnen eine universale Gerechtigkeit zwar nicht, und wir sagen auch nicht, daß die Welt nunmal auf Unrecht aufgebaut ist. Aber wir sind der Meinung, daß unsere Welt so niedrig und gemein ist, so finster und voller Gewalttätigkeit, daß es niemals in ihr zu einer solch allgemeinen Gerechtigkeit, also zu tatsächlicher universaler Gerechtigkeit und Frieden und Sicherheit für alle kommen wird bzw. kann. Wir können einfach nicht glauben, daß wirklich eines Tages alle Menschen friedlich und freundschaftlich miteinander leben werden. Die irdische Welt ist Ort der Tyrannei und Finsternis. Wohl aber im Jenseits - dort wird es universale Gerechtigkeit und derlei geben. Nur im Jenseits... Wirkliche universale Gerechtigkeit gibt es nur dort und ist auch nur dort möglich.'

In der nichtislamischen Welt, in anderen Religionen, ist ein solches Denken vorhanden.

Einer der großen Pluspunkte des islamischen Überzeugungsgutes - und insbesondere des Überzeugungsgutes Ahl-Taschayyuhs - beruht gerade hierin, das heißt in dem Denken: 'Sei nicht pessimistisch. Tyrannei und rohe Gewalt, Krieg und Feindseligkeit, Kontroversen, Fehden, Häßlichkeiten und Finsternisse werden nicht immer sein. Ihre Zeit ist nur vorübergehend. Letztendlich aber wird Helligkeit sein und Licht, Frieden und Gerechtigkeit -allüberall.

Und auch wenn es diesen Gedanken woanders, in anderen Religionsgemeinschaften, gibt, so doch lange nicht so klar und konkret wie in der schiitischen Welt. Nämlich: Die Zeit wird kommen, da schon auf Erden Wohl und Gerechtigkeit sein und Finsternis und Tyrannei besiegen werden. Schauen wir aufmerksam in den Koran hinein und denken wir darüber nach, was er uns sagt, stellen wir fest, daß er dieses Denken bestätigt und von einer hellen Zukunft dieser Welt spricht. Viele Koranverse gibt es in diesem Zusammenhang, unter anderem der, den ich zu Beginn dieses Kapitels schon zitierte und in dem es heißt:

ﻭَﻋَﺩَ اﷲُ اﻟﺫﻴﻦَ آﻣَﻧﻭﺍ ﻣِﻧْﻜُﻡْ ﻭَ ﻋَﻣِﻟﻭﺍ ﺍﻟﺼّﺍﻟِﺣﺍﺖﻟَﻴَﺴْﺗَﺨْﻟِﻔَﻧَّﻬُﻡﻔﻲ ﺍْﻷﺭْﺽِِ ﻜَﻣﺍﺍﺴْﺗَﺧْﻟفَ ﺍﻟَّﺫﻴﻥَ ﻣِﻥ

ْﻘَﺑْﻟِﻬِﻡْ ﻟَﻴُﻣَﻜَّﻧَﻥَّ ﻟَﻬُﻡْ ﺪﻴﻧَﻬُﻡُ ﺍﻟَّﺫﻱ ارتَضی ﻟﻬُﻡْ وَ لَیُبَدَّلَنَّهُْمْ مِنْ بَعْدِ خَوْفِهِمْ ٲَﻣْﻧاً یَعْبُدوﺋَﻧﻲ

ﻻﻴﺷْﺭِﻜﻭﻦَ ﺑﯥﺷَﯿْﺋﺍً وَ ﻣَﻦْ ﻜَﻔَﺭ ذلِکٴَ فَٲﻭﻟﺋِکٴَ ھُمُ الَِْفاسِقونَ

Mit diesem Vers verheißt Gott jenen, die glaubend wurden und gute Werke tun, daß sie es letztendlich sein werden, in deren Händen die Dinge des Diesseits liegen werden. Daß dann die Welt bestimmt sein wird von der göttlichen Religion, von Geistigkeit, von "Kein Gott ist außer dem Einzigen". Daß materialistisches Denken,

Profisucht und.Egoismus dann weichen werden und allüberall Sicherheit sein wird. Sicherheit und Gerechtigkeit infolge der Ein-Gott-Gewißheit, die dann das Dasein bestimmen wird.

Mit anderen Worten - dem Koran ist also u. a. zu entnehmen, daß:

die Propheten zweierlei Zielsetzungen wegen entsandt wurden: Um den Glauben an den Einen, Einzigen Gott zu wecken und zu verbreiten. Und zum anderen, um für Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen. Erstere hat mit der Beziehung des Menschen zu Gott zu tun, die zweite mit den zwischenmenschlichen Beziehungen, das heißt mit den Beziehungen der Menschen untereinander.

Zudem verheißt uns der Koran, daß ein "Erdendasein voller Gerechtigkeit" nicht nur ein Wunschtraum ist, nicht nur ein phantastischer Gedanke, sondern vielmehr eine Realität, auf die Welt letztendlich zusteuert.

Und dies entspricht Tradition und Wollen Gottes. Gott wird der Gerechtikgeit in der Welt zum Siege verhelfen. Das heißt, auf Erden werden einst - wann es sein wird, wissen wir nicht, vielleicht in einigen Jahrhunderten, vielleicht nach Millionen von Jahren - Menschen herrschen, wirkliche Menschen. Menschen im wahrsten Sinne des Wortes, Menschen, denen diese Häßlichkeiten und Finsternisse, die in der heutigen Menschheit gegeben sind, fremd sind.

Ich betone: Diese "universale Gerechtigkeit" wird es einst auf Erden geben. Dies sagt uns der Islam.

