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Wednesday 17th of April 2024
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Yavuz Özoguz: Dürfen Christen Allah sagen?

Ein Artikel von Yavuz Özoguz
Ja warum denn nicht, wenn sie an Gott glauben.

Aber die Westliche Welt sollte aufhören, sich christlich zu nennen, wenn sie jedes Verbrechen gegen Christen zum Propagandakreuzzug für den Kapitalismus missbraucht.
In Malaysia soll ein angeblicher Religionskrieg toben. Anschläge auf sieben Kirchen schockieren die Nachrichten. Anlass soll die Auseinandersetzung über die Verwendung des Wortes Allah durch Christen in Malaysia sein. Aber kann das wirklich sein? Ein Gericht hatte es wohl Ende Dezember der katholischen Zeitung "The Herald" erlaubt, dass auch Christen Gott auf Malaiisch als "Allah" bezeichnen dürfen. Die Regierung hat die Entscheidung angefochten und argumentiert, das aus dem Arabischen stammende Wort dürfe nur von Muslimen als Gottesbegriff verwendet werden. Aber ist die malayische Regierung wirklich so muslimisch orientiert, dass sie sich jetzt Sorgen um die Verwendung des Begriffs "Allah" von Christen macht? Und gibt es keine arabischen Christen, die "Allah" sagen? Merkwürdig an der gesamten Hofberichterstattung ist, dass sie sich genüsslich an diesem Konflikt suhlt und ihn immer weiter ausbreitet, ohne jemals darauf einzugehen, ob es Christen in dieser Welt gibt, die den Begriff "Allah" bereits vor den malayischen Christen verwendet haben.

Der Name "Allah" ist der Eigenname der Prächtigkeit [lafs-ul-dschalalah] und gehört dem Schöpfer allen Seins. Kein Geschöpf kann Ihn besser beschreiben als Er Selbst, wie z.B. im Heiliger Qur'an in der Sure 112, wie es Rückert einstmals übersetzt hat:

"Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Sprich: Gott ist Einer,
Ein ewig reiner,
hat nicht gezeugt und ihn gezeugt hat keiner,
und nicht ihm gleich ist einer."

Allah ist der Erhalter allen Seins, Der absolut Selbständige, Der niemanden bedarf, alles und jeder aber bedarf Seiner. Er ist das Licht der Himmel und der Erde. Er ist immer der Frühere und der Spätere, der Innere und der Äußere. Sein sind die schönsten Namen.

Das Wort "Allah" selbst setzt sich ursprünglich zusammen aus "al-illah", was "der Gott" heißt. Durch die Zusammensetzung erhält das Eigenwort der Prächtigkeit aber eine grammatikalische Form, die nicht mit einem Artikel versehen werden kann und weder eine spezielle weibliche noch eine männliche Form einnehmen kann. Er ist Er und nichts und niemand ist Ihm gleich.

Dieser Name ist den Muslimen so heilig, dass sie die Schrift mit diesem Namen niemals ohne rituelle Reinheit berühren, unabhängig davon in welcher Sprache er geschrieben wurde. Allah hat dem Menschen aus Seiner ultimativen Liebe heraus geschaffen und versorgt ihn mit Liebe. Allah ist die Quelle aller Liebe.

Jetzt gibt es aber ein Detail der Namensgeschichte, das von sehr großer Bedeutung in diesem Zusammenhang ist: Arabischen Christen verwenden ebenfalls den Namen Allah, um Gott anzurufen, wie auch z.B. Christen auf Malta, die "Alla" sagen. Dabei handelt es sich keineswegs um eine neue Entwicklung! Wer auch nur ein Mal ein christliches Gräberfeld in z.B. Damaskus (immerhin die Stadt, in der Paulus das Christentum verkündete) besucht hat, kann auf den Grabsteinen der dort begrabenen Christen sehr deutlich sichtbar den arabischen Schriftzug "Allah" erkennen. Die Tatsache, dass es in anderen christlichen Kulturen nicht vorkommt, hängt weniger mit den Muslimen als vielmehr mit den Christen zusammen, die andere Namen Allahs verwenden. So sagen z.B. türkische Christen auch "ya Rabb" (Oh Herr) oder "Tanri", das türkische Wort für Gott.

