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Relativität der Moral

Relativität der Moral" oder Relativität der moralischen Werte ist ein weltweites Problem unseres Zeitalters. Die Menschen sind sich nicht

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einig, was das Gute und das Böse ist, und daraus sind viele irreführende Lehren entstanden. Das tatsächliche Ziel ist, allgemeine humane Standards für das Gute und das Böse zu begründen, das heißt: Wie sollte man sich zum Guten verhalten? Dieses Problem ist heutzutage weitverbreiteten Widersprüchen unterworfen, und daher ist es notwendig, das Problem zu diskutieren.

Einige Leute glauben, die Moralität und die Standards des Guten und des Bösen seien relativ. Mit anderen Worten, sie behaupten, dass Menschlichsein etwas Relatives wäre, und das bedeutet, dass die menschlichen Standards sich je nach Zeit und Ort verändern müssen. Das impliziert, dass etwas, das moralisch gut zu einer gewissen Zeit und unter gewissen Umständen ist, zu anderen Zeiten und unter anderen Bedingungen als unmoralisch betrachtet werden kann. Das ist es, was sie unter "Relativität der Moral" meinen.

Es muss hier bemerkt werden, dass Grundprinzipien der Moralität und Urstandards der Menschlichkeit überhaupt nicht relativ sind, aber zweitrangige Standards und Prinzipien sind es. Wir können diese Wirklichkeit auch im Islam beobachten. Soweit das praktische Verhalten des Propheten Mohammed (s.) betroffen ist, gab es einige Prinzipien, die er unter jeglichen Umständen als verboten und ungültig betrachtete. Auch unsere zwölf Imame wandten niemals solche Prinzipien an, denn der Islam hat sie grundsätzlich für alle Zeiten, alle Plätze und alle Umstände verboten.

Anders als unsere sunnitischen Glaubensbrüder sind wir schiitischen Muslime mit einer Schatzkammer ausgestattet. Die sunnitischen Glaubensbrüder haben eine 23-jährige Zeitspanne des Heiligen Propheten nach seiner Berufung, die großteils lehrhaft ist, soweit sein praktisches Verhalten unter verschiedenen Umständen betroffen ist, aber die Schiiten haben zusätzlich eine Zeitspanne von 250 Jahren Unfehlbarkeit der zwölf Imame, was bedeutsam ist, weil überliefert ist, wie die zwölf Imame unter verschiedenen Umständen lebten, und eine tiefschürfende Studie über die zwölf Imame kann uns richtige Methoden und Einsichten liefern, die wir bei unseren täglichen Le-

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benssituationen anwenden können. Diese Wirklichkeit unterscheidet uns von anderen muslimischen Glaubensbrüdern, die nur auf die erste Zeitspanne von 23 Jahren bauen und glauben, der Heilige Prophet (s.) wäre die einzige unbefleckte Persönlichkeit gewesen.

Der sechste schiitische Imam Sadiq (a.) beispielsweise, lebte in der abbasidischen Periode, und was dort passierte, ist dem Heiligen Propheten Mohammed (s.) niemals zugestoßen. So sind wir diesbezüglich reicher, als unsere muslimischen Glaubensbrüder, denn die einmütige Ablehnung gewisser Prinzipien durch den Propheten wie auch durch unsere zwölf Imame unter allen Umständen kann uns zur Tatsache führen, dass sie dem Prinzip der Relativität der Moral nicht unterworfen sind.