 

Was aber fuhrt er als Gründe dafür an, wie argumentiert er dies? Hierzu sollten wir drei Punkte ein wenig näher beleuchten:

   1- Was ist eigentlich "Gerechtigkeit

2-    Ist im menschlichen Wesen dieser Wunsch nach Gerechtigkeit verankert? Oder aber nicht? Das heißt,  ist es vielmehr so,  daß  ihm
Gerechtigkeitaufgenötigt werden muß? Daß ihm aus eigenem Antrieb heraus an Gerechtigkeit nicht gelegen ist?
3-  Zudem:  Ist  allgemeine, d.h.  universale  Gerechtigkeit überhaupt
durchführbaroder nicht? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Was ist "Gerechtigkeit"?

Lange Erklärungen sind hierzu wohl nicht notwendig. Denn was Ungerechtigkeit ist, wissen wir - mehr oder weniger - alle. Und ebenfalls bekannt ist, was unter Diskremierung, Benachteiligung und derlei zu verstehen ist. Nämlich das Gegenteil von dem, was wir Gerechtigkeit nennen. Gerechtigkeit ist also der krasse Gegensatz von Ungerechtigkeit, von Diskremnierung, von Benachteiligung...

Mit anderen Worten: Aufgrund seiner Schöpfung und Natur, aufgrund seiner Fähigkeiten, Möglichkeiten und Aktivitäten erwirbt der Mensch Anrecht auf so allerlei. Und Gerechtigkeit beruht darin, daß dem Menschen das, für das er aufgrund seiner Schöpfung, Natur, seiner Fähigkeiten, Begabungen etc. wie "geschaffen" ist - bzw. auf das er aufgrund seiner Qualitäten, Möglichkeiten und Aktivitäten Anspruch hat - gegeben wird. Ungerechtigkeit wäre, wenn ihm das, zu dem er berechtigt ist, vorenthalten oder aber genommen wird. Benachteiligung und Diskreminierung dahingegen ist, wenn beispielsweise eine von zwei Personen - dieweil beide die gleichen Fähigkeiten und Qualitäten aufweisen - der anderen bevorzugt wird.

Dennoch. Wie dem auch sei, seit altersher gibt es jene - von den Philosophen Griechendlands bis hin zu denen Europas - die Gerechtigkeit als Realität leugnen und sagen: Gerechtigkeit - was soll das überhaupt?! Gerechtigkeit ist gleichzusetzen mit Gewalt. Gerechtigkeit ist das, was das herrschende Gesetz unter Gerechtigkeit versteht und demgemäß anordnet. Und das herrschende Gesetz ist das, was dem Menschen aufgenötigt wird. Das heißt also: Gerechtigkeit gewaltsam Aufgezwungenes - etwas, das in Gewalt und Zwang fußt. So wurde und wird - da und dort – argumentier

Dies ist jedoch nicht richtig, denn Gerechtigkeit ist echt und real, eben darum, weil Recht und Wahrheit echt und real sind. Und warum ist das Recht eine Realität? Darum, weil es in der Schöpfung wurzelt. Und da die Schöpfung echt und real ist, ist einem jeden, das existiert, in der Schöpfung "Platz" und Anspruch auf das, das ihm zusteht, gegeben. Der Mensch hat Anspruch auf so manches - Ansprüche, zu denen er aufgrund seiner Qualitäten und Leistungen berechtigt ist.

Kurz - Gerechtigkeit erklärt sich aus dem Wort: "Einem jeglichen geben Wir das, was sein Recht ist, zu was es berechtigt ist..."

Ist er gerechtigkeitsliebend?

Der zweite Punkt wäre: Ist Gerechtigkeitsliebe ein völlig natürlicher Wesenszug des Menschen? Oder aber nicht?

Einiges gibt es, das ganz einfach zum menschlichen Wesen, zur Natur des Menschen gehört. So ist er erschaffen worden, mit diesen für ihn typischen Neigungen und Besonderheiten. Keinen anderen Grund gibt es für sie als aben nur seine besondere physische und psychische Beschaffenheit.

Ein Beispiel hierzu: Hier, in diesem Raum4, in dem wir uns nun befinden, erfreuen wir uns an den wunderschönen kalligraphischen Inschriften:

Dort, in der Mitte: "La ilāha illallāh" (Kein Gott ist außer dem Einzigen), rechts davon: "Muhammad, Rassulullāh" (Muhammad, Gesandter Gottes) und links davon "Ali yun Wali yullāh" (Ali, gottgegebener Wali). Ja, und dann jener Stern, der die Reinheit Fatimah-Zahrās (s.a.) symbolisiert. Und die Namen der zwölf Reinen Imame, dann Koranverse - allesamt islamische Devisen. Worte des Gesandten Gottes, Worte Amir al Mu'minins, Worte Imam Hussayns... Alles voller Harmonie und Schönheit. Erlesene Kachelarbeit, erlesene Kalligraphien. Wir sehen dies alles und freuen uns daran. Warum? Warum freuen wir uns darüber? Warum gefällt es uns? Zwingt uns jemand dazu?

Darum, weil es schön ist, freut es uns.

Und so sind wir, ist der Mensch, erschaffen worden. Über Schönes freut er sich. Es gefällt ihm. Dazu bedarf es keines besonderen Gesetzes, das extra erlassen werden müßte. Sich über Schönes und Gutes zu freuen, ist dem Menschen mit auf den Weg gegeben, ist in seinem Wesen verankert. Derle ist schöpfungs- bzw. wesensbedingt. Auch das Interesse des Menschen für Wissensdinge und vieles andere mehr gehört dazu.

Zählen aber auch Liebe und Sinn für Gerechtigkeit dazu? Das Interesse dafür, selbst gerecht zu sein? Und der Wunsch, daß auch die anderen gerecht sind - auch wenn dies zu unserem persönlichen Nachteil wäre? Gehört das alles auch dazu?

Ist Gerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit und derlei - einmal ganz abgesehen von dem Nutzen, der für den Menschen damit verbunden ist -etwa, das er wesensgemäß anstrebt und möchte?