Der Verweis der westlichen Hofberichterstattung auf das Arabische ist also absolut unhaltbar! Es ist auch kaum anzunehmen, dass kein Chefredakteur, kein "Islamexperte" jemals davon gehört hat, dass arabische Christen durchaus "Allah" sagen. Vor diesem Hintergrund ist die aktuelle Berichterstattung als weitere Facette des medialen Kreuzzuges für den Kapitalismus zu sehen.

Tatsache aber bleibt, dass ein ungebildeter Mob (möglicherweise aufgebracht von durchaus gebildeten Menschen) auf den Straßen Malaysias christliche Gotteshäuser beschädigen! Und Tatsache ist auch, dass offenbar die Regierung an dieser aufgeheizten Stimmung nicht ganz unschuldig ist. Während man in der Westlichen Welt den Muslim als Sündenbock benötigt, um im Untergang des Kapitalismus den erwartungsgemäß zunehmenden Hass in der Bevölkerung auf jenen Sündenbock umzulenken, stellt sich die Frage, warum so etwas in einem muslimischen Land passiert. Die Antwort ist dieselbe: Malaysia ist nicht minder kapitalistisch orientiert als die Westliche Welt. Die Marken, die den Markt dort beherrschen, insbesondere den Lebensmittelmarkt, sind noch viel mehr als z.B. in Deutschland die Global Player wie Nestle und ihresgleichen. Malaysia ist ebenfalls verschuldet. Und das Hasspotential auf die Westliche Welt ist in den letzten Jahren unvorstellbar gestiegen angesichts der Grausamkeiten in Afghanistan, Irak und vor allem Palästina. Die amtierende Regierung erfüllt diesbezüglich nicht hinreichend die Vorstellungen des Volkes, so dass auch hier ein Sündenbock "benötigt" wird.

Jede Schandtat gegen Christen in Malaysia aber wird in der westlichen Hofberichterstattung wiederum dafür genutzt, den ohnehin schon steigenden Hass gegen Muslime weiter anzuheizen! Dass das wenig mit dem Christentum zu tun hat, kann schon daran ersehen werden, dass eine Bischöfin, die sich gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ausspricht, unverzüglich zum Rapport bei der Bundesregierung geladen wird. Und es mutet schon geradezu grotesk an, wenn eine Bevölkerung über Malaysia so ziemlich nichts weiß, außer dass dort einige Kirchen angezündet wurden.

Was aber wäre der Ausweg? Ein erster Ausweg wäre, wenn hüben wie drüben auf die bestehende Tatsache hingewiesen wird, dass z.B. der Begriff Allah schon seit Jahrhunderten von arabischen Christen verwendet wird. Dazu sollte selbst ein sonst nur von Hass geprägter "Islamexperte" in der Lage sein. Als weiteren Schritt könnten Muslime und Christen gemeinsam gegen das Unrecht Stellung beziehen, dass Gotteshäuser angegriffen werden! Und nicht zuletzt ist es dringend geboten, realistische Auswege aus der kapitalistischen Sackgasse zu finden, um den "Bedarf" an Sündenböcken zu vermindern. So geboten eine "Exitstrategie" aus Afghanistan ist, so bedeutsamer wäre eine "Exitstrategie" aus dem Kapitalismus. Viele der Missstände der aktuellen Welt, ob bei Muslimen oder Nichtmuslimen, sind genau auf die Ausweglosigkeit zurückzuführen, vor denen die angeblichen Bewahrer "christlich-jüdischer" Werte stehen. Werden aber realisierbare Auswege aufgezeigt, die einen Ausstieg in eine sozialere Welt ermöglichen, ließen sich auch breitere Führungsschichten dafür gewinnen. Auf die wenigen Verkommenen, die nie bereit sein werden, auf eigne Pfründe zu verzichten, kann keine Rücksicht genommen werden.

Insofern sind nicht nur die Hassprediger unter den Hofjournalisten und Politiker mitverantwortlich an einer zunehmend menschenfeindlichen Welt, sondern auch jeder Wirtschaftswissenschaftler, Bänker, Betriebswirt, Naturwissenschaftler, Mathematiker oder auch Ingenieur, eigentlich jeder Akademiker, der nicht in seinem Bereich alternative, menschlichere Wege aufzuzeigen oder zumindest darüber nachzudenken bereit ist.

 

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