Die Vertreter der "Relativität der Moral" mögen darauf hingewiesen werden, dass Verrat eines der Prinzipien der Standards ist, welches die Leute bei ihren gegenseitigen Geschäften anwenden könnten. Die Mehrheit der Politiker der Welt gebraucht Verrat, um ihre Ziele zu erreichen. Einige gründen all ihre Politik darauf, und andere gebrauchen Verrat bei gewissen Gelegenheiten. Sie glauben, dass Moralität in der Politik bedeutungslos ist und daher nicht wert ist, in Erwägung gezogen zu werden. Ein Politiker mag versprechen, schwören oder ein Abkommen unterzeichnen, um dieses oder jenes zu tun oder nicht zu tun, aber er nur solange bleibt loyal dazu, solange sie ihm nützen, aber sobald sie sich als schädlich für seine Interessen erweisen, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach seine Versprechungen nicht achten. In seinem Buche "Der Zweite Weltkrieg" erwähnt Winston Churchill den Angriff der Alliierten auf den Iran und sagt, dass sie mit dem Iran übereingekommen waren, weshalb sie den Iran nicht hätten angreifen sollen. Aber, so fügt er hinzu, solche Übereinkünfte können nur in einem kleinen Maßstab getroffen werden, beispielsweise zwischen zwei Personen. Aber in der Politik, wenn Nutzen und Schicksale einer Nation betroffen sind, verliere die Übereinkunft ihre Bedeutung. Weiterhin behauptet er, dass er die Interessen Großbritanniens deswegen nicht ignorieren konnte, auch wenn die Verlet-

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zung eines Abkommens mit einem anderen Staat unmoralisch und gegen die Prinzipien der Humanität sei.

Auch Muawiya gründete seine Herrschaft auf die gleiche Politik des Verrats. Imam Ali (a.) dagegen wollte solch eine Politik nicht betreiben, selbst als es um sein eigenes Kalifat ging; und so zeigte er eine der Eigenschaften, die ihn von allen Politikern der Welt unterscheidet. Imam Ali (a.) war der Hüter wahrer und korrekter Prinzipien. er glaubte, dass die Hut humaner Prinzipien, Wehrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Treue die Philosophie hinter seinem Kalifat begründe. Wie konnte er dann diese Prinzipien opfern, um das Kalifat festhalten zu können? In der Tat, nicht allein, dass er selber solch einer Philosophie folgte, sondern klar notierte er sie in seinem erlauchten Brief an Malik al-Aschtar, seinem Statthalter in Ägypten und er formulierte: Wenn du ein Abkommen zwischen dir und deinem Feinde schließest, oder wenn du ihm etwas eidlich versprichst, dann erfülle deine Zustimmung und halte dein Versprechen treu ... Allah garantiert Abkommen und eidliche Versprechen als ein Zeichen der Sicherheit... (Quelle: Asch-Scharif Ar- Rasi: Nahdsch-ul-Balagha Alis, p. 542, Qum: Institut für islamische Studien, 1975).

Nun fragen wir die Advokaten der absoluten "Relativität der Moral", ob sie glauben, dass ein Führer diesem Prinzip selbst hinsichtlich Verrat folgen sollte, das heißt: verräterisch wie auch ehrlich, je nachdem, wie es Zeit und Ort erforderlich machen? Nein, dieses Prinzip ist absolut falsch.

Überschreitung (Verstoß)

Das bedeutet, dass man nicht über die eigenen rechtmäßigen Grenzen gehen sollte, selbst wenn es sich um Feinde handelt. Gibt es irgendeine Grenze, die beachtet werden muss, wenn man gegen Ungläubige antritt? Ja ! Der Heilige Qur'an sagt:

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Und kämpfet für Allahs Pfad gegen jene, die Euch bekämpfen, doch überschreitet das Maß nicht. Allah liebt nicht die Maßlosen. (HEILIGEN Qur'an, Sure 2, Vers 190)

Mohammed (s.), der Heilige Prophet des Islam und Ali (a.), der I-mam und Kalif der Gläubigen, rieten immer ihren Gefährten, die verletzten Feinde nicht zu töten, auch nicht die Frauen, Kinder, Alten, Waffenunfähigen und Behinderten, und es sollte ihnen Wasser gegeben werden; selbst hinsichtlich der koreischitischen11 Ungläubigen, die nicht nur dem Propheten spinnefeind waren, sondern ihn auch zwanzig Jahre lang bekämpften, ihm jeden Stein in den Weg legten, des Propheten Kinder und Verwandte töteten, ihn und seine getreuen Gefährten folterten - so sehr sie nur konnten, solange der Prophet in Mekka weilte (vor seiner Flucht nach Medina); und sie verletzten seine Zähne und seine Stirne; aber der Heilige Prophet verhielt sich gerecht und mäßig gegen jene, die nach der Eroberung Mekkas noch lebten, als die Muslime die absolute Macht über ihre Feinde hatten. Die Muslime behandelten die Feinde nach dem folgenden Vers der Sure Al-Maidah (und sie ist die letzte Sure, die dem Heiligen Propheten gerade nach der Eroberung Mekkas offenbart wurde):