4 Es ist daran zu erinnern, daß diesem Buch eine Vortragsreihe Schahid Ostad Motahharis zugrundeliegt.

Nietzsche und Machiavel sagen:

Einige sagen, derlei sei dem menschlichen Wesen fremd, es habe mit der menschlichen Natur nichts zu tun. Die meisten Philosophen Europas sprechen so. Und dieses ihr Denken besagt, daß die Welt letztlich "in Flammen aufgeht". Sie erklären: Gerechtigkeit sei eine Erfindung der Schwachen und Schwächlichen. Als diese mit Machtgewaltigen konfrontiert waren, erdachten sie - da sie sich der Stärkeren nicht erwehren konnten und sich ihnen gegenüber als zu schwach sahen - den Begriff "Gerechtigkeit". Und sagten: 'Gerechtigkeit ist gut, ist eine feine Sache. Der Mensch muß gerecht sein, er muß in Gerechtigkeit walten und schalten.'

Das alles aber sei Unfug, haltloses Gerede. Denn genau der, der jetzt noch von Gerechtigkeit spreche, werde, wenn er selbst die Macht in Händen habe, genauso ungerecht vorgehen wie die übrigen Machtgewaltigen, gegen die er etzt wettert.'

Nietzsche - bekannter deutscher Philosoph - erklärte, wie oft er doch gelacht habe über jene Schwachen und Schwächlichen, die von Gerechtigkeit und Gerechtigkeitsliebe sprechen würden. Denn bei genauerem Hinsehen habe er festgestellt, daß diejenigen, die von Gerechtigkeit reden, mit leeren Händen dastünden. Ohne Macht, ohne Mittel. Und er habe in Gedanken zu ihnen gesagt: Ihr Armseligen, wenn ihr erst einmal selbst die "Gabel" in der Hand habt, werdet ihr nicht mehr so reden.'

Kurz, diese Philosophen sagen: Der Mensch glaubt nicht an Gerechtigkeit. Er ist von ihr in keinster Weise überzeugt.

Und sie, die so sprechen - das heißt, daß im menschlichen Wesen ein Hang nach Gerechtigkeit überhaupt nicht vorhanden sei - unterteilen sich wiederum in zwei Gruppen. Die einen sagen: 'Auch wenn es sich nur um einen Wunsch handelt, sollte man dem Wunsch nach Gerechtigkeit nicht nachgeben. Man sollte nicht nach Gerechtigkeit streben, sondern immer nach

Macht und Kraft. Gerechtigkeit sei nichts weiter als dummes Gerede. Wie gesagt: Selbst den Wunsch nach Gerechtigkeit sollte man sich verwehren und schon gar nicht danach streben. Nur Macht und Gewalt sollte man anstreben...'

Sie zitieren in diesem Zusammenhang eine Binsenweisheit, die ähnlich jenem Wort ist, das da und dort auch bei uns zu hören ist:

"Macht ist das Geweih, Gerechtigkeit der Schwanz".

Das heißt: Sorge dafür, daß du an das Geweih kommst, was soll dir der Schwanz nutzen?!

Und zu denen, die so denken und reden, gehören eben Nietzsche und Machiavel.

Was sagt Bertrand Russel?

Aber nicht alle sprechen so. Einige sagen: 'Wir müssen uns um Gerechtigkeit bemühen. Sie ist anzustreben. Aber nicht, weil sie unserer Natur entspräche, sondern darum, weil unser Wohl darin liegt.'

In dieser Weise äußert sich auch Bertrand Rüssel. So denkt er und damit argumentiert er seine Humanität. Und da dies seinem Denken, seiner Philosophie gemäß ist, kann er auch gar nicht anders als so sprechen.

Er sagt: Da der Mensch aufgrund seiner Natur in erster Linie an seinem Nutzen und Profit interessiert ist - wie sollte da Gerechtigkeit möglich werden können?! kann man ihm etwa sagen: Du Mensch, strebe Gerechtigkeit an?!

So etwas ist nicht zu erzwingen. Im menschlichen Wesen ist Gerechtigkeitsliebe nunmal nicht vorhanden. Wie könnte man ihm also sagen und begreiflich machen, Gerechtigkeit zu wollen?!

Aber es gibt einen anderen Weg, über den wir das erreichen können. Wir müssen seinen Verstand, seinen Geist, seinen Wissensstand fordern. Wenn wir das tun, wenn das erreicht ist, können wir ihm sagen: 'Du, Mensch, es stimmt, daß Nutzen und Profit eine Realität sind und wahr. Und es stimmt, daß man dich des Nutzens wegen, der für dich dabei herausspringt, zu etwas bewegen kann. So bedenke nun, daß dein Wohl darin liegt, daß Gerechtigkeit in der Gesellschaft - soziale Gerechtigkeit - gegeben ist. Wenn es in deiner Umwelt keine Gerechtigkeit gibt, ist das zu deinem eigenen Nachteil. Dann ist dein Nutzen nicht garantiert. Es ist allerdings richtig, daß du aufgrund deiner Natur deinem Nachbarn Gewalt antun möchtest. Überlege dir jedoch dies: Wenn du ihn angreifst, wird er zurückschlagen. Du wirst also aus gewaltsamem, ungerechten Vorgehen keinen Nutzen ziehen. Das heißt, sei vernünftig, gebrauche deinen Verstand und laß die Finger davon.

 

Wenn du richtig nachdenkst, wirst du feststellen, daß auch dein eigenes Interesse in der Gerechtigkeit liegt.'

Mit anderen Worten: Gerechtigkeit sollte zwar auf Erden sein, doch ist sie nur zu erreichen, wenn Verstand, Intellekt und Wissensstand gefördert werden. Wenn dem Menschen begreiflich gemacht wird, daß in der sozialen Gerechtigkeit auch sein persönliches Wohl liegt.

