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Gemeinsame Sitzung der französischen Universität Sorbonne und der islamischen Akademie Hamburg

Diese gemeinsame wissenschaftliche Sitzung fand am Samstag, den 10. Dezember 2016 in der Bibliothek des islamischen Zentrums in Hamburg – unter der Anwesenheit des Leiters dieses Zentrums, Ayatollah Dr. Ramezani, und des Leiters der katholischen Hochschule der Universität Sorbonne, Dr. Le Hugo, Leiter der islamischen Akademie Hojattul-Islam Dr. Hamidreza Torabi und Hojattul-Islam Dr. Saeid Jazari, Dozent an der Universität Sorbonne, statt.

Zu Beginn hieß Hojattul-Islam Dr. Hamidreza Torabi Prof. Le Hugo und Dr. Jazari willkommen, bezeichnete danach die Abhaltung von wissenschaftlichen Sitzungen und Dialoge unter den Religionen als eine Notwendigkeit in der heutigen Gesellschaft, und fügte hinzu: „Die islamische Akademie betrat 2012 eine neue Phase ihrer Aktivitäten und verfolgt seither zielstrebiger die Abhaltung von Dialogen, Schulung und Forschung. Im Bereich Dialog veranstaltet die islamische Akademie regelmäßig sehr gute Sitzungen mit den Universitäten, religiösen Zentren und Persönlichkeiten – die auch in den deutschen Medien erwähnt werden.

Im Forschungsbereich wurden in den vergangenen Jahren über 20 Bücher zum Druck bereitgestellt, einige davon wurden verfasst, einige übersetzt und einige editiert. Die vierteljährliche Zeitschrift Al-Fadschr – die schon seit 33 Jahren herauskommt und an die Universitäten geschickt wird – befasst sich mit aktuellen wissenschaftlichen Themen. Dabei sticht die Islamlehre und die Gründung der Islamisch-Theologischen Hochschule vonHamburg besonders hervor. Derzeit werden über 30 Theologiestudenten aus fünf europäischen Ländern (Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Belgien und Frankreich) – Frauen und Männer getrennt – an dieser Hochschule, von zehn halb- und vollzeitbeschäftigte Dozenten unterrichtet.“

Anschließend bekundete Herr Prof. Le Hugo (Islamwissenschaftler, Leiter der Hochschule für katholische Priester Frankreichs, und wissenschaftlicher Leiter der katholischen Abteilung der Universität Sorbonne) seine Freude darüber, dass er an dieser Sitzung teilnehmen konnte, bedankte sich bei den Initiatoren dieser Sitzung, und bezeichnete die schiitische Schule als eine reichhaltige Kultur, die der Welt – gegenüber dem Wahhabiten – den wahren Islam vorstellen kann. Er fügte hinzu: „Solche Dialoge und die Aktivitäten der Akademie sind eine gute Gelegenheit, um die schiitische Schule in Europa und in Deutschland vorzustellen.

Ich forsche nun seit fünf Jahren über die schiitische Kultur und bin zu den wichtigsten schiitischen Zentren, Mashhad, Qom, Kerbela und Nadschaf gereist, um diese Kultur aus der Nähe kennenzulernen. In der heutigen Zeit kennen viele noch nicht die reichhaltige schiitische Kultur, und wissen nicht, dass genau diese den wahren Islam vorstellen kann.“