O die Ihr glaubt! Seid verantwortlich in Allahs Sache, bezeugend in Gerechtigkeit. Und die Feindseligkeit eines Volkes soll euch nicht verleiten, anders als gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist näher der Gottesehrfurcht. Und fürchtet Allah; wahrlich Allah ist kundig eures Tuns. (Heiliger Qur'an, Sure 5, Vers 8)

Ist es nun tatsächlich erlaubt, in gewissen Situationen die eigenen Grenzen zu überschreiten? Niemals ! Jede Angelegenheit ist an gewisse Maßstäbe und Schranken gebunden, die nicht überschritten werden sollten. Warum überhaupt bekämpft der Mensch seine Fein-

11 Stamm in Mekka, dem der Prophet entstammt und die dem Islam gegenüber sehr feindlich gesonnen waren.

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de? Wenn er das tut, um seine Komplexe und Hindernisse loszuwerden, wird es mit dem Islam nicht verträglich sein. Wenn er kämpft, um für die Menschlichkeit ein Hindernis aus dem Wege zu räumen, sollte er das Kämpfen beenden, wenn er sein Ziel erreicht hat, damit er seine Grenzen nicht überschreitet.

Wenn den Tyrannen gehorcht wird

Wenn man die Sympathie des Feindes sucht, indem man sich der Tyrannei und Grausamkeit unterwirft, so ist das ein falsches Prinzip, dem der Heilige Prophet Mohammed (s.) und die zwölf Imame niemals im Leben gefolgt sind. Dieses Prinzip und die anderen obigen falschen Prinzipien werden vom Propheten (s.) und von den zwölf Imamen abgelehnt.

Anerkannte und zu befolgende Prinzipien

Er gibt gewisse Prinzipien, denen der Heilige Prophet Mohammed (s.) und die zwölf Imame immer anhingen, auch in einer relativen Weise. Der Grad der Relativität dieser Prinzipien wird unten diskutiert werden.

Es gibt zwei Prinzipien (im Islam), nämlich "das Prinzip, Macht zu haben" und "das Prinzip, Macht zu gebrauchen". Das erste impliziert, dass die Muslime Macht haben müssen, um Feinde abzuwehren und deren Angriffe zu vereiteln und sie nicht unvernünftigerweise anzugreifen. Der Heilige Qur'an sagt diesbezüglich:

Rüstet euch mit Macht gegen sie, so gut, wie ihr nur könnt und mit einer Reiterschar, um damit in Schrecken zu versetzten die Feinde Allahs und eure Feinden und noch andere außer diesen, die ihr nicht kennt; Allah kennt sie.

(Heiliger Qur'an, Sure 8, Vers 60)

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"In Schrecken zu versetzten" (turhibun) impliziert hier die Macht, dass die Feinde aufhören, muslimische Länder anzugreifen. Dies ist ein absolutes Prinzip, kein relatives, an das man denken sollte und das man jederzeit befolgen sollte, solange es Feinde gibt.

Das andere Prinzip, "das Prinzip, Macht zu gebrauchen" , differiert vom ersteren. Ja, der Islam hält es für relativ gestattet und der Heilige Prophet wendet es auf der gleichen Basis bei spezifischen Angelegenheiten an: bleibt nichts anderes übrig, um den Feind zurückzuschlagen, so muss zu Gewalt und Kraft gegriffen werden.