Ein Wort zu dieser Theorie

Völlig klar, eine Theorie auf schwachen Füßen. Darum, weil sie sich nur im Zusammenhang mit denen bewahrheitet, die nicht stark sind. Das heißt, was mich anbelangt, mag es stimmen. Denn wenn ich, der ich weder Macht noch sonderliche Kraft habe, weiß, daß mein Nachbar ist wie ich, also nicht schwächer als ich, so werde ich mich sicherlich hüten, ihn anzugreifen. Also aus Angst vor seiner Stärke. Und aufgrund dieser Befürchtung begehe ich also - laut eben genannter Auffassung - kein Unrecht und vergreife mich nicht an anderen. Doch sobald ich stärker bin als diese, noch in der gleichen Stunde, werde ich, weil ja nun die Angst vor der Macht der anderen überflüssig und hinfällig geworden ist - gegen ihre Rechte verstoßen. Denn nun kann ich es mir ja leisten, unrecht zu handeln, ungerecht zu sein.

Wie sollten mich nun Vernunft und Wissensstand dagegen bewahren, Unrecht zu tun?!

Etwa deswegen, weil der Mensch nach seinem eigenen Nutzen strebt und seine Vernunft ihm sagt: Um deines eigenen Wohles und Profites willen füge anderen kein Unrecht zu und sei gerecht??

Wie ist es aber, wenn ich weiß, daß ich stärker bin als der andere und mein Profit nicht in Gefahr gerät??

Genau hier gerät diese Theorie Bertrand Russeis ins Wanken. Darum weil dieses Denken, diese seine Philosophie - und zwar all seinen humanen Äußerungen und Thesen zum Trotz - jenen Spitzen-Machtgewaltigen, die nichts Stärkeres als sich selbst kennen, so quasi bescheinigt, tun zu können, was immer sie wollen.

Marxistische These

 

Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die man in gewisser Hinsicht der zweiten zuordnen könnte. Sie sagt:

 

Gerechtigkeit ist möglich. Aber nicht durch den Menschen. Der Mensch ist nicht in der Lage, für Gerechtigkeit zu sorgen. Das liegt ihm nicht. Zum anderen ist er nicht so erzogen worden, daß er wirklich Gerechtigkeit möchte. Und auch seine Vernunft, sein Verstand, kann nicht soweit gefördert werden, daß er des Menschen Wohl in der Gerechtigkeit sieht. Nein... Wohl aber der Götze "Technologie" kann für Gerechtigkeit sorgen. Durch die Mittel der Technologie und Wirtschaft wird Gerechtigkeit möglich...

Mit anderen Worten und gemäß dieser Theorie: Der Mensch vermag es nicht. Das ist nicht sein Metier. Wenn er glaubt, er könne eines Tages gerechtigkeitsliebend werden, so macht er sich selbst etwas vor. Nie wird er es sein.

Und wenn er hofft, seine Vernunft könne ihn dazu bringen, so ist das ebenfalls absurd. Das maschinelle System jedoch bringt den Menschen automatisch soweit. Jenen Veränderungen und Entwicklungen, die durch wirtschaftliche und Produktionsmittel hervorgerufen werden (und gemäß ihren Kalkulationen, von denen sich allerdings schon so manche als falsch erwiesen hat, M.), wird das kapitalistische System nicht standhalten können und letztendlich vom sozialistischen verschluckt werden. Und dieses, das sozialistische Weltsystem, wird unweigerlich - ob man will oder nicht - und ganz zwangsläufig für Gleichheit und Gerechtigkeit sorgen. Infolge der Herrschaft der maschinellen Ordnung...".

Jedenfalls - du, Mensch, kannst selbst für Gerechtigkeit nicht sorgen. Du kannst sie nicht garantieren, und glaube auch nicht, dein Verstand könne es. Nicht deine Vernunft vermag es und auch nicht deine Erziehung. Laß dir darum derlei Unfug nicht einreden...

Was sagt der Islam?

Die dritte - und wenn man so will, die vierte - Auffassung besagt: Alles, was bisher dazu gesagt wurde, läßt eine pessimistische Einstellung zu des Menschen Wesen und Natur durchblicken. Wenn wir sehen, daß auch heute noch ein großer Bogen um die Gerechtigkeit gemacht ward, so deswegen, weil der Mensch immer noch nicht zu seiner menschlichen Vollendung gefunden hat. In seinem Wesen aber ist sie veranlagt. Wenn er, der Mensch, gut erzogen und gelenkt wird, wenn er einen guten Lehrer mit hohen menschlichen Qualitäten an seiner Seite hat, kommt er zu der Erkenntnis, daß Gerechtigkeit gut und erstrebenswert ist. Dann wird er das Wohl der Allgemeinheit seinem eigenen, persönlichen voranstellen. Und dann kommt in ihm zum Durchbruch, daß er - ebenso, wie er Schönes mag

 

und liebt - auch Gerechtigkeit möchte und liebt. Er begreift, daß Gerechtigkeit selbst "schön" ist und zu den Schönheiten zählt. Allerdings zu den geistigen Schönheiten, nicht zu den mit den Sinnen erfaßbaren.

Unsere islamische Weltanschauung und Ideologie, die eine gottgegebene ist, erklärt hierzu:

Daß ihr sagt, der Mensch sei wesensgemäß nicht gerechtigkeitsliebend, man müsse ihn zu Gerechtigkeit zwingen oder aber, seine Vernunft sei soweit zu stärken, daß sie ihm begreiflich mache, daß sein eigenes persönliches Wohl in der Gerechtigkeit beruhe oder aber durch die Entwicklung und Vervollkommnung der Produktionsmittel werde ganz automatisch Gerechtigkeit erreicht etc. - derlei widerlege ich. Und zwar anhand all jener, die gerecht und gerechtigkeitsliebend waren, obwohl dies nicht im Sinne ihres eigenen persönlichen Nutzens war. Es * war ihnen selbst nicht zum Vorteil, aber ihr Wunsch und Ziel war: Gerechtigkeit. Und mehr noch als das: Sie sehnten sich nach Gerechtigkeit und bemühten sich um sie.