An einem anderen Teil seiner Rede wies er auf die Wichtigkeit dieser Dialoge hin, und sagte: „Die heutige Gesellschaft benötigt mehr denn je solche Dialoge und es ist wichtig, dass sie von den Religionswissenschaftlern und Dozenten vorgetragen werden. Aus demselben Grund haben wir auch Herrn Dr. Jazari eingeladen, islamische Rechtslehre (Fiqh) zu unterrichten. Auch sunnitische Geistliche wurden eingeladen, zu unterrichten. Ziel der interreligiösen Dialoge ist nicht alle Religionen miteinander zu vermischen, um dann eine Universalreligion zu erschaffen. Diese Unterschiede hatten schon ihren Grund. Wichtig ist nur, dass wir nebeneinander in Frieden leben können – genauso wie es im Koran steht, wo Gott sagt: „Wir haben euch in verschiedenen Gruppen erschaffen.“ Dialog bedeutet nicht, dass wir die anderen verändern, damit sie wie wir denken; sondern, um die Gelegenheit zu schaffen, damit sie auch ihre Meinung äußern können. Neben unserer Aufgabe als Diener sind wir auch verpflichtet, für Frieden und Ruhe in der Gesellschaft zu sorgen. Sie kennen bestimmt besser als ich diesen Hadith, der besagt: „Ein Gläubiger ist der, der alles was er für sich selbst vermag, auch für seinen Nächsten will.“ Leider sind einige der Ansicht, dass nur ihre Sichtweise richtig ist, alles andere falsch ist und alle die anders denken, irrgeleitet sind. Wir müssen bei den Dialogen mit den Anhängern anderer Religionen offen sein und positiv denken. Wir müssen akzeptieren, dass auch andere Religionen Positives haben. Der allmächtige Gott hat jeder Religion besondere Eigenschaften beschert. Wir müssen die Unterschiede akzeptieren und verstehen, dass die anderen Religionen ihre Werte haben, die sich dann gegenseitig ergänzen können. Unter den abrahamitischen Religionen gibt es Gemeinsamkeiten, auf deren Basis sich die Religionen näherkommen können. Wenn ein Anhänger des Buddhismus von außen sich die abrahamitischen Religionen anschaut, kann er sehr gut die Gemeinsamkeiten erkennen, doch wir, die mitten im Geschehen uns gegenseitig anschauen, können diese Gemeinsamkeiten nicht richtig erkennen, und konzentrieren uns stattdessen nur auf die Differenzen.“

Im zweiten Teil seiner Rede befasste sich Dr. Le Hugo mit „Fürbitte“ (Tawassol) aus der Sicht des Christentums, und sagte: „Wir benutzen in Bezug auf Jesus Christus den Begriff „Sohn Gottes“, was aus der Sicht der Muslime nicht richtig ist. Gott sagt im Koran, in der Sure Al-Ichlas: „(Er) hat nicht gezeugt und ihn hat keiner gezeugt“. Dazu muss ich sagen, das dies unter den Christen eine Metapher ist: Das bedeutet nicht, dass Jesus der gezeugte Sohn Gottes ist, sondern eher „Blut Gottes“ – wie auch die Schiiten Imam Hossein, Friede sei mit Ihm, bezeichnen. Fürbitte gibt es auch unter den Christen, und wenn die Christen Gott um Fürbitte bitten wollen, wollen sie sich der Göttlichkeit Gottes nähern. Wir sind der Ansicht, dass Gott sich in Jesus verkörpert und wenn wir bei Jesus um Fürbitte bitten, so haben wir uns Gott genähert. Wir glauben, dass Jesus am Kreuz gestorben und wiederauferstanden ist. Wir richten durch Jesus unser Gebet an Gott.

Weiterhin glauben wir, dass die Menschen, die auf dieser Welt fromm waren, für uns bürgen können und welche, die Gott nahe sind, für uns beten können. Je näher sie Gott sind, umso mehr können sie für die Menschen bürgen. Ich bin kein Moslem und kein Schiite, doch als ich in Kerbela, Qom oder Mashhad und am Schrein der Imame war, hatte ich das Gefühl, dass diese Imame auch bürgen können. Wir glauben der Grund warum Jesus am Kreuz starb war, weil er uns sagen wollte, dass es was Besseres als das Leben gibt. Um dies zu erreichen, muss man das erbärmliche Leben hinter sich lassen. Genau dasselbe hat Imam Hossein mit seinem Opfer sagen wollen. Wenn wir Jesus - und Ihr Hossein - huldigt, ist es dafür, um die Fürbitte zu verwirklichen.