Im Nahdsch-ul-Balagha bezieht sich Imam und Kalif Ali auf einige kennzeichnende Eigenschaften und im Ganzen auf das praktische Verhalten des Heiligen Propheten und er sagt:

Der Prophet war wie ein wandernder Arzt, der seine Salben zubereitete und seine Instrumente erhitzte. Er gebrauchte sie, wann immer das Bedürfnis entstand, blinde Herzen, taube Ohren und stumme Zungen zu heilen. Er folgte mit seiner Medizin dem Feld der Nachlässigkeit und den Orten der Verwirrung. Die Leute nahmen kein Licht von den Lichtern seiner Weisheit, noch verschafften sie sich eine Flamme vom Funkenflug seines Wissens. So waren sie in dieser Angelegenheit wie grasendes Rindvieh und wie harte Steine.

Wiederum lesen wir im Nahdsch-ul-Balagha:

Jene, die nicht Sünden begehen und mit Sicherheit (vor Sünde) ausgestattet sind, sollten Mitleid haben mit den Sündern und den Ungehorsamen. Dankbarkeit sollte großteils ihre Nachsicht sein und sollte sie davon abhalten, bei anderen Fehler zu finden. Was ist der Verleumder, der seinen Bruder tadelt und Fehler bei ihm findet?

Selbstverständlich sollte ein Kranker, der Sympathie verdient, nicht grob behandelt werden oder sich selbst überlassen werden, sondern er sollte stattdessen gepflegt und geheilt werden. Der Heilige Prophet

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des Islam handelte wie ein Arzt, der Patienten heilt. Ärzte teilen sich grundsätzlich in zwei Kategorien: Eie einen haben ein festes und dauerndes Amtsgebäude und heilen jene Patienten, die zu ihnen hinkommen, und diese Ärzte kümmern sich nicht um andere; und die Ärzte der zweiten Kategorie reisen herum und sie sind nicht damit zufrieden, nur Leute zu behandeln, die zu ihnen kommen. Sie selber gehen zu allen Patienten innerhalb ihres Aktionsradius. Imam Ali (a.) sagt, der Heilige Prophet Mohammed (s.) habe zur Klasse der Wanderärzte gehört. Der Prophet besuchte in seinem ganzen Leben die moralisch und geistig Kranken. Zu diesem Zweck reiste er sogar nach Ta'if (südöstlich von Mekka). Er pflegte zur heiligen Moschee in Mekka zu gehen, den Qur'an zu rezitieren und dadurch die Leute zum Islam zu rufen. Während der verbotenen Monate, wenn den A-rabern verboten war, sich gegenseitig zu bekriegen, kamen die arabischen Stämme nach Mekka, um die Wallfahrtszeremonien gemäß ihrer eigenen Riten zu vollführen, besonders wenn sie sich am Berge Arafat versammelten. Der Heilige Prophet fühlte sich dann sicher und nutzte die Gelegenheit, zu den Leuten zu predigen. Abu Lahab, einer der Onkel des Propheten, war ein Ungläubiger, und er forderte immer die Leute auf, "seinem verrückten und lügenden Neffen" nicht zuzuhören. Aber der Prophet dachte trotz solch gemeiner Kränkungen an seine Verantwortung.

Es wird erzählt, dass einstens Jesus Christus gesehen wurde, wie er das Haus einer Hure verließ. Seine Jünger waren ganz überrascht und fragten: "O Geist Gottes ! Was hast du an solch einem Ort gemacht? " Er antwortete: "Ein Arzt besucht seinen Patienten. "

Solch Ärzte trugen immer die Salben, die Scheren, die Pinzetten mit sich. Die Salben benutzten sie, wo immer es möglich und wirksam war, aber wenn das nichts nutzte, gebrauchten sie die Instrumente zu Operationen und Einschnitten. Tatsächlich waren diese Ärzte in einigen Situationen freundlich und milde und in anderen waren sie schmerzhaft.

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Im ganzen sollte die islamische Gemeinschaft die stärkste in der ganzen Welt sein, damit nicht Feinde die Interessen, Besitztümer, Gebiete und Kulturgüter der islamischen Gemeinschaft begehen mögen. Dies ist ein absolutes Prinzip. Andererseits, die Gewaltanwendung ist ein relatives Prinzip, das zuweilen notwendig ist und zuweilen nicht.

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