Wer? Vollkommene Menschen. Menschen, die zu menschlicher Vollendung gefunden hatten...

Unsere Lehre macht - beispielgebend - auf diese Menschen aufmerksam, um damit zu sagen: Es ist also möglich. Der Mensch kann ihnen nacheifern. Kann werden wie sie. Und wenn er auch ihre menschliche Vervollkommnung nicht erreicht, so kann er doch zumindest versuchen, so zu werden wie sie. Er kann "in kleinerem Format" zu menschlicher Vollendung reifen.

So ist u. a. Ali Ibn Abi Tälib (a.s.) Beispiel eines vollendeten Menschen und beweist damit, daß die eben zitierten Theorien allesamt "Hinkefüße" sind.

Ali (a.s.), die von ihm Erzogenen und viele weitere, die in all den Zeiten bisher kamen und gingen. Wenn ich nun hier Ali Ibn Abi Tālib erwähne, so mag in dem einen und anderen der Eindruck entstehen, daß er eine Ausnahme gewesen sei. Nein, so ist es nicht. Denn auch jetzt, heute, gibt es unter den Gottesfreunden etliche, die Gerechtigkeit aufrichtig lieben, wollen und anstreben. Gerechtigkeitsliebe ist in ihrer Natur veranlagt. Und zwar sehr!

Und auch in Zukunft wird es Gerechtigkeitsliebende geben.

Viele gibt es, die davon ausgehen, daß Imam Mahdi (atf)5 wiedererscheint, wenn die Welt in finsterster Dekadenz zubringt. Doch das ist eine irrige Annahme. Gemäß all dem, was uns unsere Religion sagt -

5 Zwölfter Imam

unsere Religion, die uns Imam Mahdi (atf) und universale Gerechtigkeit auf Erden verheißt - ist es keineswegs so, wie sie sagen.

In "Usül Kafi" lesen wir beispielsweise, daß dann, wenn Imam Mahdi (atf) kommt, Gott die Menschen erkennen und ihre Vernunft, ihren Verstand wachsen läßt. Sie beginnen zu denken, zu begreifen und entsprechend zu handeln. Wenn er erscheint, wird es in dieser Welt weder "Wölfe" noch "Schafe" geben. Selbst die Wölfe werden untereinander in Frieden leben.

Welche Wölfe? Die Wölfe in der freien Natur? Oder Wölfe in Menschengestalt?

Sagen wir es so: "Wölfe" werden dann nicht mehr Wolfsnatur haben. Ihre Wolfsnatur wird ihnen dann genommen, sie werden friedlich...

Bevor ich nun auf das, was sein wird, wenn Imam Mahdi (atf) erscheint, eingehe, noch kurz folgendes:

Sein Alter:

Wenn über Imam Mahdi (atf) gesprochen wird, sagen etliche: Wie kann das angehen, daß jemand mehr als 1200 Jahre lebt?! Das ist doch gegen die Natur...

Sie, die so sprechen, glauben wohl, daß alles, was bisher in dieser Welt geschehen ist, mit den gewöhnlichen Naturgesetzen - also jenen Gesetzen, die der heutige Mensch und die moderne Wissenschaft kennen - voll und ganz übereinstimme. Doch bedenken wir:

Sämtliche großen Entwicklungen, die sich in der Geschichte des Lebens, der Lebewesen - von der Pflanze bis zum Tier - ereigneten, sind ungewöhnlicher Art. Entspricht wohl der allererste Lebenskeim, der sich auf Erden zeigte, gewöhnlichen biologischen Gesetzmäßigkeiten?! Das allererste Leben auf Erden - wie kam es zustande? Mit welchem gewöhnlichen Naturgesetz geht seine Entstehung konform?

Seit der Entstehung der Welt sind viele Milliarden Jahre vergangen. Vor Milliarden Jahren war unsere Erde eine glühender Planet, auf dem Leben unmöglich war. Laut wissenschaftlicher Schätzungen vergingen Milliarden Jahre, bis das sich erstes Leben auf Erden zeigte. Auch sagt uns die Wissenschaft, daß Lebenwesen immer aus Lebewesen hervorgehen. Das Gegenteil, das heißt, daß Lebendes aus Nicht-Lebendem entsteht, konnte sie nicht nachweisen. Sie konnte bisher noch nicht erklären, wie das erste Leben auf Erden, also der erste Lebenskeim - diese große Entwicklung und Evolution - zustandekam.

 

>>Sie sagt: Der erste Lebenskeim, die erste lebende Zelle, die erschien, entwickelte und vervielfältigte sich. Als ein bestimmtes Stadium erreicht war, fand die Teilung statt - in den vegetativen (pflanzlichen) und tierischen Zweig. Jeder Zweig - Vegetation als auch Tierwelt - weisen spezifische Merkmale auf. Die Vegetation diese, das Tierreich jene. Es kommt zum Ökosystem"...

Interessant ist hierbei: Wenn es die Vegetation nicht gibt, kann das Tier nicht sein. Und ist das Tier nicht, kann Vegetation nicht sein. Besonders im Zusammenhang mit dem Gasaustausch.

Jedenfalls - bis heute vermochte die Wissenschaft dieses Stadium, diese große Evolution in der Geschichte des Lebens und der Lebewesen und wie sie sich ereignete, nicht zu erklären. Wie kam es zu der Entwicklung eines Vegetationszweiges und eines tierischen? Und ebenso die weiteren Stadien bis zum Entstehen des Menschen und auch dessen Weiterentwicklung. Wie kam es zu seiner Entstehung - zur Entwicklung dieses Geschöpfes mit all seinen Fähigkeiten, seinem Können, seinem Geist, seinem Verstand, seiner Willens- und Entscheidungskraft und so fort? Vermochte die Wissenschaft bisher darüber aufzukären?