Ein weiterer Redner dieser Sitzung war der Imam und Leiter des islamischen Zentrums von Hamburg, Ayatollah Dr. Ramezani. An einer Stelle seiner Rede betonte er die Wichtigkeit der Dialoge, und die Wahrung der Würde des Menschen als einer der Grundlagen aller Religionen, und fügte hinzu: „Wir sind der Ansicht, dass diese Dialoge für eine harmonische Koexistenz aller Menschen eine unbestreitbare Notwendigkeit sind. Frieden unter den Religionen spielt eine grundlegende Rolle bei der Herstellung von Frieden und Sicherheit. Die Grundlage aller Religionen ist gleich, nämlich die Würde des Menschen. Wichtig ist nur, dass solche Dialoge nicht nur in geschlossenen Räumen stattfinden dürfen – deren Ergebnisse müssen auch über die Medien verbreitet werden. Die Medien können eine sehr gewichtige Rolle bei der Verbreitung der Ziele dieser Dialoge spielen.“

An einer weiteren Stelle seiner Rede erörterte er die Ansichten der schiitischen Glaubensrichtung bezüglich der Fürbitte und fügte hinzu: „Das System, das Gott im Koran für diese Welt vorstellt, ist ein göttliches System, was bedeutet, dass dieses System von ihm ist und zu ihm zurückkehrt (Sure 2 Verse 156), was auch in der Praxis bewährt werden muss. Viele Verse im Koran wollen genau dies lehren. Basierend darauf glauben wir auch, dass bedürftige Menschen nichts bewirken können und der einzige, der in einem göttlichen System selbstständig etwas bewirken kann, ist Gott.

Also wenn wir sagen, dass jemand einen Toten wieder zum Leben erweckt hat, ist es der Wille Gottes. Oder wenn wir bei den Heiligen um Fürbitte bitten, setzen wir sie eigentlich als Bürge ein. Fürbitte hat eine allgemeine Bedeutung und ist alles, was einem Gott näherbringt. Eine Art der Fürbitte ist gute Taten, wie Gebet, Fasten und … Diese Taten werden eingesetzt, um Gottesnähe zu erlangen. Eine andere Art der Fürbitte ist, dass wir die heiligen Persönlichkeiten als Bürge nehmen.

Einer der Gemeinsamkeiten der Religionen ist diese Fürbitte. Wir glauben zum Beispiel, dass die Propheten – wie Jesus Christus – auch Bürge sein können. Die heiligen Persönlichkeiten können die Verbindung zu Gott sein und sogar die Menschen zu einem höheren spirituellen Rang verhelfen.

Nun entsteht die Frage, ob man überhaupt einen Bürgen braucht, um mit Gott Kontakt aufzunehmen, oder kann man auch direkt mit Gott sprechen? In Anbetracht der Lehren des Korans muss man sagen, das der Mensch direkt mit Gott sprechen kann: „und wenn meine Diener dich über mich befragen, (sag) ihnen, ich bin nah, und die Gebete der Betenden werden – wenn sie mich rufen – erhört. Also müssen sie sich meinem Befehl fügen und an mich glauben, so sollen sie auf dem rechen Weg geleitet werden.“ (al-Baqara, Vers 186).

Der Vertreter Gottes hat mehrere Aufgaben. Einer dieser Aufgaben ist, zu helfen, dass die Sünden vergeben werden. Wenn der Mensch die hohen Stufen der Menschlichkeit erreichen will, kann er bei den Heiligen um Fürbitte bitten. Für die Schiiten ist es irrelevant, ob die Heiligen noch am Leben sind, oder nicht, denn aus der Sicht der Schiiten ist der Körper unwichtig, es ist der Geist der zählt, da der Geist für immer lebt – genauso wie Glaube und Gotteslästerung, die nichts einbüßen egal, ob der Mensch noch lebt, oder schon tot ist, weil sie zum Geist des Menschen gehören. Wir beten stets am Schrein der Heiligen, doch wir verneigen uns nie vor ihnen, denn verneigen ist ein Zeichen der Anbetung, und Anbetung gebührt allein dem allmächtigen Gott. So gesehen ist die Fürbitte bei den Heiligen nicht in Widerspruch zum Monotheismus.

Gott, der Erhabene, schafft in seiner unendlichen Güte selbst im Jenseits für seine Diener die Gelegenheit, damit sie um Fürbitte bitten.

Abschließend standen die Veranstalter für über eine Stunde den Teilnehmern zur Beantwortung ihrer Fragen zur Verfügung.

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