Zudem, denken wir doch nur an die göttliche Offenbarung - ist sie etwa gewöhnlicher Art? Daß ein Mensch ein Niveau erreicht, so daß er Weisungen aus dem Metaphysischen empfangen kann - ist das etwa weniger erstaunlich und imposant als ein Lebensalter von 1300 Jahren?

Daß der Mensch forscht und vielleicht auch das entsprechende Naturgesetz dazu findet, ist natürlich. Heute ist er zum Beispiel daran interessiert, ein Mittel; eine Formel, einen Weg zu finden, wodurch das Leben des Menschen verlängert werden kann. Niemand kann sagen, daß es dem Naturgesetz entspricht, daß der Mensch hundert, hundertfünfzig, zweihundert, dreihundert oder fünfhundert Jahre und mehr lebt. Es stimmt zwar, daß die Zellen des menschlichen Körpers nur eine bestimmte Lebensdauer haben. Dies gilt aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. Es kann durchaus sein, daß eines Tages etwas entdeckt wird, wodurch das Menschenleben verlängert werden kann - bis auf fünfhundert und mehr Jahre. Wer weiß... Jedenfalls ist dies nicht von der Hand zu weisen. Und auch ein hohes Lebensalter von 1300 Jahren ist nicht in Frage zu stellen. Verglichen mit der Geschichte des Lebens und den Entwicklungsstadien, die sich bisher ereigneten, gehört dies wohl zu den weniger erstaunlichen Dingen...

Immer wieder zeigte der Erhabene Gott, daß dann, wenn ein bestimmtes Stadium erreicht ist, eine neue, unerwartete Entwicklung bzw. Evolution eintritt. Wie eine unsichtbare Hand, die aus dem Verborgenen kommt und eine neue Entwicklung einleitet. Jedenfalls, diesbezüglich zu zweifeln und in Skepsis zu verfallen - wovor uns Gott bewahren möge - wäre deplaciert. Zudem, vergessen wir nicht: Die Religion ist dazu da, damit sie dem Menschen nach und nach die Augen öffnet und des Menschen Denken - über den Rahmen des Gewöhnlichen hinaus - weitet.

Jene Zeit aber, in der der Imam (atf) erscheint, ist die Zeit der Vervollkommnung der Wissenschaften, des Verstandes, der Ethik und menschlichen Gesellschaft schlechthin.

Was dann geschieht?

Darüber ein wenig auf den folgenden Seiten:

 

Besonderheiten der Zeit Imam Mahdis (atf)

Die Gelehrten Ahl-Taschayyuhs als auch Ahl-Tassannuns überliefern ein Wort des Gesandten Gottes, in dem es heißt:

'Angenommen, das Diesseits währte nur noch einen einzigen Tag, so würde der Allmächtige Gott diesen verbliebenen Tag bis zum Erscheinen meines Sohnes Mahdis währen lassen.'

Gemeint ist damit, daß das Wiedererscheinen Mahdis (atf) eine von Gott beschlossene Sache ist.

Wie gesagt, diese Riwāyāt wird schiitischer- und sunnitischerseits überliefert und bestätigt.

Einige unserer Freunde wunderten sich darüber, daß unser Bruder aus Higāz - Schaykh Khalil r Rahman6 - immer und immer wieder über das Erscheinen des Imam "Hadrat Huggats" (atf) sprach. Er, obwohl er nicht zur Schi'ah gehört, in Erwartung des Erscheinens Mahdis (atf)? Aber, es ist so: Auch er erwartet das Kommerr"Hadrat Huggats". Wenn wir sagen, daß wir sein Erscheinen herbeisehnen, so geschieht das oftmals mehr oder weniger gewohnheitsmäßig, da wir einem geographischen Raum angehören, in dem diese Überzeugung verbreitet und in aller Munde ist. Er aber, wenn er davon spricht, so bewußt und voller Glauben - nicht aus einer Gewohnheit heraus.

Kurz, dieser Erwartungsgedanke wird nicht nur in den Reihen der Schi'ah gehegt, sondern auch Ahl-Tassanun glaubt daran, wie aus ihren Schriften und Reden hervorgeht...

6 Ein bekannter Koranrezitator der arabischen Halbinsel

 

Wollen wir jedoch nun sehen, was Prophet Muhammad (s.a.a.s.) im Zusammenhang mit dem Erscheinen "Hadrat Huggats" bzw. Imam Mahdis (atf) sagt:

'Mahdi wird dann kommen, wenn die Menschheit voller Kontroversen und Auseinandersetzungen ist, in einer erdbebenreichen Zeit.'

Hierzu folgende kurze Erklärung: Mit den erwähnten Erdbeben sind nicht etwa jene Naturkatastrophen gemeint, sondern die Erde gerät durch Menschenhand ins Beben und Wanken. Menschheit und Erde sind (durch Menschenhand) in großer Gefahr.

Auch läßt uns der Gesandte Gottes wissen:

ﻔَﻴَﻣْﻼُ ﺍْﻷَﺮْﺾَ ﻘِﺴْﻃﺍً ﻭَ ﻋَﺩْﻻً ﻜَﻣﺍﻤُﻟِﺋَﺖْ ﻅُﻟْﻤﺍً ﻭَ ﺠَﻭْراً

'Nachdem das Maß an Ungerechtigkeit und Tyrannei überschritten ist, sorgt er - Mahdi (atf) - für Gerechtigkeit und Frieden auf Erden. Das Wohlgefallen Gottes ist mit ihm, und die Geschöpfe in den Himmeln als auch die Menschheit auf Erden freuen sich seiner. Sie sagen: Gott sei Preis und Dank - Tyrannei und Ungerechtigkeit mit all ihrem Übel und Verderbnis sind nun von uns genommen.'

Als der Gesandte Gottes erklärte, daß dann, wenn Mahdi erscheint, 'die Schätze dieser Welt richtig verteilt werden',

fragte man ihn:

'O Gesandter Gottes, wie wird dieses "richtige Verteilen" vor sich gehen', antwortete er:

'Es wird in Gerechtigkeit geschehen.'

Und er sprach:

'Die Herzen der islamischen Gemeinde werden voller Zufriedenheit sein.'

Glaubt nun aber nicht, daß Reichtum und Genüge und daraus resultierende Zufriedenheit etwa nur materieller Art seien. Nein. Sondern: die Herzen werden deswegen voller Zufriedenheit sein, weil sie dann, in jener verheißenen Zeit, weder von Armut und Not, noch von Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Feindseligkeit, Haß oder Neid bedrängt sein werden.

In "Nahgul Balägah" lesen wir eine Voraussage Amir al Mu'minins (a.s), dernach vor dem Erscheinen Imam Mahdis die Menschheit von schweren Unruhen, Kriegen und Gefahren bedroht sein wird:

Wie er uns wissen läßt:

'Ein Krieg wird sein, der auf eigenen Füßen zu stehen scheint, ein Krieg, der seine Zähne zeigt und die Milch in seiner Brust. Wie ein reißendes Tier, das seine Zähne fletscht...'

 

Das heißt: Jene, die es nach Krieg und Blut gelüstet und das Feuer der Kontroversen schüren, schauen und sehen, wieviel "Milch doch die Kriegesbrust hergibt" und glauben, daraus profitieren zu können. Und erkennen doch so gar nicht Schaden und Verlust, den der Krieg für sie im Gefolge hat. Den Krieg zu "melken" erscheint ihnen süß und erfreulich, doch das Ende ist ein arg bitteres.

'Wisset, daß das Morgen dieser Welt Dinge in sich birgt, die ihr nicht vorausschaut, die ihr nicht kennt und über die ihr so gar nicht im Bilde seid. Doch es ist so - und wenn dieses Morgen kommt, wird es sie mit sich bringen.'

'Das erste, was er - der göttliche Treuhänder - tun wird, ist, daß er die Herrschenden und deren Stellvertreter - einen nach den anderen - zur Rechenschaft zieht. Daß er jene, die ihm zur Seite stehen, berichtigt und die Welt in Ordnung bringt.'

' Die Erde wird dann das, was sie an Kostbarkeiten und Möglichkeiten in sich birgt, hergeben.. Was sie bis zu jenem Tag für sich behielt, läßt sie nun hervorkommen.

'Wie ein ergebener und fügsamer Dienender wird sie ihm - wenn er kommt - den Schlüssel zu ihren Schätzen übergeben.'

(Natürlich alles veranschaulichende Bilder von dem, was an jenem Tage geschieht, M)

Nichts wird dann im Kosmos mehr sein, was sich verbirgt. Alles öffnet sich ihm bzw. wird durch ihn enthüllt. Unbekanntes in der Natur gibt es nicht mehr, denn was noch unbekannt ist, wird dann offenkundig.

'Und er wird euch zeigen, was wirkliche Gerechtigkeit ist.'

Jene, die von Menschenrechten und Freiheit reden - spätestens dann wird klar, daß das, was sie meinen, von Freiheit und Gerechtigkeit weit entfernt ist. Und ebenfalls das Gerede von Frieden - nichts als Tünche, nichts als Tarnung und Betrug.

'Die Gesetze des Heiligen Buches aber und die Sunna, die verfemt und at akta gelegt und als überholt und gestorben betrachtet wurden - sie werden zu neuem Leben erwachen.

Auch er sagte:

'Und er - Mahdi (atf) - wird vorgehen und richten in Gerechtigkeit...'

Ein jeder unserer Imame (a.s.) hat einen Beinamen. Amir al Mu'minin beispielsweise wird als Ali 1 Murtidā. Imam Hassan: AI Hassan 1 Mugtabā Imam Hussayn: Seyyid usch Schuhadā. Und die übrigen Imame:As Sagād, AI Bāqir, As Sādiq, AI Kāzim, Ar Ridā, At Taqi, An Naqi, Az Zaki yul Askari.

 

Er - Imam Mahdi - aber, trägt einen Beinamen, der mit "Qiām" - Sich-Erheben - zu tun hat. Er, der sich auf Erden erheben wird, ist "AI Qā'im". Überhaupt - wir kennen ihn als den, der sich erhebt und für Gerechtigkeit sorgen wird.

Wie gesagt - alle Imame haben einen Beinamen, der einer sie ganz besonders kennzeichnenden Eigenschaft entspricht. Und er, der Zwölfte Imam, ist bekannt als der, der sich erheben und der Menschheit Gerechtigkeit bringen wird.

Tyrannei und Gewalttätigkeit werden dann nicht mehr sein. Und sicher und ohne Gefahr die Wege - Wege zu Land, zu Wasser und in der Luft. Darum, weil Gerechtigkeit ist, denn in Ungerechtigkeit und Übertretungen fußen Übel und Unsicherheit. Gerechtigkeit aber ist etwas, daß derlei keinen Raum gibt, zumal das menschliche Wesen nach Gerechtigkeit strebt.

Und die Erde gibt dann allen Segen, der in ihrem Schöße ruht, hervor.

Wißt ihr, über was der Mensch jener Zeit betrübt ist?

Wenn er - wie Gott es sagt - einem Bedürftigen helfen möchte, so ist niemand mehr da, der bedürftig oder arm ist.

Was das Eins-Sein Gottes - Tawhid - anbelangt, sagt er:

'Dann werden alle den Einen Gott anbeten und Ihm nichts anderes, keine weitere Gottheit, keinen Abgott, beisetzen7...

Und bezüglich der Sicherheit: 'Eine Frau kann dann allein, ohne Schutz und Begleitung, von Osten nach Westen reisen, ohne daß jemand sie behelligt.'

Im Zusammenhang mit der Gerechtigkeit, die in jener Zeit sein wird, ist viel gesprochen worden. Aber auch über echte Friedfertigkeit und wirkliche Freundschaft unter den Menschen und ebenso über Sicherheit und Freiheit, derer sich jedermann erfreut. Oft erwähnt wird die gerechte Verteilung der Reichtümer auf Erden. Über die Mittel, die in reichlichem Maße zur Verfügung stehen. Wie unter anderem Früchte, Nutzvieh, beispielsweise Schafe und ähnliches.

Es wird berichtet, daß es dann kein Verderbnis mehr auf Erden gibt. Unter anderem wird es dann Trunkenheit durch Alkoholgenuß nicht mehr geben. Und auch nicht Ehebruch und Unsittlichkeit. Der Mensch wird aufrichtig sein, da ihm Lüge zuwider ist. Ebenso zuwider wie Verleumden, wie Betrügen, wie Verhöhnen, wie Tyrannisieren und Schikanieren.

Aufgrund welcher Philosophie, welchen Denkens?

Ich sagte schon, der Islam macht uns darauf aufmerkam, daß einst Gerechtigkeit herrschen wird auf Erden. Und zwar keine Gerechtigkeit, die

7 Nahgul Balägah, Khutbah 138

 

deswegen zustandekommt, weil man glaubt, man profitiere selbst daraus. In dem Sinne, wie: 'Wenn ich das Recht des anderen nicht verletze, verletzt er das meine nicht. Darin ist der Sinn der Gerechtigkeit zu sehen.'

Nein, so nicht. Sondern es wird eine Gerechtigkeit sein, die man selbst -naturgemäß - möchte und anstrebt. Nach der sich der Mensch, sein menschliches Wesen, sehnt. Nicht aber darum, weil sie für ihn vorteilhaft ist.

Mit anderen Worten: Sein Geist, seine Seele entfaltet sich, er reift tatsächlich zu höchster Vollendung heran. Das aber ist nur im Schirme einer gerechten Weltherrschaft möglich. Im Schütze eines Governments, das gestützt ist auf Gottgewißheit, Gotterkennen, Gottergebenheit und orientiert am Koran - dem Wort Gottes.

Wir Muslime können uns glücklich schätzen, daß wir - entgegen all dem westlichen Pessimismus bzgl. der Menschheit Ende - dieser eine glückliche

Zeit ankündigen können. Rüssel sagt in seinem Buch "Neue Hoffnungen"8

'Die meisten Wissenschaftler von heute sehen der Zukunft des Menschen ohne Hoffnung entgegen und sind davon überzeugt, daß die Wissenschaft einen Stand erreicht hat, der den Untergang der Menschheit im Gefolge hat.'

Und: 'Sie sind der Auffassung, daß der Mensch von dem Grab, das er sich mit eigenen Händen gegraben hat, nur noch einen kleinen Schritt entfernt ist. Der Mensch ist nun soweit gekommen, daß er lediglich noch auf ein paar Knöpfe zu drücken braucht, um die Erde zu vernichten...' So warnte Einstein...

Tatsächlich - wenn wir nicht an Gott glaubten und an die Hilfe aus dem Verborgenen, wenn wir nicht dessen sicher wären, was uns der Koran über die Zukunft der Menschheit sagt - das heißt, wenn wir Menschheit und Welt nur so sehen würden, wie sie sich uns heute zeigt - so könnte man ihren Worten zustimmen. Kein Tag vergeht, an dem nicht noch verheerendere und entsetzlichere Mittel und Waffen erfunden werden. Sehen Sie doch nur, wie ungeheuer mächtig und menschheitsbedrohlich die Vernichtungsindustrie in den wenigen Jahrzehnten, die seit dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima vergangen sind, geworden ist. Es ist inzwischen soweit gekommen, daß man heute davon spricht, daß es, falls es zu einem Dritten Weltkrieg kommt, Sieger und Besiegte nicht mehr geben wird. Dann gibt es nur noch Verlierer - die Erde und die Menschheit. Was dann obsiegen wird ist das "Nichts".

8 übers. Titel

 

Wir aber sagen: Erde und Menschen werden vor diesem Abgrund bewahrt bleiben. Durch Gottes Hand, die mächtiger ist alle anderen Hände. Wie es im Heiligen Koran heißt:

ﻭَ کُنْتُم عَلی شَفا حُفْرَةٍ مِنَ النّارِ ﻔَﺃَﻧْﻘَﺫَﻛُﻡﻤِﻧْﻬﺍْ

"Ihr wäret am Rande einer Feuergrube, doch Er bewahrte euch davor."9  Uns     ward     gesagt:     Dieses     positive     Zukunftsdenken,     dieses Erwartungsprinzip - nämlich daß er, Imam Mahdi (atf), wiedererscheinen und dann für all das Erfreuliche sorgen wird - ist "bestes Tun"10 Warum? Darum, weil es von höchster Gott-Gläubigkeit zeugt.

Gott, unser Herr, laß uns zu Jenen gehören, die aufrichtig und lauter in Erwartung des hoffentlich baldigen

Erscheinens Imam Mahdis (atf) sind. Und - o Herr, unser Gott, gib, daß wir zu jenen zählen, die seine Herrschaft des Rechts miterleben dürfen.

9Sure, 3, AI Imrän, Vers 103

10Bihär ul Anwar, B. 52, Kap. 122


source : الشیعه
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